„I give you five minutes when we get there. Anything happens in that five minutes and I’m yours. No matter what. Anything a minute on either side of that and you’re on your own. I don’t sit in while you’re running it down. I don’t carry a gun. I drive.“
Dieses Review zu Drive liegt schon seit vergangenem Sommer in den Entwürfen, aber ich wollte noch eine zweite Sichtung, bevor ich die Kritik raushaue. Nachdem ich ihn im August am Filmfestival Locarno sehen durfte, war heuer die BluRay dran. Da ich mittlerweile den Roman gelesen habe (den ich erstaunlich dürftig und bestenfalls als Filmvorlage tauglich fand) und mir ausserdem ein Bild von Nicolas Winding Refns Werk machen konnte, denke ich, bin ich ausreichend gerüstet, um mich der Gefahr der abgetippten Filmkritik zu stellen…
Bei Tag ein Stuntman, in der Nacht Fahrer bei Überfällen – so sieht das Leben des namenlosen Protagonisten, des Drivers, aus. Eines Tages begegnet er Irene, die mit ihrem Sohn in der Wohnung nebenan lebt. Ihr Mann ist im Gefängnis, doch als er kurz darauf wieder freikommt, holt ihn seine Vergangenheit ein – einige Schläger verlangen Schutzgeld. Der Versuch, solches mit der Hilfe des Drivers zu erbeuten scheitert, wodurch sich der Driver urplötzlich nicht nur mit den Bestohlenen, sondern auch mit den Gangstern, die ihr Schutzgeld einfordern, herumschlagen muss…
Bereits die ersten paar Minuten, die noch stark an „Transporter“ erinnern, zeigen, welchen Ton der Film einschlägt. Nicht adrenalingeladen wie in diesem geht es zu, sondern abgeklärt und beobachtend – wie eben auch der von Ryan Gosling genial gespielte Hauptcharakter, der nicht mehr spricht als nötig und cool an seinem Zahnstocher nuckelt. Als die hübsche und alleinerziehende Irene und deren Sohn Benicio in sein Leben treten, kommen auch die Probleme – der Driver verliert quasi die Sicherheit, die er sich schuf, indem er zuviele Freundschaften vermied und eine ruhige Kugel schob.
Passend zu dieser kargen, trostlosen Film Noir-Atmosphäre kommt ein Score von Cliff Martinez, der nur mit wenigen Eindrücken aufwartet, und für Szenen, in denen mehr Emotionen gefragt sind, astreinen Electro bietet. Aber nicht nur der Sound definiert den Stil des Films, den Nicolas Winding Refn konsequent bis zum Schluss durchzieht, sondern auch die Aufnahmen, die nicht durch hektische Schnitte, sondern klare Shots definiert sind, und trotzdem abwechslungsreich daherkommen. Wie beispielsweise beim Showdown, als der Ausgang dessen lange nicht klar ist, da Refn mit Schatten und eben solchen überlangen Aufnahmen arbeitet. Der spannendste Schluss eines Duells seit langem.
„Drive“ ist einfach nur schön – und besticht durch seinen Look und den Sound, sowie die verschiedenen liebevoll gezeichneten Figuren und eine packende Story. Einer der kunstvollsten Filme des vergangenen Jahres und ein bei den Oscars leider schändlich übergangenes Meisterwerk.