„The logical extension of business is murder.“
Vor A Dangerous Method kannte ich David Cronenberg gar nicht. Und mit „kannte gar nicht“ meine ich, dass er mir kein Begriff war. Noch nie gehört. Und plötzlich ist er da, und alle sagen, wie toll seine bisherigen Filme waren, und wie cool doch der neueste Film wird. Und der Film ist Murks. Und schon steht mit Cosmopolis ein weiterer Film in der Pipeline. Der ein bisschen zur letzten Chance für Cronenberg wird, mich davon zu überzeugen, sein Zeug anzugucken. Was natürlich dem Film, wie dem Regisseur vermutlich nicht so ganz gerecht wird. Trotzdem, so wars.
Eric Packer ist ein junger Milliardär und hat als Firmenboss viel um die Ohren. Daher verbringt er die grösste Zeit seines Tages in seiner Limousine, die als sein Büro fungiert. Und eigentlich will Eric Packer nur mal wieder einen Haarschnitt, aber so schnell geht das nicht, wenn der Präsident in der Stadt ist, ein bekannter Rapper gestorben ist und zu Grabe getragen wird und gleichzeitig Demonstrationen gegen den Kapitalismus im Gang sind. So wird der Gang zum Friseur nun für Packer vielmehr zum Selbstfindungstrip, der ihm ungeahnte Seiten an sich zeigt.
David Cronenberg wäre gerne ein vielschichtiger Film gelungen, der schockiert und fasziniert. Er hätte gerne einen coolen Hauptcharakter gehabt, mit dem die Leute mitfiebern, obwohl er eigentlich nicht ganz sauber ist. Leider setzt er hierbei auf Robert Pattinson, der zwar ganz selten gefallen kann, zu grossen Teilen aber wirklich schlecht ist. Und so verhält es sich mit dem Film: Oft ist er langatmig, gleichgültig und man studiert als Zuschauer den Hintergrund, weil die leeren Worthülsen und steifen Dialoge, die sich die Figuren zuwerfen, nur langweilen. Trotz einiger interessanter Ansätze fehlt dem Film irgendwie die Konsequenz, diese durchzuziehen. Die Idee einer Figur, deren Autofahrt durch New York zur Selbstfindungsodyssee wird, ist leider weit spannender als der Film selber.
Dabei stellt Cronenberg Pattinson eine handvoll guter Schauspieler zur Seite, die aber zwangsläufig im Schatten des bald in Rente gehenden Vampiren stehen. Kevin Durand als Packers Sicherheitschef ist eine Wucht – mal wieder – und hätte das Potential, den ganzen Cast an die Wand zu spielen, wenn ihn der Regisseur nicht derart an der kurzen Leine hielte. Auch die anderen mehr oder weniger grossen Namen – Paul Giamatti, Juliette Binoche und Mathieu Amalric, letzterer als grenzgenialer Tortenattentäter – gefallen, sind aber viel zu klein. Das macht natürlich Sinn, ist aber schade um die guten Schauspieler. Ein anderer wichtiger und gelungener Faktor ist der Soundtrack, der abermals von Howard Shore stammt, der hierfür mit Metric und K’Naan zusammenspannte (K’Naan übernimmt auch eine Nebenrolle). Wuchtig und bombastisch kommt der daher, und bringt damit etwas Farbe in die gar graue Welt, die uns Cronenberg da vorsetzt.
Stellenweise will Cosmopolis der neue Drive sein. Mit seiner scheinbar abgebrühten Hauptfigur hätte der Film durchaus das Potential, aber Robert Pattinson kann ihr nie die Coolness entlocken, die Ryan Goslings Driver so einzigartig machte. Und dazu kommt Cronenbergs langweilige pseudoprovokative Art, mit der er seine Filme gern gerechtfertigt sehen möchte, die mich aber nur zu dem Schluss bringt, dass Cosmopolis vermutlich ganz geil hätte werden können – sofern man David Cronenberg und Robert Pattinson aussen vor gelassen hätte.