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Kapringen (2012)

„It’s my ship, it’s my crew, it’s my job to bring back my men.“

Komödien, Liebesschnulzen und herzige Animationsfilme sucht man an Festivals vergebens, denn solche Filme finden ihr Publikum immer. Es sind die schwereren Themen, die Problemfilme, die sich beweisen müssen und an den Festivals um Aufmerksamkeit buhlen. Wie etwa Kapringen, ein Film des Dänen Tobias Lindholm, der von der Kaperung eines Hochseeschiffes durch somalische Piraten erzählt. Lindholms Film ist kein leichter, aber das sollte eigentlich jedem, der das Palmarés des Regisseurs ein bisschen studiert hat, klar sein. Denn der Protegé von Thomas Vinterberg schrieb das Drehbuch zu dessen neuem Film Jagten, der alles andere als leichte Kost ist.

Als ein dänischer Frachter von somalischen Piraten gekapert wird, hängt das Leben des Schiffskoches Mikkel und der gesamten Besatzung vom Verhandlungsgeschick von Peter, des CEOs der Firma ab. Dieser muss jedoch rasch erfahren, dass die Piraten nach anderen Regeln spielen, als die japanischen Geschäftsleute, mit denen er gewöhnlich um Millionenbeträge feilscht. Derweil bangt Mikkel um sein Leben, das plötzlich in den Händen eines ihm mehr oder weniger fremden Geschäftsmanns sowie einer handvoll Piraten liegt.

Um seinen Film so authentisch wie möglich zu gestalten, benutzte Lindholm nicht nur einen Frachter, der bereits einmal gekidnappt wurde als Schauplatz des Films, sondern engagierte mit Gary Skjoldmose Porter auch gleich einen ehemaligen Verhandlungsführer, der bereits bei vielen Kaperungen im Einsatz war. Das Vorhaben gelang, denn Kapringen ist unglaublich realistisch, fast schon dokumentarisch und lässt den Zuschauer während etwas mehr als hundert Minuten an seine Grenzen stossen. Man leidet mit den beiden von Pilou Asbæk und Søren Malling grossartig gespielten Protagonisten mit, die an den ihnen gestellten Aufgaben zerbrechen.

Lindholm wechselt die Perspektiven gekonnt, um die Spannung aufrechtzuerhalten – nicht selten vergeht eine Ewigkeit, bis man wieder weiss, was auf der anderen Seite der Leitung geschehen ist, jener Leitung, die der einzige Grund ist, dass Mikkel überhaupt noch am Leben ist. Während dieser nicht versteht, warum sein Boss so lange feilscht, sieht die ganze Situation aus dessen Perspektive ganz anders aus. Seine Berater (unter anderem gespielt von Game of Thrones-Blutreiter Dar Salim) wissen nämlich um die Dreistigkeit der Piraten, die man mit einer einmaligen Zahlung nicht abfertigen kann. Und auch in diesem Fall ist die Krise mit der Lösegeldzahlung längst nicht abgewendet, wie alle Beteiligten im Laufe der Zeit erfahren müssen.

< Hier lustige Bildunterschrift einsetzen. >

Lindholm bringt uns mit Kapringen einen beunruhigenden und nervenaufreibenden Hochseethriller, der mit erschreckendem Realismus nicht nur die Problematik der direkten Opfer zeigt, sondern auch deren Abhängigkeit von den verhandlungsführenden Personen beleuchtet.

Das 8. Zurich Film Festival zeigt Kapringen am 25. September um 18.30 Uhr (Corso 2).

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