„Hey you. Dumbass. Yeah, you in the tank. Cozy in there?“
Vor einer Weile habe ich mich an die Comicreihe The Walking Dead von Robert Kirkman herangewagt, vorallem, weil die Reihe andauernd gute Kritiken erhielt, und ich ohnehin auf der Suche nach neuer Comiclektüre war, nachdem „Chew“ eine Ewigkeit pausierte, und „Morning Glories“ sich als Flop herausstellte. Als ich dann auch noch hörte, dass die Adaption durch Frank Darabont als Serie ebenfalls sehr gelungen wäre und mein Comicwissen bereits zur Sichtung der ersten Staffel ausreichte, war selbige natürlich kurzerhand gekauft.
Bei einem Einsatz wird Polizist Rick Grimes angeschossen und fällt darauf in ein dreimonatiges Koma. Als er erwacht, ist nichts mehr wie früher, denn in der Zwischenzeit hat sich das Bild der Welt, wie er sie kennt, drastisch verändert. Eine Zombieseuche ist ausgebrochen und jeder, der es nicht rechtzeitig aus der Stadt geschafft hat, wurde Opfer der Beisswut dieser hirnlosen „Walkers“. Mit viel Glück entkommt Rick einem Haufen Zombies und schliesst sich einer Gruppe Flüchtlinge an, die ausserhalb Atlantas ein Camp aufgestellt haben und einfach nur (über)leben möchten. Doch je länger, je mehr ist nicht mehr klar, ob es wirklich die Zombies sind, die eine Gefahr für die Überlebenden darstellen, und nicht sie selbst.
Als Adaption des Comics ist „The Walking Dead“ sehr gelungen. Die Macher haben relevante Storypunkte und Charakterzüge beibehalten, nehmen sich aber die Freiheit, Charaktere hinzuzufügen oder die Story abzuändern – letzteres vorallem in den letzten Folgen. Das ist meiner Meinung nach die beste Version, eine solch langatmige Story wie „The Walking Dead“ mit bereits 15 TPBs, für das TV-Format anzupassen – denn über die Dauer würden sich die Fans bei einer 1:1-Adaption verarscht vorkommen, ganz abgesehen von der Spannung, die ausbleibt. Etwas fragwürdiger ist das Hinzufügen neuer Figuren wie Morales oder Jacqui, die dann letzten Endes trotzdem, aus welchen Gründen auch immer, die Gruppe verlassen, und die dem Plot überhaupt nichts Neues bringen.
Andere Veränderungen sind aber auch positiv anzusehen – so brodelt es in der Serie nicht nur zwischen Rick und Shane, es gibt auch Konflikte mit Daryl (und sicher auch Merle, sobald dieser auf den Plan tritt) sowie Ed, die einen unvermeidlichen Showdown zwischen den beiden Polizisten in den Hintergrund stellen. Auch wenn ich mir diesen analog zum ersten TPB als Staffelfinale gewünscht hätte, bin ich dennoch zufrieden mit der ersten Staffel, die optisch, wie auch inhaltlich einfach umwerfend und gleichzeitig erschreckend bedrückend ist. Liebe zum Detail hat man bei der Schauspielerwahl bewiesen, und die Figuren ihrer jeweiligen Vorlage sehr ähnlich gestaltet, dabei aber auch talentierte Schauspieler gecastet, wie den Briten Andrew Lincoln, der einen glaubwürdigen Yankee abgibt.
Wem der Comic gefällt, der wird die Serie auch lieben. Ob das auch umgekehrt gilt, kann ich nicht sagen, vermutlich stört sich ein Serienfan am Fehlen bereichernder Figuren wie Daryl oder Merle. Dass „The Walking Dead“ mit seiner Spannung und dem interessanten Charakterdesign ein Highlight in der aktuellen Serienbrühe ist, das steht jedenfalls ausser Frage.