„Wherever you are, I will find you and I will bring you home.“
Zugegeben, ich habe mich nie so sehr auf War Horse gefreut, wie einige in meinem Umfeld, oder auch hier – ich mag Spielberg, aber ich bin kein Riesenfan, und an Pferden habe ich auch nicht so Freude. Aber da der Film bei den Oscars ausreichend nominiert wurde, und weil es eben doch etwas hätte werden können, habe ich mir den Film dann eben doch angesehen. Mit einer Kollegin, die die letzten paar Minuten arg mitgenommen haben. Was mich erstaunt und irgendwie auch freut. So irgendwie.
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg kauft ein alter Bauer in einem kleinen Städtchen in Grossbritannien ein Pferd – das er aber aus Stolz, und nicht weil er es für die Arbeit brauchen kann, kauft. Sein Sohn Albert versucht das Pferd, das er Joey nennt, abzurichten, und schafft es sogar, mit Joeys Hilfe einen Acker zu pflügen, obwohl es dafür eigentlich nicht gebaut ist. Als der Weltkrieg dann auch ausbricht, wird Joey an die Armee verkauft – Albert will dem Pferd folgen, ist aber zu jung dafür. Und so muss er noch warten, bis er sich auf die Suche nach Joey machen kann, der währenddessen zahlreiche Abenteuer erlebt, und den Krieg aus einer ganz neuen Perspektive sieht…
Es ist schwierig, einen kindergerechten Film zu machen, in dem Krieg vorkommt, und das Ganze dann auch gut wirken zu lassen. Entweder wird der Krieg verharmlost, oder es wird zu brutal für Kinderaugen – die richtige Mischung habe ich bis heute noch nicht gesehen. Und auch War Horse scheitert bei dem Versuch. Spielberg versucht den Tod liebgewonnener Figuren zu zensieren, stellt sich dabei aber immer wieder etwas gar ungeschickt an, und wenn am Ende haufenweise Soldatenleichen unter ihren ebenfalls toten Pferden auf dem Schlachtfeld liegen ist das auch nicht wirklich harmloser. Und ebenfalls für Kinder angepasst, aber wirklich einfach nur nervig, sind die Deutschen und Franzosen, die untereinander mit breitem Akzent englisch reden. Auch hier hätte man sicher eine elegantere Lösung finden können, bei der Kinder nicht überfordert werden.
Abgesehen davon ist der Film aber gelungen – eine Wucht, ein typischer Spielberg, und das kann auch ich beurteilen, obwohl ich nicht viel von ihm gesehen habe. Die Geschichte über Freundschaft, Mut und Treue wird glaubwürdig und ergreifend erzählt, selbst wenn der Regisseur in gewissen Szenen etwas gar dem Kitsch zu verfallen droht – etwa wenn ein Deutscher und ein Engländer in No Man’s Land die Hände schütteln. Aber wenn einer sowas machen darf, dann Spielberg. Er darf auch Studioaufnahmen so stark überbelichten, dass einem fast schon die Augen wehtun, das ist auch in Ordnung. Solche Dinge macht er gut mit umwerfenden Bildern, grossartiger Musik von John Williams, die für einmal ungewohnt und damit sehr angenehm klingt, sowie einem Cast, bei dem mir während des Films regelmässig das Wasser im Mund zusammenlief – Tom Hiddleston, Benedict Cumberbatch, Tony Kebbell, Liam Cunningham, Eddie Marsan, David Thewlis und sogar David Kross – besser gehts nun wirklich nicht.
„Shut up woman, get on my horse.„
Aber ich muss beschwichtigen: War Horse hat den Oscar in meinen Augen trotzdem nicht verdient – zumindest nicht in der Hauptkategorie, dafür ist er dann trotzdem ein bisschen zu „unspeziell“ und auch Spielberg wagt damit nicht wirklich etwas Neues. Das soll jetzt auch gar nicht den Film runtermachen, denn der ist ein Meisterwerk, nur sind leider dieses Jahr zu viele solche nominiert.