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Cosmopolis (2012)

„The logical extension of business is murder.“

Vor A Dangerous Method kannte ich David Cronenberg gar nicht. Und mit „kannte gar nicht“ meine ich, dass er mir kein Begriff war. Noch nie gehört. Und plötzlich ist er da, und alle sagen, wie toll seine bisherigen Filme waren, und wie cool doch der neueste Film wird. Und der Film ist Murks. Und schon steht mit Cosmopolis ein weiterer Film in der Pipeline. Der ein bisschen zur letzten Chance für Cronenberg wird, mich davon zu überzeugen, sein Zeug anzugucken. Was natürlich dem Film, wie dem Regisseur vermutlich nicht so ganz gerecht wird. Trotzdem, so wars.

Eric Packer ist ein junger Milliardär und hat als Firmenboss viel um die Ohren. Daher verbringt er die grösste Zeit seines Tages in seiner Limousine, die als sein Büro fungiert. Und eigentlich will Eric Packer nur mal wieder einen Haarschnitt, aber so schnell geht das nicht, wenn der Präsident in der Stadt ist, ein bekannter Rapper gestorben ist und zu Grabe getragen wird und gleichzeitig Demonstrationen gegen den Kapitalismus im Gang sind. So wird der Gang zum Friseur nun für Packer vielmehr zum Selbstfindungstrip, der ihm ungeahnte Seiten an sich zeigt.

David Cronenberg wäre gerne ein vielschichtiger Film gelungen, der schockiert und fasziniert. Er hätte gerne einen coolen Hauptcharakter gehabt, mit dem die Leute mitfiebern, obwohl er eigentlich nicht ganz sauber ist. Leider setzt er hierbei auf Robert Pattinson, der zwar ganz selten gefallen kann, zu grossen Teilen aber wirklich schlecht ist. Und so verhält es sich mit dem Film: Oft ist er langatmig, gleichgültig und man studiert als Zuschauer den Hintergrund, weil die leeren Worthülsen und steifen Dialoge, die sich die Figuren zuwerfen, nur langweilen. Trotz einiger interessanter Ansätze fehlt dem Film irgendwie die Konsequenz, diese durchzuziehen. Die Idee einer Figur, deren Autofahrt durch New York zur Selbstfindungsodyssee wird, ist leider weit spannender als der Film selber.

Dabei stellt Cronenberg Pattinson eine handvoll guter Schauspieler zur Seite, die aber zwangsläufig im Schatten des bald in Rente gehenden Vampiren stehen. Kevin Durand als Packers Sicherheitschef ist eine Wucht – mal wieder – und hätte das Potential, den ganzen Cast an die Wand zu spielen, wenn ihn der Regisseur nicht derart an der kurzen Leine hielte. Auch die anderen mehr oder weniger grossen Namen – Paul Giamatti, Juliette Binoche und Mathieu Amalric, letzterer als grenzgenialer Tortenattentäter – gefallen, sind aber viel zu klein. Das macht natürlich Sinn, ist aber schade um die guten Schauspieler. Ein anderer wichtiger und gelungener Faktor ist der Soundtrack, der abermals von Howard Shore stammt, der hierfür mit Metric und K’Naan zusammenspannte (K’Naan übernimmt auch eine Nebenrolle). Wuchtig und bombastisch kommt der daher, und bringt damit etwas Farbe in die gar graue Welt, die uns Cronenberg da vorsetzt.

Einer der Beiden ist cool, der andere wäre es gern.

Stellenweise will Cosmopolis der neue Drive sein. Mit seiner scheinbar abgebrühten Hauptfigur hätte der Film durchaus das Potential, aber Robert Pattinson kann ihr nie die Coolness entlocken, die Ryan Goslings Driver so einzigartig machte. Und dazu kommt Cronenbergs langweilige pseudoprovokative Art, mit der er seine Filme gern gerechtfertigt sehen möchte, die mich aber nur zu dem Schluss bringt, dass Cosmopolis vermutlich ganz geil hätte werden können – sofern man David Cronenberg und Robert Pattinson aussen vor gelassen hätte.

