„You will learn someday that being half human, makes you stronger than a god, not weaker.“
Kriegt ein mieser Film ein Sequel, dann folgt immer das gleiche Lied: Die Macher sehen ihre Fehler ein, und geben insgeheim zu, schon lange geahnt zu haben, dass der Film nichts wird und – ganz wichtig – geloben Besserung für die Fortsetzung. Was dann folgt, ist aber meist Ernüchterung – der Nachfolger hat nichts gelernt und macht genau dieselben Fehler wie der Vorgänger. Bei der Fortsetzung zu Clash of the Titans, dem Griechenblockbuster Wrath of the Titans, schwebte seit den ersten Trailern eine gewisse Hoffnung in der Luft, dass der Film doch noch etwas reissen könnte, vorallem im Bezug auf die Effekte und das 3D, denn die Story schien immer noch gleich bierernst zu sein.
10 Jahre nach dem Sieg über den Kraken lebt der Halbgott Perseus, Sohn des Göttervaters Zeus, ein bescheidenes Leben als Fischer und verwitweter Vater – sein Sohn Helios ist sein Ein und Alles. Deshalb weist er auch seinen Vater ab, der seine Unterstützung beim Versuch den Tartaros, das Unterweltgefängnis, zu beschützen, erbittet. Von seinem verräterischen Bruder Hades wird Zeus dabei verraten, und soll für den Titanen Kronos geopfert werden, der damit freikommen könnte. Und so muss Perseus wohl oder übel wieder zu den Waffen greifen, wenn er verhindern will, dass Griechenland von Tod und Verderben heimgesucht wird.
Eines steht schon mal fest – bezüglich der Story hat sich Wrath of the Titans nicht verbessert. Der Plot ist immer noch gleich flach und dürftig wie beim Vorgänger. Wenn sich dieser nicht gerade von seiner logikfreiesten Seite präsentiert, ist er dafür beängstigend vorhersehbar, was er zugegebenermassen aber auch dem Trailer zu verdanken hat, der einige Schlüsselmomente vorwegnimmt. Dabei hat Wrath of the Titans auch seine düsteren Momente, und ist manchmal verhältnismässig brutal. Trotzdem bleibt er ein klassischer Actionstreifen, nur kriegt der Titelheld da erstaunlich oft auf die Fresse, was ihn und seine Fights dann auch interessanter macht, als noch im ersten Teil. Lediglich seine Beziehungen – sei es zu seinen Sohn oder gar die gehetzte Lovestory – nimmt man ihm auch so nicht wirklich ab, aber das ist eigentlich ganz egal. Die Story ist ohnehin sekundär, so richtig deutlich wird das, wenn man sich einmal ansieht, wie wild durcheinander gewürfelt die Namen der Figuren werden. Götter werden zu normalen Bürgern und Prinzessinnen zu Kriegerinnen. Griechische Mythologie? Was ist das? Oder um es noch klarer auszudrücken: Die Zahl der Titanen, die tatsächlich in beiden Filmen auftaucht beläuft sich auf… einen einzigen – Kronos.
Bei dessen Charakterdesign hat man sich Mühe gegeben, und damit komme ich gleich auch zu einem Punkt, in dem der Film tatsächlich Fortschritte aufzuweisen hat: Den Effekten. Diese sind atemberaubend und überzeugen durchs Band, vorallem auch aufgrund der so bisher noch nie gesehenen Ideen, wie zum Beispiel des Zeus’schen Machtverlustes, die gut umgesetzt werden. Das grosse Highlight ist aber das nachkonvertierte 3D, das dem Vorgänger noch Hohn und Spott bescherte, hier aber durch viel Tiefe und gelungene Shots einen der besten 3D-Filme der letzten Zeit hervorbringt – wer hätte das gedacht. Und auch am Ton des Films wurde gefeilt, die Stimmung ist nicht mehr ganz so bedrückend, wie noch beim Vorgänger, was vorallem den zur Höchstform aufspielenden Witzbolde Bill Nighy als Hephaistos und Toby Kebbell als Agenor zuzuschreiben ist. Regisseur Jonathan Liebesman verneigt sich zudem noch vor diversen grossen Filmreihen – mal fühlt man sich an The Fellowship of the Ring zurückerinnert, mal sehen wir den Titelhelden, ganz ähnlich wie Luke in The Empire Strikes Back, mit seiner grössten Furcht konfrontiert, die er auch gleich zu bekämpfen scheint. Bei alldem hat der Südafrikaner aber einen ganz eigenen, zwar actiondominierten, aber am Ende doch aufs Wesentliche beschränkten Stil, der mir bereits bei Battle: Los Angeles gefiel und von dem ich gerne mehr sehen würde.
Wrath of the Titans ist die berühmte Ausnahme der Regel – in den wesentlichen Punkten hielten die Macher Wort und bügelten Fehler tatsächlich auch aus. Der Film ist damit das langersehnte Griechenblockbusterspektakel und bietet obendrein noch das beste 3D seit einer geraumen Weile – fehlen nur noch die Titanen.