„Andrew, this is not a game, do you understand? You’re hurting people!“ – „You’re weak, Matt! You’re all weak. I’m stronger than all of this!“
Die Comicverfilmung Kick Ass vor zwei Jahren war bereits schon eine Annäherung an die Frage, wie „richtige“ Superhelden aussähen, aber so wirklich konsequent war dieser Film nicht wirklich, sodass man ihm mit zunehmender Laufzeit seine Idee immer weniger abnahm. Was zwar nicht schlecht ist, aber verdeutlichen soll, dass Chronicle einer der ersten Filme ist, der tatsächlich zeigt, wie Leute mit Superkräften aussehen könnten, wenn es sie tatsächlich gäbe.
Die drei Teenager Andrew, Matt und Steve werden im Wald einer mysteriösen Substanz ausgesetzt – die sie sodann mit telekinetischen Superkräften versetzt. Da sie nicht wirklich viel Aufmerksamkeit wollen, zelebrieren sie ihre neuen Fähigkeiten im Geheimen – doch dann merkt der störrische und eher unbeliebte Andrew, dass man damit ganz plötzlich Frauen abkriegt. Nur scheint der zunehmende Gebrauch ihrer Fähigkeiten seinen Preis von den Freunden zu fordern…
Wer nicht verstanden hat, dass es bei Chronicle nicht um die Superkräfte, sondern die Menschen dahinter geht, den dürfte der Film etwas langweilen, auch trotz seiner einwandfreien und ausreichend vorhandenen Action. Denn der Film setzt mehr auf die Karte des Dramas, drückt da aber nur ganz selten auf die Tränendrüse, sondern illustriert anhand des Beispiels dreier Teenager ganz objektiv, wie sehr eine solche Verantwortung zu einer Gefahr werden kann – ganz getreu dem Zitat eines weisen Mannes: „With great power comes great responsibility“. Die Hauptcharaktere werden von drei talentierten Schauspielern (Dane DeHaan, Alex Russell und Michael B. Jordan) verkörpert, die bislang noch eher unbekannt sind, sich aber mit diesem Film sicher einen Namen machen dürften, und auch Regisseur Josh Trank kann sich mit diesem Erstling von schreiben – Chronicle ist erzähltechnisch eine Wucht.
Der Film wird vorwiegend mit der Found Footage-Methode erzählt, meist mit Aufnahmen von Andrews Kamera, aber auch mit Sicherheitsaufzeichnungen und Kameras anderer Leute, und so findet man sich als Zuschauer während der ganzen Zeit im Film wieder – und das ohne 3D. Solches hätte der Film bei seinen grossartigen Effekten und den atemberaubenden Bildern durchaus verdient, aber er funktioniert ohne besser – denn mal ehrlich, welcher Schüler würde einen Film mit einer 3D-Kamera drehen? Aber ich schweife ab. Mit der rasanten Schlussszene bietet der Film nämlich auch so genug für die action-fordernden Gemüter – ohne dabei aber seine Geschichte aus den Augen zu verlieren, im Gegenteil, das Finale, das Chronicle bringt, ist anders als man das vom durchschnittlichen Superhelden-Finale kennt, auch wirklich spannend und dramatisch.
Ich hatte nicht unglaublich viel von Chronicle erwartet, aber genug um enttäuscht zu sein, wenn der Film ein Mist geworden wäre. Doch es kam anders – der Film erwies sich als besser als erwartet und bot einen erstaunlich angenehmen und vorallem glaubhaften Mix aus Thriller, Action und Drama, bei dem man von A-Z mitfiebert, und mit dessen Figuren man sich bestens identifizieren kann. Schade nur, dass jetzt aufgrund des Erfolgs, schon an einer Fortsetzung gearbeitet wird.