fbpx

SkyFall (2012)

„Some men are coming to kill us. We’re going to kill them first.“

In den letzten paar Jahren wurde es leider ein bisschen zum Trend, mit dem Näherrücken eines Films so ziemlich jedes Detail in unzähligen Previews und Trailern preiszugeben, was dazu führte, dass ich mich etwa nach dem zweiten oder dritten Trailer eines von mir gehypten Filmes jeglichen Infos verschloss, um wenigstens noch so etwas wie Überraschung aufkommen zu lassen. Das ist auch so bei SkyFall, dem dreiundzwanzigsten James Bond-Film, dem ich schon seit Jahren entgegenfiebere. Gleichzeitig ist es aber kaum möglich, den Film wirklich eingehend zu behandeln, ohne auf einige interessante Punkte einzugehen, weshalb ich hier noch mal ausdrücklich vor Spoilern warnen möchte.

James Bond wird auf einer Mission angeschossen und für tot erklärt – auch wenn der Agent natürlich überlebt hat. Als er nach einer Weile im Exil wieder in den aktiven Dienst des MI6 eintritt, steht dieser unter Dauerbeschuss. Während ein skrupelloser Cyber-Terrorist den Secret Service direkt im Herzen trifft, muss sich M vor der Öffentlichkeit für die plötzliche Verwundbarkeit des MI6 verantworten. Bond begibt sich auf die Fersen dieses Hackers, der sich als ehemaliger Agent Raoul Silva entpuppt, der noch eine Rechnung mit M offen hat. Und es scheint nicht wahrscheinlich, dass sich die Chefin des Geheimdienstes dieser Konfrontation entziehen kann…

Dass SkyFall den offenen Plot aus Casino Royale und Quantum of Solace nicht weiterspinnt, störte mich als ich davon erfuhr, noch ein bisschen – für den Film selber ist das aber letztlich ein Glücksgriff, denn so fokussiert sich dieser in erster Linie auf die Figuren, was Regisseur Sam Mendes unglaublich gut gelingt. Er verleiht nicht nur dem Agenten zusätzliche Tiefe, indem er vorallem in der zweiten Filmhälfte dessen Vergangenheit behandelt, sondern befasst sich auch mit der Geschichte von Bonds Vorgesetzten, der von Judi Dench zum letzten Mal verkörperten M – und tischt uns gleichzeitig eine packende Story auf, die nicht selten (auch was die Optik betrifft) an einen gewissen Herrn Nolan erinnert. Und  passend zum 50-Jahr-Jubiläum der Filmreihe wartet SkyFall mit zahlreichen Anspielungen an die Vorgängerfilme auf, die mal ganz deutlich, mal ganz subtil eingestreut werden. Wie etwa, wenn sich ein Q über den anderen lustig macht.

Doch nicht nur in dieser Hinsicht hält SkyFall das Versprechen, „back to the roots“ zu gehen. Denn während Marc Forster noch mit Traditionen brechen und Bond modernisieren wollte, gibt Sam Mendes dem Publikum ganz einfach was es will: Einen illustren Bösewicht, den Javier Bardem in beängstigender und ödipal psychopathischer Manier verkörpert, spektakulär und einzigartig inszenierte Action, tolle Musik, exotische Locations wie Macau oder Hong Kong, einen schnippischen Q und ja – Miss Moneypenny. Letztere ist ein Beispiel dafür, dass SkyFall nicht nur Altbekanntes, sondern auch Neues bietet, denn zum ersten Mal ist M’s Sekretärin dunkelhäutig. Und Naomie Harris macht ihre Sache sehr gut. Schauspielerisch gibt es ohnehin nichts auszusetzen, speziell Craig gefällt mir in der Rolle immer besser. Auf seine Zukunft mit Herrn Mallory freue ich mich schon jetzt. Einzig der Sex kommt etwas zu kurz, denn Bérénice Marlohe ist ein unglaublich langweiliges Bond-Girl und darf nicht mal on screen mit Bond in die Kiste steigen. Buh!

„With all due respect Ma’am, you are what appears to be an inanimate object performing intercourse!“

Dennoch: Nach siebzehn Jahren und fünf eher dürftigen Filmen ist James Bond nun tatsächlich zurück. SkyFall ist der beste Bond-Film seit GoldenEye und selbst mit jenem kann Sam Mendes‘ atemberaubender Einstand, dessen einzige wirkliche Schwäche übermässiges Product Placement von Heineken ist, locker mithalten. Craig spielt die Rolle bravourös, Bardem gibt den bedrohlichen Bad Guy und zum Schluss werden gleich auch noch die Weichen für eine neue und sehr rosige Bond-Ära gestellt. Der Fanboy in mir ist begeistert!

  • Dos Corazones

    Na, dann lese ich alles nach dem ersten Absatz lieber erst nächste Woche – dann habe ich den Film auch gesehen.

    AntwortenAntworten
  • donpozuelo

    Ja, für wahr ein großartiger Bond. Die Bond-Girls sind dieses Mal tatsächlich alle ein wenig zu kurz gekommen (hoho… Wortspiel!!!), aber was soll’s? Die sind für Mr. Bond ja eh nur Mittel zum Zweck.

