„The Island was done with her. Makes me wonder what’s gonna happen when it’s done with us.“
Das bittere Ende. Nicht weniger erwartet den Zuschauer auf der sechsten Staffel von LOST, und das nicht einmal, weil es brutal und schrecklich zu und her geht, sondern, weil es damit auch Zeit ist, von den geliebten Figuren Abschied zu nehmen. Ein solcher fällt, gerade bei einer Serie wie LOST, bei der einem die Figuren so sehr ans Herz gewachsen sind, schwer. Und bevor jemand fragt: Ja, ich habe geweint. Wer nicht geweint hat, ist offiziell ein Vollidiot. Ebenso, wie jene Leute, die überrascht sind, dass das, was jetzt folgt, voller Spoiler ist. 😉
John Locke ist nicht mehr der Mann, der er einmal war. Beziehungsweise – John Locke ist tot, und jemand anderes hat seinen Platz eingenommen. Und der neue Locke hat nichts gutes im Sinn, das wird spätestens dann klar, als er Jacob umbringen lässt. Um die Insel verlassen zu können, will Locke die Kandidaten, sechs von Jacob ausgesuchte Personen (namentlich Jack, Sawyer, Hugo, Sayid, Jin und Sun) sammeln, denn nur dann ist es auch tatsächlich möglich. Behauptet er. Doch nicht alle sind gleich begeistert von dieser Idee, sodass sich die Gruppe rasch in zwei einzelne Gruppen aufteilt, die sich bald einer weiteren Macht entgegenstellen müssen, die die Insel ebenfalls im Visier hat.
Viel habe ich von der sechsten Staffel gelesen, dass man zu viel erzählen wolle, dass einiges offen bleibe, und sie allgemein einen unwürdigen Abschluss bilde. Tatsächlich merkt man der Staffel an, dass eigentlich noch eine weitere geplant gewesen wäre – es wirkt nicht nur überladen, sondern ist auch in zwei Teile aufgeteilt, vor und nach dem Angriff auf den Tempel. Es bleiben dann auch recht interessante Momente wie der Leuchtturm oder der Temple auf der Strecke, da sie, kaum werden sie eingeführt, auch gleich wieder verschwinden. Dadurch wirkt die Staffel gehetzt und die Story ist nur schwer nachzuvollziehen. Ich musste, obwohl ich die Staffel innert weniger Tage durchgesehen hatte, mehrmals überlegen, was denn mit jener Figur schon wieder los ist, oder wer nun mit wem und gegen wen, und wer ein Guter, und wer ein Böser ist.
Abgesehen davon rockt die Staffel aber – während man ein fettes Fragezeichen in die Runde wirft (die ganzen Flash-Sideways) werden die wichtigsten Fragen aufgelöst. Zumindest die von mir hier gestellten Fragen wurden beantwortet, und auch viele andere Dinge werden endlich aufgelöst. Klar gibt es nun Fragen, die noch offen gelassen werden, hell, die ganzen Schlussminuten sind ein Cliffhanger, aber ich finde das ganz okay. Mysterien und Rätsel waren immer Bestandteil von LOST, und wenn es dann erst noch so kleine Sachen sind, soll das ruhig unbeantwortet bleiben – wichtig ist, dass das Ende an sich stimmt, dass die Figuren ankommen. Und das tun sie, vorallem dank Desmond Poulain, der in den Flash-Sideways die Leute wieder zusammenbringt und einen grossen Nebendarstellerauflauf veranstaltet. Und Junge, wenn Terry O’Quinn in der fünften Staffel nicht schon der Burner war, dann hat er es spätestens mit seiner Rolle als Man in Black auf den Olymp der coolsten Schauspielleistungen geschafft.
LOST findet in dieser Staffel den würdigen Abschluss, den man so einer Serie wünscht – furios und gleichzeitig liebevoll. Nur wirkt das Ganze ein bisschen gehetzt, aber wenn man den Überblick behält, sollte man seine Freude an diesem Finale haben. Nicht ganz so gut wie die ersten beiden Staffeln, aber immerhin ähnlich gut wie die fünfte. I’ll see you in another life, J.J.
Im Übrigen sind seit ich die erste Folge von LOST gesehen habe, 108 Wochen vergangen.