Neben Star Wars hat mich wohl nur eine Filmreihe so nachhaltig fasziniert und begeistert, wie die James Bond-Filme. In über zwanzig Filmen und sechs Inkarnationen schlug und schoss sich der britische Agent durch die Weltgeschichte, jedesmal mit dem Ziel, finsteren Gestalten das Handwerk zu legen. In einem ersten Anlauf nun also jene Filme, die das Genre wohl am stärksten prägten und unter denen mit Sicherheit jeder einen Liebling hat – die Verfilmungen mit Sean Connery (und George Lazenby).
Dr. No (1962)
„I admire your courage, Miss…?“ – „Trench, Sylvia Trench. I admire your luck, Mr…?“ – „Bond, James Bond.“
Als die Verbindung zu einem Kontaktmann auf Jamaika abbricht, schickt das MI6 Agent 007, James Bond in die Karibik, um Licht ins Dunkel zu bringen. Doch Bonds Anwesenheit auf Jamaika sorgt für Unmut bei einigen finsteren Gestalten, allen voran dem mysteriösen Atomwissenschaftler Dr. No, dessen Plan es ist, die Raketenstarts von Cape Canaveral mittels Energiewellen zu stören.
Der Start einer Ära, die das Kino geprägt hat – ein einzelner Spion, nicht nur körperlich fit und keinem Gegner unterlegen, sondern auch ein Herzensbrecher sondergleichen, so etwas gab es vor James Bond nicht. Dr. No wartet ganz typisch für die Filme von Sean Connery mit einem hegemonistischen, von der Gesellschaft unverstandenen Bösewicht auf, der Bond – ebenfalls sehr typisch – erst einmal die ganzen, völlig durchgeknallten Pläne erklärt, bevor er diesen aus den Augen lässt, sodass Bond in aller Ruhe die Pläne durchkreuzen kann. Was unter anderen Umständen nur guilty pleasure wäre, ist aber bei Bond Kult – und wird es hoffentlich auch bleiben.
James Bond: Sean Connery
Gegenspieler: Joseph Wiseman (Dr. No)
Henchman: Anthony Dawson (Professor Dent)
Female Lead: Ursula Andress (Honey Ryder)
Titelsong: James Bond Theme – Monty Norman / John Barry & Orchestra
Trivia: Auch wenn Q offiziell nicht vorkommt im Film, so hat er doch einen Auftritt – Der Waffenmeister, der Bond zum Anfang seine Waffe reicht, wird mit „Major Boothroyd“ angekündigt, was der richtige Name von Q ist.
From Russia With Love (1963)
„The cold war in Istanbul will not remain cold very much longer.“
Wohlwissend, dass er damit in eine Falle tappt, begibt sich James Bond nach Istanbul, wo eine junge Russin dem MI6 eine Dechiffriermaschine anbietet. Doch Bond ahnt nicht, dass hinter den Kulissen längstens Pläne zu seiner Beseitigung geschmiedet wurden, Pläne von denen selbst die vermeintliche Überläuferin nichts weiss. Und so sieht sich der Geheimagent nicht nur wütenden Sowjets gegenüber, sondern auch einer neuen geheimnisvollen Organisation namens S.P.E.C.T.R.E., die für den Tod von Dr. No Rache wollen.
Mit diesem Film wird ein weiterer Klassiker, der auch kommende Bond-Filme dominieren wird, eingeführt – die Russen. Finstere und gefühlslose Maschinen, gedrillt auf Tötung, das ist zumindest das Bild, das uns die Macher der Bond-Filme, die zu einem Grossteil zur Zeit des Kalten Kriegs entstanden, vermitteln wollen. Trotzdem gefällt From Russia With Love durch einen spannenden Plot, der sich sehr genau an die Vorlage hält, charismatische Figuren, sowie gute Action – gerade letzteres ist schon eine erhebliche Steigerung zum ersten Teil.
James Bond: Sean Connery
Gegenspieler: Anthony Dawson (Ernst Stavro Blofeld)
Henchman: Lotte Lenya (Rosa Klebb), Robert Shaw (Donald Grant)
Female Lead: Daniela Bianchi (Tatiana Romanova)
Titelsong: From Russia With Love – Matt Monro
Trivia: Gleich zwei Gegenspieler aus anderen Bond-Filmen treten hier in anderen Bad-Guy-Rollen auf – Anthony Dawson (Professor Dent in Dr. No) mimt Bond-Nemesis Ernst Stavro Blofeld (mit Haar) in dessen ersten Auftritt, während Walter Gotell, künftiger Darsteller von Anatol Gogol in mehreren Filmen, hier als Ausbildner Morzeny zu sehen ist.
Goldfinger (1964)
„Do you expect me to talk?“ – „No, Mr. Bond! I expect you to die!“
James Bond wird auf den Fall eines Goldhändlers namens Auric Goldfinger angesetzt, der im Verdacht steht, Goldschmuggel zu betreiben. Dabei deckt Agent 007 mehr als nur Schmuggel auf, sondern stolpert auch über einen Plan, bei dem das ganze Goldvorkommen der USA verseucht werden soll. Und so muss sich Bond nicht nur dem hünenhaften Goldfinger, sondern auch dessen muskelbepackten und stummen Unterhund stellen, der dafür umso lieber seine Fäuste sprechen lässt.
