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Scheibenkritiken #3

Vier neue Alben (unter anderem, ich nenne jetzt die Zahl der CDs, die tatsächlich seit der letzten Kritik ihren Weg in meine Hände gefunden haben, besser nicht), auf die ich mich zum Teil schon lange gefreut habe, oder die ich eher zufällig entdeckte, und die alle meine Aufmerksamkeit auf sich zogen, weshalb eine kurze Bewertung Not tut.

Oh Gott. Klingt das geschwollen. Bäh. Lest einfach den Post.

Fitz and the Tantrums – Pickin‘ Up The Pieces

Die Band um Leadsänger Michael Fitzpatrick, die sich in unzählige Genres einordnen liesse, darunter Indie, Soul, Funk, Pop, 80’s und ganz minim noch in Ska, habe ich ganz kurz vor meiner Abreise nach New York entdeckt. Da Fitz and the Tantrums eine noch sehr unbekannte Band ist, war es ausgeschlossen, dass man hierzulande ihre erste CD „Pickin‘ Up The Pieces“ finden würde, und auch in Amerika wurde ich nicht selten mit einem „Finn and the Tangerines? No we don’t have that!“ abgewiesen. Dabei bin ich überzeugt, dass Fitz and the Tantrums mehr Anerkennung verdient hätten, viel mehr. Denn ihr Erstling strotzt nur so von eingängigen und tiefsinnigen Songs über Liebe, das Leben und die Probleme, die diese Dinge mit sich bringen. Klingt kitschiger, als es ist, aber verpackt in diesen abgedrehten Neo-Soul entsteht daraus eine Scheibe, die garantiert einen Platz weit oben in meinen All-Time-Lieblingsscheiben erhält.

– 24. August 2011 (Dangerbird Records)

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Justice – Audio, Video, Disco

Als mir ein Kollege, der wohl der noch grössere Fan von Justice ist, als ich, mir erzählte, dass das neue Album „Audio, Video, Disco“ nicht so toll wäre, glaubte ich ihm nicht. Nach mehrmaligem Hören muss ich ihm aber bedingt zustimmen. Das Album ist zwar nicht so schlecht, wie es mir beschrieben wurde, das „Highlight des Jahres“, als das es einige Medien lobten, sieht aber auch anders aus. Oder klingt zumindest anders, als „Audio, Video, Disco“. Was der Scheibe fehlt, ist ein klarer Stil, ein Statement. Die Stücke sind gut, wenn auch der richtige Ohrwurm fehlt – am ehesten haben dazu noch der Titeltrack oder das sphärische „Ohio“ Potential. Trotzdem weiss man bis zum Schluss nie wirklich, was Justice mit diesem Album wollen – soll es ein Konzeptalbum sein, soll es in eine neue Richtung gehen, oder wollen sie doch eher am altem Stil festhalten? Der unkonsequente und beiläufige Mix auf „Audio, Video, Disco“ ist das Ergebnis.

– 24. Oktober 2011 (Ed Banger)

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Coldplay – Mylo Xyloto

Mich als langjährigen Coldplay-Fan zu bezeichnen wäre etwa ähnlich wahrheitsgetreu, wie dasselbe von Justin Bieber zu sagen. Coldplay zählte zu den Bands, die ich immer respektierte, und deren Musik ich gern hörte, aber ein Fan war ich deswegen nie – schon alleine, weil ich keins ihrer Alben besass. Auf das neue Album „Mylo Xyloto“ freute ich mich aber dennoch, nicht zuletzt, da schon im Vorfeld klar war, dass die Scheibe anders würde, als das, was man bislang vom Aushängeschild des Britpop kannte. Und tatsächlich klingen Coldplay auf diesem Album viel mehr wie U2, und vermutlich wäre das bei jeder anderen Band als Coldplay auch ein Verbrechen. Doch in diesem Fall ist es sogar sehr erfreulich, dass sich die Band vom langsam langweilig werdenden immergleichen Sound abgewandt, und sich stattdessen einem neuen, etwas abgedrehten und kaugummibunten Synthie-Pop zugewandt hat. Verständlicherweise stört das gerade hartgesottene Fans, da ich aber kein solcher bin, habe ich auch meine helle Freude an diesem auf Scheibe gedruckten Drogentraum.

– 21. Oktober 2011 (Parlophone)

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Noel Gallagher’s High Flying Birds – Noel Gallagher’s High Flying Birds

„Oasis“ waren mir leider lange nicht mehr als nur ein Begriff, und darüberhinaus meist nur wegen der Streitigkeiten der Brüder Liam und Noel Gallagher. Müsste ich mich nun, da ich mit der Band etwas vertraut bin, auf die Seite eines der Brüder schlagen, würde die Wahl wohl auf Noel fallen, und das nicht nur, weil er das kleinere Übel ist, sondern auch, weil Noel meiner Meinung nach der Talentiertere ist. Mit Liams „Oasis“-Überrestengruppe „Beady Eye“ kann ich wenig anfangen, Noels neuestes, recht narzisstisch anmutendes Projekt Noel Gallagher’s High Flying Birds spricht mich da viel mehr an. Es ist fast, als hätte er mit seinem Ausstieg auch den Spirit von Oasis mitgenommen. Das Album stammt unüberhörbar aus der Feder von Noel Gallagher, der aber dafür sorgt, dass das Album klar in eine neue Richtung geht. Neben schwermütigen Psy-Rock-Balladen und Oden an das leichte Leben finden sich aber dennoch hin und wieder bekannte seichte Pop-Klänge, schliesslich ist auch „Stop The Clocks“ der letzte „Oasis“-Song. Es gäbe wenig an der Scheibe auszusetzen, höchstens vielleicht der akute Mangel an eingängigen Melodien, die „Noel Gallagher’s High Flying Birds“ bestenfalls zu Hintergrundmusik machen.

– 17. Oktober 2011 (Sour Mash)

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  • donpozuelo

    Also ich glaube, ich kann mich schon als Coldplay-fan der ersten Stunde bezeichnen. Und nein, mich stört der kaugummibunte Synthie-Pop überhaupt nicht. Ich finde es gut, dass die Kollegen der Band immer mal wieder ein wenig herum experimentieren. Ich mag das neue Album auch sehr.

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  • donpozuelo

    Und P.S.: Bis auf Fitz and the Tantrums darf man hier im Teutonenland wieder nichts anklicken, weil unsere hochgeschätzte und viel geliebte GEMA wieder was zu meckern hat. 😉

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  • Dr. Borstel

    Ich bleibe dabei, schon „Viva la Vida“ und in Ansätzen sogar „X&Y“ waren eher Coldlay-untypisch, auch wenn mir dabei ständig alle Welt widerspricht. Und das ist übrigens gut so (nicht das Widersprechen, sondern das Anderssein), weil „Viva la Vida“ eine verdammt geile Platte war, die „MX“ wohl nicht wird toppen können. Aber schon dem schönen „Paradise“ wegen sollte man der Platte wohl ’ne Chance geben. Den Noel ignorier ich stattdessen mal, beim ersten Reinhören war mir die Musik nämlich so egal wie die von Liam.

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