„Are you stoned or something?“ – „They tried stoning me, my dear. It did not work.“
Tim Burton ist so etwas wie der Jack White der Filmszene – er macht, was er will, und nicht, weil er dem Publikum zusagen will, sondern einfach, weil es ihm Spass macht, Jahr für Jahr neuen abgedrehten Scheiss zu produzieren. Mit dem feinen Unterschied, dass White gutes Zeug macht, und Burton bei den Zuschauern dagegen immer mehr an Kredit verliert. Und, dass Burton auf Johnny Depp setzt. Immer. In ihrer nunmehr achten Zusammenarbeit verfilmten sie die Serie Dark Shadows, über eine wohlhabende Familie, auf der ein Fluch lastet. Hier konnte ich mich erst mit dem Trailer für den Film begeistern, was eigentlich ungewöhnlich ist, da ich Johnny Depp gerne sehe, und auch von Tim Burton kaum enttäuscht wurde. Doch dieses Projekt klang nie wirklich interessant, ein Umstand, den ich mit der Sichtung gerne ändern wollte.
1752 siedelt die wohlhabende Familie Collins nach Amerika über, wo sie in Maine bald eine Küstenstadt namens Collinsport errichten. Als die Eltern unter mysteriösen Umständen sterben, bleibt nur noch der Sohn, Barnabas Collins übrig. Als dieser die Avancen von Angeline, einer Hexe, ausschlägt, verwandelt diese ihn aus Rache in einen Vampir. Und als Barnabas 200, pardon 196 Jahre später seinem Grab entsteigt, landet er in einer für ihn gänzlich neuen Welt – Collinsport im Jahre 1972.
Dass Barnabas noch aus dem 18. Jahrhundert stammt, ruft einige witzige Gags hervor, wie das schon bei Les Visiteurs oder aktuell The Avengers (mit Captain America) der Fall war, diese Pointen verlieren aber mit der Zeit ihren Reiz und langweilen irgendwann nur noch. Damit vergibt Dark Shadows dann auch gleich seinen grössten Comedy-Trumpf, denn ausser einigen Gags unter der Gürtellinie und dem Gastauftritt von Alice Cooper aka the Cooper-woman, gibt es wenig zu lachen. Nun könnte man immer noch argumentieren, dass der Film gar keine Comedy sein will und stattdessen mit den Fantasyelementen, ja der Story allgemein, zu punkten weiss, aber dem ist leider nicht so. Dark Shadows ist weder ein konsequenter Fantasy-Film, noch wirklich lustig, oder gruslig. Richtig gut sind da nur Johnny Depp, weil er eben immer gut ist, und der grossartige Jackie Earle Harley als dauerbetrunkener Hausmeister Willie (kein Scherz).
Wer erwartet, dass Burton mit Dark Shadows nach Alice in Wonderland endlich wieder zum Old-School-Grusel zurückkehrt, den man von ihm kennt, den muss ich leider enttäuschen. Sicher, auch abgesehen vom Cast (selbst Christopher Lee hat einen Kurzauftritt) gibt es einige Konstanten in diesem Film, die man schon von früheren Werken des Regisseurs kennt – seien das der typische Vorspann zum Sound von „Moody Blues“ oder die durchaus gelungene Zusammenarbeit mit Komponist Danny Elfman – aber trotzdem ist Dark Shadows in allen Punkten nur ein lauwarmes Spektakel. Er ist sicher näher am alten Stil des Regisseurs, als der letzte Streifen, aber dafür immer noch zu bunt, und zu komisch. Selbst das Potential seines 70er-Feelings schöpft der Film nicht annähernd aus, es verfliegt irgendwo zwischen „T-Rex“, „The Carpenters“ und Lavalampen.
Es scheint mir, als habe Burton einen shyamalan’schen Karrierentiefpunkt erreicht, denn Dark Shadows ist zwar nett, aber ebenso belanglos und nicht wirklich nötig. Wer Zeit und Lust hat, bei Regenwetter Johnny Depp zuzuschauen, wie er mit Bombshell und Fangbangerin Eva Green vögelt, der kommt sicher auf seine Kosten, für alle anderen tut es auch die DVD.