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A Dangerous Method (2011)


„I’ve simply opened the door. It’s for the young men like yourself to walk through it.“

Als (ehemaliger) Küsnachter Schüler, der sich bisweilen an Schauplätzen von Schlüsselszenen des heissen Oscar-Geheimtipps A Dangerous Method volllaufen liess, war David Cronenbergs neuer Film für mich Pflicht – Natürlich auch, weil ich Psychologie ohnehin ein ausgesprochen spannendes Thema finde. Dass mir der Film dennoch nur mässig zusagte, lag auch nicht an der Thematik, sondern war Folge ganz anderer Faktoren.

1904 wird eine Patientin in die Burghölzli-Klinik in Zürich, in der C.G. Jung arbeitet, eingeliefert. Die Russin Sabina Spielrein leidet unter Anfällen, die, wie sich langsam zeigt, von Demütigungen in der Kindheit herrühren. Je weiter sich Jung mit dem Problem der jungen Dame befasst, desto stärker erliegt er ihren Reizen, bis er ein Berufsgesetz bricht, und sich auf eine Affäre mit Spielrein einlässt. Als sein Freund und Mentor Sigmund Freud davon erfährt, verliert er den Respekt vor Jung und in der Folge steht nicht nur Jungs Karriere, sondern auch seine Freundschaft zu Freud auf dem Spiel.

Was wie eine spannende Geschichte über eine Dreiecksbeziehung und deren Folgen aussieht, entpuppt sich rasch als eindimensionale und überlange Verschwendung grossartiger (Jung-)Schauspieler, in einem Plot, der zu keinem Zeitpunkt annähernd überraschend oder spannend ist. Das ist schade, denn die Voraussetzungen waren, wie bereits erwähnt, erfolgsversprechend, doch Cronenberg erachtet es vermutlich nicht für nötig, diese in einen guten Film umzuwandeln. So bleibt bei der Story von „A Dangerous Method“ nur ein fahler Nachgeschmack, von dem, was hätte sein können, und was einzelne Szenen, beispielsweise das erste Treffen der Psychoanalytiker oder die Reise nach Amerika, auch immer wieder unterstreichen.

Es ist dann auch der Cast, den man als Highlight bezeichnen kann – allen voran, und das erstaunt doch, Viggo Mortensen, den man als Sigmund Freud kaum wiedererkennt. Fassbender spielt gewohnt solid den Carl Gustav Jung, und auch Keira Knightley ist besser, als erwartet – sehr gut sogar. Um den Oscar von Busenfreundin Natalie Portman zu übernehmen reicht das aber lange nicht. Ebenfalls sehr gelungen ist das Setting – der Film wurde grösstenteils am Bodensee gedreht, statt in der Schweiz, weil Zürich zu stark bebaut war. Das sieht der Schweizer dann auch auf den ersten Blick, aber nichtsdestotrotz hat man, wenn es draufankommt, Liebe zum Detail bewiesen und den Film gut in seiner Epoche und seinen Schauplätzen verankert.

Ich traue der Academy durchaus zu, „A Dangerous Method“ im Februar mit einem Preis auszuzeichnen, hoffe aber, dass der Verstand siegt. Denn der Film ist nicht mehr als ein flaches Pseudodrama, dessen gute Darsteller gnadenlos verschwendet werden und der letztlich so viel besser hätte sein können – möglicherweise aber unter anderer Regie.

  • donpozuelo

    Ui, ich habe mal eben doppelt so viele Punkte vergeben wie du 😉

    Ich fand den eigentlich gar nicht so schlecht. Mortensen als Zigarre paffender Übervater, ein leicht verwirrter Fassbender, der nicht weiß, auf wen er nun hören soll und das erste Mal, dass ich nicht von Keira Knightley genervt war.

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