  • donpozuelo

    😀 Heute haben wir beide Cronenberg-Tag, du mit was Neuem, ich mit was altem!!! Aber nur 4,5 Punkten? Schade, ich hatte gehofft, dass „Cosmopolis“ besser wird. Der Trailer sah zumindest sehr danach aus.

    BTW: Wenn du endlich mal einen Cronenberg sehen willst, der dich überzeugt, gucke BITTE dringend „Eastern Promises“ (http://goingtothemovies.wordpress.com/2011/03/16/wory-w-sakone/)!!!

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  • Dominik

    Ja, „Eastern Promises“ ist großartig, aber „A History of Violence“ übertrifft das locker.

    Wg. „Cosmopolis“ – hatte wg. Pattinson eigentlich nichts anderes erwartet – leider. Egal.

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  • Dominik

    @Owley: Beinahe fraglich, wie das bei Cronenberg passieren konnte… Nicht schlimm. Geld gespart. 😉

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  • maloney

    4.5? Und ich hatte so grosse hoffung für die Rehabilitation von Herrn Pattison 🙁

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  • Lukas

    Mhm, und gestern las ich noch irgendwo, dass fast ausschließlich Robert Pattinson den Film so sehenswert macht, entgegen allem, was man erwarten könnte. Jetzt bin ich ja mal wieder gespannt, was letztlich für mich stimmt. Auch wenn ich eigentlich gar nicht vorhatte, den Film überhaupt zu sehen 😀
    Und ich stimme den anderen zu, guck dir unbedingt Eastern Promises und A History of Violence an. 🙂

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  • Alan

    Und kein Wort zur Romanvorlage des ewigen Literaturnobelpreisanwärters… Tsts. Und David Cronenberg an „A Dangerous Method“ und „Cosmopolis“ zu messen, ist in etwa so sinnvoll, wie sich anhand von „Jack“ und „Youth Without Youth“ eine Meinung zu Francis Ford Coppola zu bilden.

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  • Alan

    @Owley: Gelesen habe ich die Vorlage auch nicht, aber ein Verweis darauf schadet nie. Und ich habe auch nicht behauptet, man solle die Filme aus der Gesamtrechnung entfernen. Ich sage lediglich, dass man von zwei Filmen, die sich stilistisch, aber vor allem auch thematisch von Cronenbergs bisherigem Schaffen doch unterscheiden, nicht aufs Ganze schliessen sollte. Und das tust du zumindest indirekt, wenn du sagst: „das was ich von ihm kenne, lässt einen etwas anderen Schluss zu.“ Sieh dir seine anderen Filme an – vor allem „A History of Violence“, „Eastern Promises“, „Dead Ringers“ und „Spider“ -, dann siehst du den Cronenberg, den die Welt der Filmfreunde, die von „A Dangerous Method“ ziemlich überrascht war, eigentlich kennt und schätzt.

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  • Alan

    Ach, und Ryan Goslings Driver ist a) nicht sooo besonders einzigartig und b) sollte keinesfalls auf Coolness reduziert werden. Aber das gehört eigentlich nicht in diesen Thread, aber ich wollts noch platziert haben.
    (Und nein, ich habe nichts gegen „Drive“; im Gegenteil, das wird höchstwahrscheinlich mein Film des Jahres sein.)

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  • Alan

    @Owley: „Er war für das momentane Filmgeschehen recht einzigartig und insofern ein Bezugspunkt für jene Filmemacher, die nur gerade ein, zwei Jahre zurückdenken können.“ Das kapier ich irgendwie nicht, kannst du mir das erklären?

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  • Alan

    So, endlich den Film gesehen. Coolsein ist nun definitiv nicht seine Absicht.

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