„There’s rumor of a new species in New York. It can be aggresive if threatened.“
„Mimimimi Reboots! Mimimimi Geldmache! Mimimimi keine Ideen mehr! Mimimimi immer das gleiche Zeug!“ So, haben die werten Damen und Herren Meckerzwerge genug geheult? Okay, gut. Denn The Amazing Spider-Man ist nicht einfach nur ein Reboot (das berechtigterweise geschah, die alten Spidey-Filme fand ich eher schlecht), sondern erzählt die Geschichte von Peter Parker aus einer etwas neuen Perspektive. Nun gut, Peter ist immer noch ein Nerd, wird von einer Spinne gebissen und kämpft sich durch New York, aber – und das ist sehr wichtig – er ist nicht mehr Tobey Maguire. Das ist ja schonmal ein Anfang.
Als er noch ein kleiner Junge ist, verlassen Peter Parkers Eltern ihn Hals über Kopf und bringen ihn zu seiner Tante und seinem Onkel. Sie kehren nie zurück, und erst spät erfährt Peter, dass sie bei einem Unfall ums Leben gekommen sind. Von einem Mitarbeiter und Freund seines Vaters, Dr. Curtis Connors erhofft sich Peter Informationen, wird beim Besuch dessen Unternehmen OSCORP jedoch von einer Spinne gebissen und erhält Superkräfte. Connors dagegen wurde durch den jungen Spross auf eine Idee gebracht, die ihn dazu verleitet, selber mit chemischen Mixturen zu spielen – mit verheerenden Folgen.
Das Problem mit The Amazing Spider-Man ist wohl, dass er zu keiner der momentan wirksamen Superheldenschienen dazugezählt werden kann. Er ist zu wenig düster und tiefschürfend für einen Film im Stil von The Dark Knight, und gleichzeitig zu wenig bunt und selbstironisch, um mit The Avengers mithalten zu können. Und so schwankt der Streifen bis zum Schluss zwischen den beiden Extremen, ohne wirklich einem zuzugehören. Das ist schade, denn eine eigenständige Handhabung hätte dem Film gut getan – und ihn von den anderen Beispielen abgehoben. Aber auch trotz dieser Kritikpunkte kann der Film mit etwas Tiefgang aufwarten, sei das im Bezug auf seinen Onkel und seine Tante oder die Beziehung zu Gwen Stacy. Leider bietet letztere gerade auch wieder viel Anlass für unfreiwillige Komik, was vermutlich unter anderem der eher deplazierten Emma Stone zuzuschreiben ist.
Abgesehen von ihr hat The Amazing Spider-Man einen unglaublich soliden Cast. Andrew Garfield spielt den Titelhelden mit Bravour und zeigt ihn tatsächlich von einer weniger bekannten Seite. Die ganze High School Thematik ist spannend umgesetzt, und gerade im Bezug darauf kann Regisseur Marc Webb einige Lacher landen – stellenweise auf dem Niveau gewisser Szenen aus The Avengers. Auch Martin Sheen und Sally Field als Peters Onkel, respektive seine Tante überzeugen. Rhys Ifans ist zwar cool, gibt aber als Lizard einen eher lächerlichen Bösewicht ab, was unter anderem auch den Effekten vorzuwerfen ist. Diese sind nicht grottig, genügen aber nur höchst selten. Dass man einen Grossteil der POV-Szenen geschnitten hat, ist für mich ziemlich unverständlich und dumm. Ebenso die Tatsache, dass der Film soviele Chancen auf ein grossartiges Easter-Egg hatte (viele Aspekte hat man sich für später aufgespart), zum Schluss aber mit so einem Mist aufwartet.
So harsch meine Worte klingen mögen, eigentlich ist The Amazing Spider-Man kein schlechter Film und hat viele gute Aspekte (unter anderem einen der coolsten Stan Lee-Cameos). Leider fehlt dem Film aber ein klares Statement, das entscheidende Etwas, das ihn von anderen Superheldenfilmen unterscheidet und ihn zu einem einzigartigen Must-See macht. Ohne das ist der Film verdammt, neben den Avengers und Batman unterzugehen, ganz zu schweigen von all den anderen Blockbustern des Sommers…