Ich bin zurück aus der Wildnis des Berner Hausbergs mit genialen Erinnerungen an ein Gurten mit grossartigem Line-Up, super Stimmung, und perfektem annehmbaren Wetter. Fotos habe ich keine geknipst, weil man grosse Kameras nicht mitnehmen durfte, und ich nur eine grosse besitze. Aber eine Kollegin hat welche gemacht, und ansonsten haben wir noch Einwegkameras mitgenommen, deren Fotos bald entwickelt werden dürften. JEDENFALLS. Das Beste (und Schlechteste) aus drei Tagen Güsche im Folgenden:
Freitag
Die schottischen (!) Glasvegas (Glasgow + Las Vegas, got it?) rockten mit ihrem geschniegelten Indie die Hauptbühne bereits um kurz vor vier – oder hätten das gerne getan, sofern das Publikum auch mitgemacht hätte. Doch dieses liess sich nicht mitreissen, und brachte Sänger und früheren Profifussballer James Allan statt dessen um den Verstand, indem es ständig Strandbälle auf die Bühne warf, bis Allan den Song unterbrach und den Übeltäter gut-schottisch als „Fookin Halfwit“ und „ye reject“ beschimpfte. Wofür er sich danach auch brav entschuldigte.
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Auf CD und von dem, was ich bisher gehört hatte nach, waren die Beatsteaks nun wirklich keinen Besuch der Hauptbühne wert. Zum Glück ging ich trotzdem und es ging ab wie die Hölle. Im deutschen Publikum musste ich mich zwar für den am Bahnhof gefundenen „Anti Stuttgart 21“-Aufkleber rechtfertigen, aber kaum betraten die Beatsteaks die Bühne, war es nur noch ein Pulk aus besten Freunden, der anderthalb Stunden lang die Sau raus liess. Man möge mir künftig meine ehemals negative Meinung zu den Beatsteaks verzeihen.
Kasabian kannte ich eigentlich nur von ihrem Dauerohrwurm „Fire“ und anderen kurz angespielten Titeln, aber ich hatte dennoch grosser Erwartungen an den Freitags-Headliner. Und sie konnten meine Erwartungen völlig erfüllen – eine lockere und dennoch fetzige Show, die klar den Höhepunkt des Tages darstellte. Und für mich im CD-Kauf gipfelte, wobei ich im Nachhinein bemerken musste, dass da ja „Fire“ gar nicht darauf ist.
Samstag
Eine Spontanidee war der Besuch der Schweizer Rocker Dead Bunny, die auf der Waldbühne spielten, wodurch wir automatisch zvorderschtvorne abgingen. Der Speaker nannte ihren Sound „einen Roadtrip durch die USA“ und ich erwartete so Köntry/Folk, wurde aber mit rockigem Sound à la Jack White und guter Show à la (gutes Beispiel hier einfügen) belohnt.
Danach stand Jack Black, pardon Jamie Cullum an, der mit seiner Mischung aus Jazz, Soul und allen anderen erdenklichen Musikgenres, sowie einer gesunden Portion Selbstironie die Massen für sich gewann und anders als „Glasvegas“ um dieselbe Zeit auch wirklich für Stimmung sorgen konnte. Denn wenn der kleine Brite auf dem Flügel rumhüpfte oder beatboxte konnte nun wirklich keiner mehr stillsitzen.
Headliner des Abends waren Jamiroquai und es verwundert kaum, dass Owley dabei natürlich wieder zvorderschtvorne stand und die Hand von Jay Kay schütteln durfte (naja, nicht ganz aber immerhin die Hand meiner Kollegin, die wiederum die Hand von Jay Kay schütteln durfte). Von Leistenbrüchen war nichts zu sehen, Jay Kay tanzte die volle Zeit durch ab, witzelte mit dem Publikum und sorgte für die ausgelassenste Stimmung der Headliner. Würde ich meinen.
