„I don’t want to get married, I want to stay single and let my hair flow in the wind as I ride through the glen firing arrows into the sunset.“
Ich liebe Schottland. Ich liebe Pixar. Und ich liebe Mädchen. Diese drei Dinge vereint, ergibt Brave, einen Animationsfilm, von dem ich mir unglaublich viel versprach. Auch wenn mich das Animationsstudio letztes Jahr mit Cars 2 ein bisschen enttäuschte, so glaubte ich an die Wiedergutmachung in Form ihres dreizehnten Animationsfilmes. Und nicht nur für Cars 2 hatte Pixar einiges gutzumachen, auch ihre Beteiligung am Projekt John Carter vergesse ich so schnell nicht. Schwierige Aufgabe? Nicht für Pixar.
Da einige wichtige Plot Points sehr überraschend sein mögen, kann diese Review einige Spoiler enthalten. Meiner Meinung nach verderben sie den Filmspass zwar nicht, aber ich möchte euch trotzdem gewarnt haben.
Merida wäre so gern frei, doch die Tradition erlaubt es der schottischen Prinzessin nicht, das zu tun, was sie will. Stattdessen muss sie den ganzen Tag lang auf Geheiss ihrer sehr autoritären Mutter singen, nähen und an der Etikette feilen. Als dieses gespannte Verhältnis eskaliert, flieht das Mädchen in den Wald, wo sie eine Hexe antrifft. Wütend auf ihre Mutter wünscht sie sich, dass diese sich ändern würde, kann aber nicht ahnen, dass ihr Wunsch ihre Mutter in eine Bärin verwandelt. Angesichts des blinden Hasses von Meridas Vater auf einen anderen Bären ist das eine denkbar ungünstige Ausgangslage…
Brave ist Pixars erstes Märchen, das ein bisschen an die alten Disney-Filme, wie etwa Robin Hood oder Snow White erinnert, und das vermutlich nicht von ungefähr. Aber dennoch spricht Brave ganz deutlich die Sprache von Pixar und erzählt entsprechend auch eine Geschichte, wie man sie vom erfolgreichen Animationsstudio kennt – voller Tiefgang und Humor und über das Schwimmen gegen den Strom. Das Aufeinandertreffen zweier stolzer Figuren sowie derer Ideale wird vom Regie-Duo Mark Andrews und Brenda Chapman sehr glaubhaft erzählt, und vom ersten Augenblick an fühlt man mit Merida mit, sieht aber auch das Problem, vor dem ihre Mutter steht. Dass dieser Konflikt gegen Ende des Films etwas gar einfach gelöst wird, tut nichts weiter zur Sache, denn wir haben es ja immer noch mit einem Märchen zu tun, und die dürfen sowas, vorallem, wenn sie ansonsten so perfekt umgesetzt sind.
Aber Brave ist nicht nur ein Märchen, sondern eben auch eine Liebeserklärung an Schottland, wenn auch mit einem Augenzwinkern. Die Figuren sind einzigartig und man kann sich kaum sattsehen an diesen vielfältigen Charakteren, die von schottischen Grössen wie Kelly MacDonald, The Big Yin, Robbie Coltrane oder Emma Thompson (eine Wahlschottin) verkörpert werden, und die konsequente Scotishness des Films weiterführen (etwas, was zum Beispiel How To Train Your Dragon ja nicht hingekriegt hat). Müsste ich meine Favoriten aus diesem Ensemble spannender Figuren nennen, würde ich mich vermutlich für die Drillinge entscheiden, die zu dritt so manchen Schabernack treiben. Für den Score setzte man erstmals auf den schottischen Komponisten Patrick Doyle, der zusammen mit Julie Fowlis die perfekte Untermalung für die atemberaubenden Landschaftsaufnahmen von Schottland bietet.
Es gibt nichts auszusetzen an Brave, einem der besten Pixar-Filme seit Langem, der ebenso fesselnd wie komisch ist. Die Macher scheuten keine Mühen, reisten nach Schottland für Studien, übten sich im Bogenschiessen, und setzten ganz auf die „schottische“ Karte – mit Erfolg. Kaum ein Film des Studios weist eine derartige Liebe zum Detail auf wie Brave, ein Märchen, das – ganz passend – das Genre des Animationsfilms in qualitativer Hinsicht aus seinem Dornröschenschlaf weckt.