Goldfinger ist zu Recht für viele der beste Bond-Film, und auch wenn ich jetzt noch andere Streifen ebenfalls auf den ersten Platz stellen würde, so ist der Streifen mit dem goldenen Mädchen, Oddjob, und seinem Hut sowie last but not least Gert Fröbe als unser aller Lieblingsbondschurke (was vermutlich auch an seinen verdammt epischen Abgang liegen dürfte), einer der unterhaltsamsten Bond-Filme. Noch mehr für Schweizer, die sich während der Autoverfolgungsjagd durch die Schweiz facepalmen, wenn Bond von der Innerschweiz plötzlich an den Genfersee hüpft.
James Bond: Sean Connery
Gegenspieler: Gert Fröbe (Auric Goldfinger)
Henchman: Harold Sakata (Oddjob)
Female Lead: Honor Blackman (Pussy Galore)
Titelsong: Goldfinger – Shirley Bassey
Trivia: Das ist bereits der zweite Auftritt von Bonds CIA-Freund Felix Leiter, von insgesamt 10 Auftritten, bei denen 8 verschiedene Darsteller die Rolle übernahmen – aktuell Jeffrey Wright. Damit ist Leiter die Bond-Figur mit den meisten Darstellern.
Thunderball (1965)
„That gun, it looks more fitting for a woman.“ – „You know much about guns, Mr. Bond?“ – „No, but I know a little about women.“
Das S.P.E.C.T.R.E.-Mitglied Emilio Largo entführt zwei NATO-Atombomben und erpresst damit Grossbritannien. James Bond, der zufälligerweise kurz zuvor mit einem von Largos Handlangern zu tun hatte, soll herausfinden, wo die Bomben sich befinden und diese wieder in Besitz der NATO bringen. Doch die Zeit läuft gegen Agent 007, der als wäre es nicht genug, noch mit verführerischen Frauen zu tun hat.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Sean Connery-Bonds konnte ich mit Thunderball lange nur wenig anfangen. Das liegt zum Einen am langatmigen und trockenen Plot, andererseits aber auch am für den Zuschauer völlig uninteressant gestalteten Bösewicht Emilio Largo. Für den Film sprechen hingegen die für seine Zeit genial in Szene gesetzte Unterwasserschlacht sowie einige weitere kultige Szenen, wie beispielsweise Bonds spektakuläre Jetpack-Flucht zu Beginn des Films.
James Bond: Sean Connery
Gegenspieler: Anthony Dawson (Ernst Stavro Blofeld), Adolfo Celi (Emilio Largo)
Henchwoman: Luciana Paluzzi (Fiona Volpe)
Female Lead: Claudine Auger (Dominique Derval)
Titelsong: Thunderball – Tom Jones
Trivia: In der Szene, in der Sean Connery den Haien gegenübersteht, ist nicht alles gespielt. Aufgrund eines Konstruktionsfehlers gelang es einem Hai, die Absicherung zu passieren, was dem Schauspieler einen Schrecken einjagte. Diese Aufnahme, sowie jene, in der Connery im letzten Augenblick vor dem hungrigen Tier aus dem Pool flieht, sind nicht gestellt.
You Only Live Twice (1967)
„They told me you were assassinated in Hong Kong.“ – „Yes, this is my second life.“ – „You only live twice, Mr. Bond.“
James Bond stirbt beim Einsatz in Hong Kong – doch das nur zum Schein um ihn vom Radar seiner Gegenspieler zu nehmen. Denn auf diese hat ihn das MI6 abermals angesetzt, nachdem man vermutet, dass eine unbekannte Macht einen Weltkrieg zwischen Russland und den USA anzuzetteln versucht, indem jeweils abwechslungsweise Weltraummissionen der jeweiligen Staaten mit einer speziellen Rakete sabotiert werden. Bonds Ziel ist es, den Abschussort der Rakete, der in Japan vermutet wird, zu finden, und einen weiteren, sicherlich Krieg nach sich ziehenden, Start der Rakete zu verhindern.
Von den Bondfilmen aus der Connery-Ära ist You Only Live Twice definitiv einer meiner Favoriten. Zugegeben – der Film ist trashig, trashiger als viele seiner Vorgänger, wird dadurch aber auch geradezu campy und einfach nur liebenswert. Das Drehbuch stammt von Roald Dahl, der unter anderem für „Charlie and the Chocolate Factory“ verantwortlich war, doch auch abgesehen von überdrehten Erfindungen und Plänen, überzeugt das Script, am meisten dadurch, dass die Location Japan nicht nur ein weiterer Schauplatz für ein Bondabenteuer ist, sondern dieser mit viel Liebe zum Detail zelebriert wird.
