„If we allow ourselves to be full of hate, then they’ve won. We must not let them take our hearts.“
Als ich das erste Mal von Machine Gun Preacher hörte, dachte ich an einen schlechten Splatterfilm. Mit einem Pfarrer, der immer „Hallelujah!“ schreit, und mit seiner MG rumballert. Glücklicherweise war das nur meine Fantasie, die da mit mir durchging, denn der fertige Film ist schon ein bisschen glaubhafter und weniger bescheuert.
Sam Childers ist ein ganz schlimmer Kerl – Der Biker pflegt einen zerstörerischen Lebensstil, trinkt, raucht und nimmt Drogen. Als er und sein Kumpel Donnie im Drogenrausch einen Landstreicher beinahe töten, sieht er sein Fehlverhalten ein und lässt sich von seiner Frau zu einem Gottesdienst ihrer Kirche mitnehmen. Dort findet er Gott und lässt sein altes Leben je länger, je mehr hinter sich. Er schliesst sich einem Hilfsprojekt an, das in Uganda Flüchtlingsheime baut. Auf einem Trip in den Sudan sieht er die Not der Leute in dieser Kriegszone und beschliesst, sich dort zu engagieren, indem er ein Waisenhaus baut und die LRA von Joseph Kony aktiv bekämpft.
Marc Forsters Film hat zwei Gesichter, das unangenehmere zeigt sich während der ersten halben Stunde. Die Geschichte, wie Sam Childers vom Saulus zum Paulus, vom Rocker zum Vorzeigechristen wird, wird allzu subjektiv und missionarisch erzählt, die nüchterne Sichtweise, die dieser Film nötig gehabt hätte, fehlt. Aber hat man sich erst einmal durch diese Sequenzen gekämpft, zeigt sich Machine Gun Preacher von seiner besten Seite und entfaltet eine erzählerische Kraft, die man ihm in den Anfangsminuten nie zugetraut hätte. Gnadenlos zeigt er die Verzweiflung und Tragik, die Sam in Sudan antrifft und scheut sich auch nicht, diese mit schrecklichen Bildern zu zeigen, rechtfertigt sich aber nie nur durch diese Darstellungen.
Gerard Butler spielt Sam Childers in beiden Rollen sehr gut, es fehlt aber irgendwie letztlich doch der Funke, der überspringt und einen von Butlers Darstellung überzeugt. Irgendwie scheint die Rolle grösser zu sein, als sie der gebürtige Schotte spielt. Der Abspann zeigt den „echten“ Sam Childers und ich musste erstaunt feststellen, dass ich diesem mehr Sympathie entgegenbringen konnte, als ich dies Butler in diesem Film je konnte. Vielleicht ist das ja gewollt, wer weiss. Die restlichen Schauspieler sind auch gut, aber nicht wirklich umwerfend, irgendwie scheint keiner Lust zu haben, mehr als nötig aus dieser Rolle herausholen zu wollen.
Marc Forster erreicht mit Machine Gun Preacher keinen neuen Tiefpunkt seiner Karriere, wie viele Kritiker monierten, genausowenig ist der Film per se schlecht. Er hat viele gute Elemente, aber eben auch viele schlechte. Die Story ist zeitweise etwas gar missionarisch, andere Storystränge lässt der Film ganz unbehandelt und hindert sich so selber daran, mehr aus der an sich guten Vorlage zu machen.