„Inside, I’m somebody nobody wants to fuck with, do you understand? I am Charlie Bronson, I am Britain’s most violent prisoner.“
Ich mag Tom Hardy, und Nicolas Winding Refn konnte mich mit Drive im vergangenen Jahr bekanntlich auch überzeugen, dazu kommt noch ein grossartiger Trailer und eine entsprechend spannende Prämisse – Bronson war damit natürlich schon so gut wie gekauft. Ob er halten konnte, was er versprach, nach dem Klick.
Michael Peterson wird 1974 nach einem misslungenen Postüberfall zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt. Dass Peterson bis heute im Gefängnis sitzt, liegt daran, dass sich der ehemalige Boxer regelmässig Schlägereien mit Wärtern lieferte und Geiseln nahm. Der Film erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich nach einer kurzzeitigen Freilassung nur noch Charles Bronson nannte, dem selbst Aufenthalte in Irrenhäusern, Hochsicherheitsgefängnissen und jahrelange Einzelhaft nichts anhaben konnten, und der die Welt hinter Gittern als seine Heimat und sein Schicksal sieht.
Bronson bedeutete den grossen Durchbruch für Tom Hardy, der zuvor nicht wirklich bekannt war, und dann höchstens als Star Trek-Bösewicht. Erst in diesem Film konnte er sein schauspielerisches Talent beweisen. Das interessante an seiner Figur ist, dass er keinen Grund hat für die Gewalt – keine schlechte Kindheit, kein politisches Statement, keine Geisteskrankheiten – Bronson lebt einfach für die Gewalt, womit er natürlich weder für Psychiater noch sonstwen greifbar ist und ein randalierendes Mysterium bleibt. Und diesen Aspekt bringt Hardy genial zum Vorschein, indem er seine Freude an den Taten und am Gefängnis zeigt.
Aber auch der Aufbau des Films ist gelungen, Nicolas Winding Refn erzählt nicht geradlinig, sondern lässt Bronson selbst erzählen. Der Häftling steht in einem Variété-Theater und prahlt von seinen Taten, wobei das an sich schon verdammt kunstvoll gestaltet ist, wenn Bronson beispielsweise eine Szene zwischen ihm und einer Vorsitzenden nachspielt. Umwerfend. Die Gratwanderung zwischen Komödie und Biopic gelingt Refn zudem bravourös, was teilweise der irgendwie schon unglaublich komischen Vorlage zuzuschreiben ist. Doch erst die Art, wie der Regisseur den Stoff angeht, macht Bronson zu dem Meisterwerk, das ich in ihm sehe.
Wer gern abgedrehte Figuren mag und auch etwas ungewöhnlich erzählte Geschichten, dem könnte Bronson gefallen, der – zusammen mit dem Riesenerfolg Drive – dem dänischen Regisseur endgültig den Weg in der Filmwelt geebnet haben dürfte. Wobei ich rückwirkend festhalten muss, dass mir Bronson eine Spur besser gefällt als Drive.