„Uhmmm… You know… it was at that point that I realized that maybe Thierry wasn’t actually a film maker, and he was maybe just someone with mental problems who happened to have a camera.“
Street Art ist eine Passion von mir. Vielleicht ist das ein bisschen viel gesagt, zumal ich mich nicht sehr tief damit befasst habe, ich kenne viele der Künstler, ihre Arbeiten und ihren Stil, aber ich bin weder selbst tätig in der Szene (noch nicht :P), noch kenne ich jedes Detail der Szene auswendig und bin völlig auf dem neuesten Stand. Aber das ist meiner Meinung nach ohnehin ein bisschen der falsche Zugang zu dieser sehr individuellen und „dreckigen“ Szene. Und als Kind der Generation Street Art bin ich natürlich auch grosser Fan von Banksy, dem wie ich ihn sehe, bodenständigen Star der Szene. Und als ich las, dass er einen Film in die Kinos bringen würde, war ich auch aus dem Häuschen. Die sogenannte „Mockumentary“ Exit Through the Gift Shop ist zwar nicht der erste Banksy auf Leinwand, aber der erste, der für einen Oscar nominiert wurde.
Der Exil-Franzose Thierry Guetta ist leidenschaftlicher Filmemacher, was nicht heisst, dass er wirklich was kann, aber dass er Filme macht. Und mit Leidenschaft. Zufällig stösst er auf die Street Art-Szene von L.A. und kommt davon nicht mehr los. Er filmt Strassenkünstler aus der ganzen Welt, mit dem Ziel, die kurzlebige Kunstform in einer Dokumentation festzuhalten. Einer fehlt ihm aber noch in seiner Sammlung: Der mysteriöse Brite Banksy. Als es zufällig zum Treffen der beiden kommt, sieht Banksy zwar Potenzial in Thierrys Idee, sieht aber schnell ein, dass der Franzmann ohne jegliches Gespür ist. Während Banksy sich des Filmmaterials annimmt, ratet er Thierry, selber Kunst zu machen. Mit verheerenden Folgen, für Thierry und für die Kunst.
Ich könnte schlecht sagen, warum ich diesen Film durch, je länger, je mehr gelacht habe. Obwohl, eigentlich kann ich das sogar sehr genau sagen, nur kann ich mir immer noch nicht so gut erklären, warum mich die Darstellung von Thierry Guetta so amüsiert hat. Es liegt wohl an seiner Tollpatschigkeit, die sich zeigt, wenn er sich beim Paste-Up den Fuss bricht, oder wenn er einen Eimer Farbe im Kofferraum seines Vans verschüttet, und an seiner Dämlichkeit, wenn er deutlich gefälschte Pfundnoten nicht als solche erkennt, selbst wenn Banksy ihm im Vorfeld sagt, dass sie gefälscht seien. Dabei macht sich Banksy gar nicht einmal böswillig lustig über den Franzosen, es ist mehr so ein kumpelhaftes Auslachen. Eine andere Reaktion lässt Thierrys Werdegang aber auch nicht zu, seine Haltung zu Street Art und Kunst quittiert Banksy mit einem Augenzwinkern und einer grossen Portion Sarkasmus.
Neben Thierry und Banksy gibt es aber durch das viele Material, das Thierry von anderen Künstlern aufgenommen, auch einen guten Zusammenschnitt aus der restlichen Kunstszene, da werden Künstler wie Swoon oder Shepard Fairey (der Typ, der das Obama-Plakat gestaltete) gezeigt, von denen man gerne ein bisschen mehr sehen würde. Aber durch die vielen vorgestellten Künstler und den Fokus auf Banksy und Thierry, ist das nur schwer möglich, ohne den beiden ihren wohlverdienten Platz zu nehmen. In erster Linie ist es aber doch ein Film über Street Art, der von Banksy und Thierry erzählt wird. Es wäre sehr interessant gewesen, hätte der Film den Oscar für den „Besten Dokumentarfilm“ gewonnen, denn vermutlich hätte Banksy mit Affenmaske auf die Bühne kommen müssen, um den Preis abzuholen. Jedenfalls wäre es lustig gewesen, zu sehen, was passiert wäre. Schade eigentlich.
Mit gut ausgewählter Musik, schrägen Bildern und einem Auge fürs Detail macht Banksy der Street Art ein Geschenk, wie es nur die Nummer Eins der Szene und der wohl beliebteste aktuelle Künstler machen konnte: Ironisch und mit ein bisschen Moral.