„We are dressed in our best and are prepared to go down as gentlemen. But, we would like a brandy.“
James Camerons Kassenschlager Titanic ist das wohl prominenteste Beispiel für maximalen Publikums- und finanziellen Erfolg: Noch heute ist der Film ein Klassiker und bei Fans, wie Kritikern geschätzt und spielte gleichzeitig auch als erster Film mehr als eine Milliarde ein. Mit dem 3D-Re-Release dieses Jahr knackte der Film schliesslich auch noch die Marke von 2 Milliarden, als erst zweiter Film (der zweite von James Cameron) und hat sich nun definitiv ein Denkmal gesetzt – ironischerweise am 100. Jahrestag des Schiffsunglücks.
1912 – Beim Glücksspiel ergattert der Hobbykünstler Jack Dawson ein Ticket für die Jungfernfahrt der „unsinkbaren“ RMS Titanic. Auf der Überfahrt trifft er auf die reiche, aber melancholische Rose DeWitt Bukkake Bukater, in die er sich sogleich unsterblich verliebt. Doch Rose ist ein Mädchen der ersten Klasse und verlobt, und ihr künftiger Bräutigam möchte auch, dass das so bleibt. Die Passagiere ahnen noch nicht, dass ihr Liebesgeplänkel in wenigen Augenblicken nicht mehr ganz so wichtig sein dürfte…
Titanic weist zahlreiche Elemente des klassischen Dramas auf – nicht nur enthält der Film die drei Akte, also die zwingende Exposition, den Höhepunkt (Klimax) in Form der Liebe der Hauptfiguren, ein Glück, das sich sehr bald durch den Eisberg wendet (Peripetie), sowie die Lösung des Konflikts (Dénouement); das Schicksal wendet sich auch aufgrund des Hochmuts (Hybris), wobei hier die Hauptfiguren lediglich Kollateralschaden des Hochmuts anderer Leute sind. Und das ist auch der Moment, bei dem man als Zuschauer mitfiebert – man sieht diese Katastrophe, die Cameron unglaublich real und detailliert inszeniert, sieht die Leute, die sterben und die Crew, die völlig überfordert ist, und weiss gleichzeitig, dass jeder der Faktoren, der zum Unglück führte, vorgebeugt werden hätte können. Diese Ohnmacht, die einen als Zuschauer überkommt – das fasziniert mich immer wieder aufs Neue (und auf perverse Art und Weise).
Dass Cameron auch optisch alles aus dem Streifen holt, ist Ehrensache. Die Effekte sind umwerfend und waren bereits für diese Zeit bahnbrechend, und auch die Aufnahmen bieten so nie dagewesene Bilder und Kamerafahrten. Doch letztlich ist alles unter anderem auf einen Faktor zurückzuführen, nämlich jenen, dass der Film eine Laufzeit von über 3 Stunden hat. Das verschafft Cameron Zeit, um seine Geschichte aufzubauen, den Zuschauer mit dem Schiff vertraut zu machen und die Meeresluft zu spüren, bevor man dann wiederum mitleidet, wenn man bekannte Gesichter sterben sieht. Selten war Überlänge so gut inverstiert. Dazu kommt ein genialer Score von James Horner, der den Oscar definitiv verdient hat – zusammen mit der Norwegerin Sissel schafft er es, das Feeling, das bei diesen schönen Bildern aufkommt, noch zu verstärken, stets unter sanfter Einbindung der Melodie des Hit- und Abspann-Songs von Céline Dion.
Wenn man den Film für das nimmt, was er ist, nämlich ein grossartig inszeniertes Liebesdrama auf hoher See, dann dürfte er einem sicher zusagen. Cameron gelingt es, aus der Vorlage das Maximum herauszuholen, sodass Titanic in allen Belangen zu gefallen weiss. Vielleicht hinken die Schauspieler der ansonsten hohen Qualität etwas nach, doch abgesehen davon und einigen Logiklöchern kann man diesem Film wirklich nichts vorwerfen. Zumal das schreckliche 3D-Release dem Film nicht direkt schadet.