„If I’m doing a fake movie, it’s gonna be a fake hit!“
Filme, die auf einer wahren Geschichte beruhen können diese meist gar nicht akkurat wiedergeben – denn das Leben funktioniert meist nicht nach den Regeln von Hollywood. Und so ist es stört das längst keinen mehr, dass man gerne Drama dazudichtet, wo keines ist, und nicht so tolle Dinge beschönigt. Ausser vielleicht die beteiligten Personen, wie der frühere kanadische Botschafter im Iran Ken Taylor, der sich über die Rolle seiner Figur in Argo beklagte. Und nachdem Regisseur und Hauptdarsteller Ben Affleck das Ende ein bisschen umgeschrieben hat sind beide wieder beste Freunde und ihr um ein bisschen Trivia-Wissen reicher.
Als am 4. November 1979 während der iranischen Revolution Studenten die amerikanische Botschaft in Teheran stürmen, halten sie die Mitarbeiter der Botschaft während über einem Jahr als Geiseln fest. Doch sechs Botschaftsangestellten gelingt die Flucht und sie finden in der kanadischen Botschaft Unterschlupf. Da sie durch ihre anfangs noch unbemerkt gebliebene Flucht auf einer Abschussliste stehen, muss die USA rasch handeln und ihre Leute unbemerkt aus dem Land schleusen. Als Filmcrew für den Sci-Fi-Streifen Argo getarnt sollen sie die iranischen Behörden, die in der Zwischenzeit bereits nach den Botschaftern suchen, narren.
Selbst wenn man die Geschichte nicht im Detail kennt, wird klar, dass Affleck ziemlich übertreibt. Aber das ist schon okay, so sorgt er noch für die zusätzliche Spannung, die der Film durchaus nötig hat. Denn Argo ist zwar gut erzählt und hat einen interessanten Cast – das Kernstück des Films ist aber die Flucht aus dem Iran, die so spannend wie möglich gestaltet werden muss. Und so knausert Affleck auch nicht an dramatischen Rettungen in letzter Sekunde, sodass ich mich gegen Ende des Films immer wieder dabei ertappte, wie ich angespannt auf dem Sessel hin- und herrutschte und auf ein gutes Ende hoffte. Das es, soviel sei verraten, auch gibt.
So gut Ben Affleck seine Story rüberbringt, so schlecht ist seine Figurenzeichnung. Die Charaktere sind eindimensional und ohne Ecken und Kanten, was vorallem daran liegt, dass er ihnen kaum etwas zu tun gibt – denn den meisten Raum nimmt seine Heldenfigur, der von ihm verkörperte Tony Mendez ein. Das wäre eigentlich ganz okay, wenn er ihn nur nicht dermassen uninspiriert spielen würde. Da sollte er sich ein Beispiel an Alan Arkin und John Goodman nehmen, die in ihren Rollen aufgehen und völlig überzeugen – der ein oder andere Award für Arkin wäre da das Mindeste. Und selbst Bryan Cranston und Titus Welliver als CIA-Agenten sind da noch besser als Affleck, aber eben halt auch ziemlich oberflächlich.
Abschliessend kann man aber dennoch festhalten: Ben Affleck bietet mit Argo spannendes und ziemlich schräges Diplomatenkino, das die Anerkennung, die ihr in nächster Zeit wohl zuteil wird, durchaus verdient hat. Ob es gleich ein Oscar sein muss, sei dahingestellt, denn dafür schwächelt der Film wohl doch ein bisschen zu stark.