James Bond: Sean Connery
Gegenspieler: Donald Pleasance (Ernst Stavro Blofeld)
Henchman: Karin Dor (Helga Brandt), Teru Shimada (Mr. Osato)
Female Lead: Akiko Wakabayashi (Aki), Mie Hama (Kissy Suzuki)
Titelsong: You Only Live Twice – Nancy Sinatra
Trivia: Und ein weiteres Mal tritt ein Bösewicht in einer anderen Rolle auf, diesmal ist das Charles Gray als Dikko Henderson. Ironischerweise spielt Gray in „Diamonds Are Forever“ mit Ernst Stavro Blofeld genau jene Figur, die er in diesem Film zu bekämpfen versucht.
On Her Majesty’s Secret Service (1969)
„It’s all right. It’s quite all right, really. She’s having a rest. We’ll be going on soon. There’s no hurry, you see. We have all the time in the world.“
Nachdem die Suche nach Blofeld immer noch keinen Erfolg hat, verordnet M James Bond zwei Wochen Ferien. Doch dieser denkt nicht im Traum daran, seinen Job zu vergessen, und stösst durch einen Gauner, der an gewissen Qualitäten Bonds interessiert ist, auf die Fährte des S.P.E.C.T.R.E.-Meistervernbrechers. Diese führt in die Schweiz, wo Blofeld als Graf de Bleuchamp vorgibt, zum Wohle der Menschheit zu forschen. Tatsächlich heckt dieser einen weit teuflischeren Plan aus, und der einzige, der ihn noch stoppen kann, ist – selbstverständlich – James Bond.
Auch abgesehen davon, dass On Her Majesty’s Secret Service in der Schweiz spielt, und das Bild der Schweiz im Ausland mitgeprägt hat, und wir daher sehr stolz sind, gefällt der Film durch einen wendungsreichen Plot, der das Actionkino massgeblich geprägt hat, und schliesst in meinen Augen die Ära Sean Connery würdig (und mit einem Paukenschlag, der die für einmal traurige Seite von Bond zeigt) ab. Und bevor jemand sagt „Aber das war ja gar nicht Connery“ – das ist mir auch bewusst, aber George Lazenby macht seinen Job in seinem einzigen Auftritt als Agent 007 sehr gut und steht seinem Vorgänger in Nichts nach. Anders sein Gegenüber Telly Savalas, der mehr wie eine Farce daherkommt, als das bedrohliche Genie aus „You Only Live Twice“, und der in einem der grössten Logiklöcher der Serie seinen ehemaligen Gegenspieler offenbar nicht wiedererkennt, wenn dieser vor ihm steht.
James Bond: George Lazenby
Gegenspieler: Telly Savalas (Ernst Stavro Blofeld)
Henchman: Ilse Steppat (Irma Blunt)
Female Lead: Diana Rigg (Teresa di Vicenzo)
Titelsong: On Her Majesty’s Secret Service – John Barry
Trivia: Das Titelstück zu diesem Film ist das erste seit dem Bond-Thema aus „Dr. No“, das rein instrumental ist, und bleibt auch bis dato das Einzige. Louis Armstrongs Liebesthema „We Have All The Time In The World“ wird oft fälschlicherweise als Titelstück angegeben.
Diamonds Are Forever (1971)
„Right idea, Mr. Bond…“ – „…but wrong pussy.“
Nachdem es ihm endlich gelungen ist, Ernst Stavro Blofeld zu töten, widmet sich James Bond dem Fall einer Schmugglerbande, die Diamanten von Südafrika nach Los Angeles schmuggelt. Dabei stösst er auf viel einen teuflischeren Plan, als nur Diamantenschmuggel und muss feststellen, dass nicht alles so ist, wie es scheint – doch zum Glück steht ihm bei dieser Mission sein CIA-Freund Felix Leiter zur Seite.
Den richtigen Abschluss der Ära Sean Connery bildete – ich habe es bereits erwähnt – in meinen Augen „On Her Majesty’s Secret Service“, aber auch so passt Diamonds Are Forever nicht im Geringsten in die Ära des charismathischen Schotten, eher in jene seines (zweiten) Nachfolgers Roger Moore. Denn der Film verliert sich mit zunehmender Zeit selbst aus den Augen und reiht eine komische Szene an die andere und wartet mit drolligen Nebencharakteren (das Schwulenpärchen Mr. Wint und Mr. Kidd ist ja wohl nur die Spitze des Eisbergs) auf – sowie einem Bösewicht, dessen Besetzung ich wohl nie verstehen werde.
James Bond: Sean Connery
Gegenspieler: Charles Gray (Ernst Stavro Blofeld)
Henchman: Bruce Glover (Mr. Wint), Putter Smith (Mr. Kidd)
Female Lead: Jill St. John (Tiffany Case)
Titelsong: Shirley Bassey – Diamonds Are Forever
Trivia: Dass es immer schlimmer geht, beweist die ursprüngliche Storyidee, die Auric Goldfingers Zwillingsbruder als Bösewicht vorgesehen hätte – selbstverständlich gespielt von Gert Fröbe.