„How can you live with yourself watching people die right next to you?“ -„You don’t watch. You close your eyes.“
In einer Zeit der Adaptionen, Remakes, Sequels und Prequels freue ich mich über jeden Blockbuster, der versucht, eine neue Story auf die Leinwand zu bringen, und wenn das dann auch noch ansprechend gelingt, dann bin ich glücklich, wie ich das beispielsweise bei „Inception“ im vergangenen Jahr war. An diesen erinnerte mich – freiwillig oder unfreiwillig – auch Andrew Niccols erster Streifen seit sechs Jahren, die düstere Zukunftsvision In Time. Doch ich musste schnell feststellen, dass die Idee dahinter gar nicht so neu ist, sondern vor 35 Jahren so schon erzählt wurde, im Film „Logan’s Run“ (der von Nicolas Winding Refn zudem sehr bald neu aufgelegt wird). Da ich mich aber an und für sich an Adaptionen, Remakes, Sequels und Prequels nicht störe, solange sie gut sind, und das vom Trailer her auf „In Time“ zutraf, war auch der Pflicht für mich.
Wir schreiben das Jahr 2161 – während die Welt ihr Bild nur gering verändert hat, haben sich die Menschen stark verändert. Der Körper wird dank genetischer Bastelei nun durch Zeit gesteuert, die neue Währung – und wenn die abgelaufen ist, ist Schluss. Die Menschen altern zudem nur bis 25, nachher verändern sie sich optisch nicht mehr. Was eine schöne, junge Gesellschaft garantiert, zieht aber auch ein soziales Ungleichgewicht nach sich, indem die Armen absterben, während Reiche ewig leben, eine Zeit, in der der (biologisch) 28-jährige Will Salas aufwächst. Als ihm ein Reicher seine ganze Zeit vererbt, bläst Will zum Angriff auf diese, wird jedoch recht schnell selber zur Zielscheibe eines ehrgeizigen „Timekeepers“, den Zeitordnungshütern der Zukunft.
Andrew Niccols malt ein düsteres Bild einer Zukunft, in der Zeit Geld als Währung abgelöst hat, und in der soziale Ungerechtigkeit an der Tagesordnung ist. Das ist schön und gut, nur nimmt man ihm diese Zukunft leider zu keinem Zeitpunkt ab. Sei es die Vorgeschichte, in der Menschen zu solch einer unkontrollierbaren Währung zugestimmt haben, und der genetischen Anpassung, die aber viele andere Wünsche des Menschen dann doch nicht erfüllen kann, oder die Welt, in der alles aussieht wie vorvorgestern und keiner mehr Handys besitzt – irgendetwas stimmt immer nicht. Niccols zeichnet seine Welt zu ungenau, es fehlen die Details, die eine tiefere Beschäftigung mit der Materie erahnen lassen. Zudem verliert der Zuschauer erst die Übersicht und das Gefühl über den Wert der Zeit, bevor er dann auch noch das Interesse verliert, sich damit zu befassen, ob nun 10 Jahre viel oder wenig sind, und damit das Interesse am wohl wichtigsten Element der Filmstory. Doch damit nicht genug, fehlt auch den Figuren die nötige Tiefe, diese stellen die Hauptdarsteller Timberlake und Seyfried so glaubwürdig dar, wie das der Mann tut, der mir auf ProSieben jeweils den neuen Swiffer Staubmagnet schmackhaft machen will.
Es wäre jetzt aber übertrieben, „In Time“ von A-Z zu zerreissen, denn das Grundgerüst steht, auch wenn der Pfeiler der durchdachten und glaubwürdig erzählten Story bedrohlich wankt. Dennoch – Der Film ist abgesehen von den genannten Mängeln ein launiges Sci-Fi-Thriller-Action-Dingsbums, das durch gute Bilder, einen passenden Sound, und einen, verglichen mit den Leistungen der andern namhaften Darsteller, gut aufspielenden Cillian Murphy als Timekeeper Raymond Leon, zu gefallen weiss.