Sonntag
Nach zwei Tagen perfektem Sonnenschein musste es natürlich auch noch schiffen, und dann gleich nonstop während mehreren Stunden. Wir wagten uns doch noch aus unserem Zelt heraus, was auch daran lag, dass es nicht wirklich wasserdicht war, und wir lieber richtig nass auf freier Wildbahn, als tröpflinass im Schlafsack wurden. Wir schleppten uns also zur Hauptbühne, wo der Schweizer Gustav mit Les Black Poets für gute Stimmung bei strömendem Regen sorgte. Etwas gar schnulzig wars dann zwar schon, aber es machte einem trotzdem ein bisschen warm. Ums Herz.
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The National machen Musik für trübe Sonntagnachmittage und genau ein solcher war es auch, als die Band aus Ohio („We have more fans here than back in Ohio… You know – Tea Party…“) die Hauptbühne, auf der ich im Übrigen genau einen Act nicht gesehen hatte, bestieg. Das Publikum war happy, und als der Sänger Matt Berninger die Security ins Schwitzen brachte, als er inklusive verkabeltes Mikrofon ins Publikum ging, und dann irgendwann das Mikrofon losliess und im Publikum umherstreunte, war der Act definitiv beim Höhepunkt angelangt.
Es fehlte noch etwas, um das Gurten so bombastisch zu machen, und das waren die Arctic Monkeys, Stars des letzten Tages. Leider stand ihr Auftritt unter keinem guten Stern, denn nach jedem Lied machte der Band die schlechte Technik einen Strich durch die Rechnung, sodass sie jeweils knapp einen Song zu Ende spielen konnten. Irgendwann sagte Alex Turner nur noch genervt „This is not our problem, we’ll be back, when they’ve sorted this out.“, und verliess mit der Band die Bühne. Unter Jubel kehrten die Affen dann zurück und dankten den Fans für die Geduld („I thought you’d all left for the Bacardi Dome – at least, that’s what I’d have done.“) um dann weiterzurocken. Und diesmal ohne Probleme.
Lowlights
Es gab neben perfekten Auftritten aber auch Acts, denen ich nicht viel abgewinnen konnte, bei zweien hatte ich aber auch nicht viel erwartet.
Am Freitag schauten wir uns ein bisschen 77 Bombay Street an, und ich verstehe nun wirklich nicht, warum die an jedem einzelnen Festival spielen dürfen. Schläfrig und recht langweilig war das, sodass wir uns irgendwann dann aufmachten um die Zeit besser zu investieren – und Plätze für „Kasabian“ zu reservieren, oder uns zu betrinken – ich weiss es nicht mehr genau.
Mir wurde gesagt, sie wären eine Band für kreischende Mädels, und mir wurde gesagt, sie wären Iren, weshalb ich nicht ganz ausmachen konnte, ob ich The Script nun gut oder schlecht finden sollte. Spätestens, als sie zu spielen begannen, sollte ich es wissen – sie waren schlecht. Sehr schlecht. „Während die anderen Kinder draussen Fussball spielten, blieb Daniel O’Donoghue lieber zu Hause, um zu singen“, schrieb der Festivalguide, und ich fragte mich ernsthaft, ob ich dem werten Herrn nicht eine Fussballerkarriere ans Herz legen sollte.
Oasis am Gurten – Yeah! Okay, nicht ganz Oasis, aber Liam Gallaghers neue Band Beady Eye. Wenn die Musik nicht wirklich weghaute, dann gelang es den meisten Acts noch, die Fans zumindest mit einer guten, intimen Performance zu packen. Nicht so bei Mr. Gallagher. Kam, sah und sang, war sein Motto, es wurde ein Stück nach dem anderen runtergespult, und abgesehen von einem in die Menge geworfenen Hut blieb nicht viel von „Beady Eye“. Dazu passte, dass Gallagher nach ein paar geschüttelten Händen dann auch direkt im VIP-Bereich verschwand und die Band sich selbst überliess.