Heute hatte meine alte Klasse ihre letzten Maturaprüfungen. Ich freue mich für sie, aber trotzdem fickt es mich immer wieder an, zu wissen, dass ich eigentlich jetzt dastehen könnte, wo sie stehen. Klar, ich weiss, was schiefgelaufen ist und eigentlich bin ich auch zufrieden mit dem aktuellen Verlauf meines Lebens (bis auf die momentane Arbeitssituation). Die Vorteile sind da, aber irgendwie kann ich mich doch nicht darüber freuen. Ich kann noch so abgeklärt tun, und darüber witzeln und allen erzählen, dass ich jetzt happy sei – ich bin es nicht. Zumindest nicht, ohne wehmütig zurückzublicken. Und ich glaube, das ist etwas, was immer bleiben wird, dieser Frust über die verpatzte Chance – egal, was ich mache. Denn es war nicht nur einfach ein Abschluss für mich, es wäre auch die Bestätigung gewesen, dass ich etwas auf die Reihe kriege. Was ich so zurückblickend in den vergangenen neunzehn Jahren in fast keinem Bezug wirklich habe. Und das kratzt am Ego, egal ob ich es zugeben mag, oder nicht.
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schau nach vorne und nicht zurück – das sollte wohl eher dein Motto sein.:) Ich habe die Matura gemacht, und jetzt mal im Ernst: Ich würde nie wieder. 6 Jahre verplämperte ich einfach indem mir Allgemeinwissen aller Sorte ins Hirn geprügelt wurde, von unnützer Mathematik bis zu Geologie „Steine erkennen“. Tönt toll oder? Nachher kommst du frisch mit einer Matura auf den Frischfleischmarkt und – du hast NICHTS. Eine Matura zu haben ist heute etwa so sexy wie eine Badenixe im Neoprenanzug – nein eben nicht. Du hast (falls du wie die vielen Ärztekinder) weder Arbeitserfahrung in den Ferien gesammelt, noch hast du irgendwelche tollen Sachen vorzuweisen, ausser einem guten Zeugnis. Und das schaut sich leider keiner an. Schon klar, ich habs auf die Reihe gebracht, micht 6 Jahre dort zu langweilen und immer wieder zu denken: Was mach ich eigentlich da? Und nur um zu wissen, ob ichs gepackt habe oder nicht, lohnt es sich definitiv nicht, eine Matur zu machen.
Und jetz, nach einem Jahr Arbeiten wo dr Bartli dr Moscht holt und einem Jahr beim Radio gequatscht zu haben, bin ich an der HTW und gammle wieder vor mich hin. Hätte ich eine Lehre gemacht, und keine Matur, hätte ich wenigstens schon einen Abschluss. Aber so MUSS ich ja noch weitermachen, zwingend. Weil sonst stehe ich vor dem Nichts.
Wir entscheiden uns immer und immer wieder, und wie Amerikas Kommunikationsgenie George Lois so schön sagt: „Mach weiter und grüble niemals über Fehlschüsse“.
Mach da weiter wo du jetzt bist und ich bin mir sicher, du wirst später nicht bereuen, kein dämliches Maturadiplom in der Hosentasche zu haben;)Antworten -
Also, ich habe das Abitur letztes Jahr bestanden und sitze nun an der Uni. Ich verdiene nicht mal eigenes Geld, ich lebe auf der Tasche meiner Eltern und dank BaFöG auch auf der des Staats. Wenn ich zurückschaue, habe ich nicht das Gefühl etwas Großartiges geleistet zu haben.
Ob mein Weg richtig war, wird sich erst in ein, zwei Jahren zeigen. Denn wie ich heute feststellen durfte bietet meine Uni gerade einmal 7(!) Plätze für den Master an – bei über 100 Bachelor-Studenten pro Semester. Gute Aussicht…Antworten -
Ohne wirklich JEDEN Umstand, dafür aber dich, zu kennen und mal ganz aufs Wesentliche geblickt: Ich glaube, du hast
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…und da hörte plötzlich die Kontrolle über meine Hand auf klickte geistesabwesend auf „abschicken.“
Fortsetzung folgt: du hast das Richtige getan und bist auf dem besten Weg. Oder, da ich ja nicht alle kenne, mindestens auf einem sehr guten. Für dich. Mein voller Ernst jetzt. *aufdieSchulterklopf* 🙂Antworten -
Owley, dein Artikel trifft stellenweise auch auf einen meiner Lebensbereiche zu. Es hat bei mir zwar nichts mit Schulabschlüssen oder meiner Arbeit zu tun, aber ich kann absolut nachvollziehen, was du meinst.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du auf dem neuen schulischen Institut, welches du bald besuchen wirst, den Erfolg haben wirst, den wir dir alle gönnen und den du dir auch reichlich verdient hast. Sobald dich die Schule auch wieder einspannen wird, wirst du vermutlich gar nicht mehr die Zeit haben, wieder auf Gedanken wie diese zu kommen – ging mir mit meiner Arbeit schließlich genauso, an meine alte Klasse wollte ich bei meinen neuen super Kollegen gar nicht mehr denken. =)Viel Erfolg!
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@meli: Long comment is long. Nein aber eigentlich stimme ich dir zu. Und war schon immer dieser Auffassung, bzw. mir dessen bewusst. Nur habe ich jetzt noch weniger als die Matura, sprich, weniger als nichts. Und mit fünfeinhalb Jahren Gymi ist das schon ein ziemlich doofes Gefühl, zu wissen, dass man so nah dran war. Sicher, ich hätte jetzt keine praktische Erfahrung, aber ehrlich gesagt, die ist ja auch nicht so spektakulär, als dass mich deswegen alle Arbeitgeber mit Handkuss nehmen würden.
@Dos Corazones: Nun, immerhin bist du damit doch ein bisschen weiter als ich, der im Moment so ohne nichts dasteht.
@Lukas: Ich denke sicher, dass es nicht falsch war (auch wenn es ja nicht wirklich meine Entscheidung war), aber die Folgen sind unangenehm. :/
@Lichtschwert: Ging mir auch so, aber irgendwie fehlt mir Ablenkung dieser Art im Moment. Da will gerade nichts so richtig :/Antworten -
@Owley: Ja, das kann schon sein, aber im Endeffekt ist es halt doch richtig. Wenn es sowas wie „richtig“ überhaupt gibt, bei falsch ist es ja doch immer leichter zu sagen. Ich hab dir die Story mit meinem Studium ja erzählt, und du kannst mir glauben: ich weiß, wie unangenehm – wenn auch harmlos, auf ein ganzes Leben bezogen – Folgen sein können. Vor allem aber eine Ungewissheit, die im Hinterkopf an einem nagt, auch wenn man sich selbst ziemlich sicher ist, das Richtige getan zu haben. Und dafür braucht man eben Leute, die einen bestätigen. Also, mal so ganz generell. Täglicher philosophischer Exkurs wäre damit erledigt. 🙂
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[…] dürfte dieser Gemütszustand bekannt sein, denn wie er ein anderes Thema in einem seiner Artikel beschreibt, trifft den Nagel sehr gut auf den Kopf. Ich brauche ganz dringend eine Freundin, eine […]