„I think Snow White is the most beautiful woman in the whole world.“ – „Agree to disagree.“
Keine Angst – ich werde Mirror Mirror gar nicht erst mit dem im Mai kommenden Snow White and the Huntsman vergleichen, was ja in zuvielen Berichterstattungen momentan der Fall ist. Finde ich den Filmen gegenüber unfair und auch völlig unnötig. Es war sowieso gar nicht die direkte Konkurrenz zum Hemsworth-Stewart-Theron-Spektakel, wegen der es mir schwerfiel, Mirror Mirror mit Vorfreude entgegenzublicken – vielmehr nahm mit Tarsem Singh ein Mann auf dem Regiestuhl Platz, der es sich bei mir mit Immortals schwer verbockt hat, so toll seine anderen Filme auch sein mögen.
Als die Mutter von Schneewittchen stirbt, heiratet ihr liebevoller Vater eine neue Frau. Jahre darauf zieht dieser in den Krieg und kehrt nie wieder zurück. So bleibt Schneewittchen alleine mit der Stiefmutter zurück – die ihr gelinde gesagt alles andere als wohlgesinnt ist. An ihrem achtzehnten Geburtstag taucht ein hübscher junger Prinz auf, den beide Frauen begehren. Als Schneewittchen ihm Avancen macht, zieht die Stiefmutter Konsequenzen – und überlässt das junge Mädchen dem Tod. Doch diese hat auch noch ein Wörtchen mitzureden…
Bereits der Trailer zeigte – Singhs Märchenadaptation wird mehr auf optische Werte als auf Inhalte legen, und wenn man den Leuten glaubt, dann ist das nicht das erste Mal. Doch dafür hält der Film bei den Schauwerten, was er verspricht. Atemberaubende Aufnahmen, gelungene Perspektiven, ein detailverliebtes Figuren- und Kostümdesign und nicht zuletzt die ansprechende Introsequenz sprechen für Singh und seinen Stil. Doch auch bei Immortals war das nicht Singhs Schwäche – sondern seine notorische Unfähigkeit, eine kohärente und nicht überladen wirkende Geschichte zu erzählen. Der Plot wartet mit Lücken sowie Wendungen, die er gar nicht nötig hätte auf – ein Beispiel ist die Schlussszene. Dafür ist der Humor weniger schlimm, als man annehmen hätte müssen, tatsächlich ist er eher von der kruden und nicht wirklich immer jugendfreien Sorte. Das zählt zu den grossen Plus des Films, denn hier zieht Singh für einmal konsequent sein Ding durch.
Weniger gut schneidet dagegen die Besetzung ab – Julia Roberts holt zu wenig aus ihrer Rolle heraus, es fehlt ihr der Biss und allgemein die Glaubwürdigkeit. Damit ist sie aber immer noch besser als die Herrin der zentimeterdicken Augenbrauen, Lily Collins, die überhaupt nicht überzeugt, langweilt und der ich damit eine ziemlich kurze Karriere prophezeie. Die männlichen Darsteller sind es, die gefallen – Nicht nur Armie Hammer als abenteuerlustiger und zeitweise ganz hundeähnlicher Prinz, sondern auch die sieben Zwerge, pardon, Riesenzwerge, sind es, die immer wieder für Lacher sorgen, aber auch allgemein die Sympathiepunkte einfahren und den grossen Namen die Schau stehlen.
Letztlich ist Mirror Mirror aber der erwartete Tiefflieger, der storytechnisch nicht viel zu bieten hat, und nur von seinen Schauwerten, dem grossartigen Soundtrack von Alan Menken sowie einigen lustigen Witzen lebt. Und ach ja, die beste Abspannszene seit JAHREN. Alleine dafür lohnte es sich, den Film zu schauen. Dafür reicht aber auch die DVD.