„When I saw you, I believed it was a sign… that something new can come into this world.“
Vor mehr als 10 Jahren kam mit Tarzan einer meiner damaligen Lieblingsfilme in die Kinos – dass dieser Film eine Buchverfilmung eines damals beliebten Stoffes war, wusste ich aber lange nicht. Nun hat Disney mit John Carter abermals ein vom Autoren Edgar Rice Burroughs geschriebenes Buch verfilmt, nämlich den ersten Band seiner „John Carter of Mars“-Reihe, die in diesem Jahr ihr hundertjähriges Jubiläum feiert. Und dabei liess sich Disney nicht lumpen, denn John Carter ist nicht weniger als Disneys Dame im Schachspiel der diesjährigen Sommerblockbuster, das dieser Film auch gleichzeitig eingeläutet hat.
Auf der Suche nach Gold wird der ehemalige Hauptmann der Konföderationsarmee, John Carter, versehentlich auf den Planeten Mars (oder wie ihn dessen Bewohner nennen, „Barsoom“) teleportiert. Dort erfährt er vom Plan unsterblicher Gottesdiener, der Therns, die Zivilisation von Barsoom so zu manipulieren, dass diese sich selber zugrunde richtet – in diesem Falle, indem sie Sab Than, dem Herrscher der Stadt Zodanga eine spezielle Waffe geben. Mit dieser Waffe greift er zahlreiche Städte an, und belagert schliesslich die Stadt Helium, die er nur zu verschonen gedenkt, sofern ihn dessen Prinzessin Dejah, heiratet. Als Dejah auf John Carter trifft, sieht sie in ihm die Möglichkeit, ihr Volk und damit auch Barsoom ohne den finsteren Sab Than zu heiraten, vor dem Untergang zu retten. Doch John Carter ist nach dem Sezessionskrieg nicht wirklich interessiert, erneut in einem Krieg zu kämpfen.
Star Wars, Avatar und sogar Superman – das sind nur drei der Filme, die Elemente von Burroughs Vorlage aufweisen, und die von ihr geprägt wurden. „John Carter of Mars“ gilt als das Sci-Fi-Fantasywerk schlechthin. Daher mag es auf den ersten Augenblick auch erstaunen, dass einer meiner Hauptvorwürfe an den Film ist, dass ihm der eigene Stil abhanden kommt. Doch der Film kam Jahre nach Avatar und Co. raus, sodass es eigentlich hätte möglich sein sollen, ein etwas weniger zusammengeklaut wirkendes Flair zu schaffen. Vom Feeling her ist John Carter nämlich ein unglücklicher Mix aus Prince of Persia, Cowboys & Aliens und Star Wars – nur trashiger. Da hilft ihm auch die konsequent, aber auch wirr und hastig erzählte Story nicht mehr – das Gefühl, dass man da etwas mehr hätte herausholen können, bleibt.
Es sind dann auch die Effekte und die Action, mit denen der Film punktet. Diese sind einwandfrei und nicht selten drückt bei den langen Kamerafahrten die Handschrift des Animationsfilmregisseurs, dem keine Grenzen gesetzt sind, durch. Untermalt werden diese Bilder vom umwerfenden Score von Michael Giacchino (den er damals auch live einspielte), der sich aber auch wieder unweigerlich an John Williams Star Wars-Klängen orientiert, nichtsdestotrotz aber zu den gefühlsstärksten Scores des noch jungen Jahres zählt. Regisseur Andrew Stanton hat einen namhaften Cast um sich versammelt, von denen leider aber gerade einige der grossen Namen (Ciaran Hinds, Dominic West, Bryan Cranston) etwas untergehen, vorallem, da der Film den Fokus so gut wie nie von Taylor Kitsch löst. Dieser geht in der Rolle des John Carter neben den blassen Lynn Collins und Mark Strong (mal wieder als Bösewicht, als hätten wir uns nicht schon nach Kick Ass an ihm satt gesehen) regelrecht auf. Herauszuheben ist dagegen Willem Dafoe als Thark-Jeddak Tars Tarkas, eine Rolle, für die er mühseligstes Motion Capturing über sich ergehen liess.
Während die Buchvorlage noch Pate für viele Sci-Fi-Epen stand, ist die Verfilmung selbst nicht mehr als wiederum eine Persiflage derselben. John Carter hat wenig zu bieten, was man nicht schon gesehen hätte, oder was einen ausgerechnet hier faszinieren würde, ist aber unter dem Strich ein angenehmes Sci-Fi-Spektakel, bei dem man sich einfach mal zurücklehnen kann.