    Insgesamt wirklich ein geiler Bond, nicht zuletzt, weil endlich auch mal wieder ein würdiger Gegenspieler auftaucht. An die letzten Bösewichte kann ich mich ehrlich gesagt nur dumpf erinnern. Da wird Javier Bardem schon etwas länger in Erinnerung bleiben… und sei es nur wegen der hässlichen Frisur. 😉

    AntwortenAntworten
  • Spanksen

    Wuoaaa, so gut? Damn, freu mich tierisch drauf!

    AntwortenAntworten
  • Lukas

    Den spoilerlastigen Inhaltsteil hab ich mal gewohnt (und dank Vorwarnung) übersprungen 😉 Dein Fazit hattest du ja schon mal angedeutet, ich freu mich jedenfalls obermegatittendoll auf morgen Abend 😀

    AntwortenAntworten
  • Ey Lou

    Ich weiß noch, wie wir damals alle im Kino waren – ich hab die Tickets bestellt: „5 x Borat, bitte!“. Der Kassierer hat dummerweise „Bond“ verstanden. Eine dreiviertel Stunde später sind wir dann alle sehr nervös geworden, als dieser komische Casino-Royale-Trailer nach 5 Minuten immer noch nicht zu Ende war – joa. Hab mich an dem Tag sehr unbeliebt gemacht und wir haben dann alle sehr zähneknirschend diesem komischen neuen Darsteller zugesehen und bla bla bla bla bla…

    Äh, also jedenfalls, nach diesem missglückten ersten Aufeinandertreffen hat’s ein paar Wochen gedauert, bis ich mir eingesetehen konnte, dass mich der neue Bond-Stil eigentlich total anspricht.
    (So sehr, dass ich jetzt schon wieder am Stirnrunzeln bin, wenn ich lese, dass Q und Moneypenny wiederbelebt werden.)
    Bin aber so oder so ganz hibbelig. Ist der Film in der Schweiz früher angelaufen oder WIESO ZUM TEUFEL kennst Du den schon? Werd auf jeden Fall ins Kino stürzen. Zumal Du den neuen Film in einem Satz mit „Goldeneye“ genannt hast, das war mein Lieblings-Bond-Film. Und dann der N64-Shooter dazu, aaahh!

    AntwortenAntworten
  • Review: JAMES BOND 007 – SKYFALL | ChristiansFoyer

    […] Owley.ch (9,5/10) […]

  • Lukas

    Ich hatte meinen Spaß. Und um es kurz zu fassen: ich würd die 9,5 noch etwas erhöhen. Trotz Heineken. 😀

    AntwortenAntworten
  • Dominik

    Deine „nur 9,5 von 10“ deute ich jetzt einmal, weil dir Bérénice Marlohe genauso wenig zugesagt hat wie mir? Aber ansonsten stimme ich dir voll und ganz zu! Ein erstklassiger Bond-Streifen!

    Btw.: Spoiler-Warnung schön und gut, aber musste die direkte Aussage mit „M“ sein? 😉

    AntwortenAntworten
  • Killerqueen

    Hab den Film am Samstag auch gesehen. Ich war ehrlich gesagt nach all dem Hype ziemlich enttäuscht. Vorneweg: Es ist ein toller Film, der einen gefesselt hält bis zum letzten Moment – die Zeit verging wie im Flug, absolut spannend, actiongeladen, witzig, kameratechnisch, sowieso optisch und auch musikalisch, genau so wie schauspielerisch ein absoluter Genuss – Da gehe ich mit dir absolut einig.
    Was ich aber ziemlich öde fand, war die Story, ganz zu schweigen davon, dass sie irgendwie recht inhaltlos ist. Es wirft in mir doch einige Fragen auf:

    – Wieso fahren die alleine in Bond’s Hütte? Auf der Insel zuvor war ja auch das MI6 sofort zur Stelle als Bond den Sender ausgelöst hatte. Warum lassen sie ihn in der Hütte alleine? Check ich nicht. Sie wussten ja, wo er war, haben ja selber die „Spur gelegt“.
    – Das einzige was Javier Bardem als Bösewicht mit diesem ganzen Tamtam im Schilde führt, ist sich an M zu rächen? … Really? ….
    – Kein Mensch überlebt 2 x angeschossen einen solchen Sturz wie zu Beginn des Filmes. Nicht mal Chuck Norris.

    Das sind so ein paar Punkte, die mich irgendwie störten. Und ich finde ebenfalls, dass das Bondgirl eine extrem dürftige Rolle eingenommen hat im Film, by the way wird ja auch nicht mal richtig geklärt, wie sie mit dem Bösewicht genau im Verhältnis steht und was sie da eigentlich macht. Bei der Sexszene unter der Dusche Cut und weiter? Hä? Fühlte mich im Kino echt verarscht. Das gehört doch einfach zu Bondfilmen dazu. Sehr schwach!

    Ansonsten fand ich den Schluss ziemlich cool und freue mich auch schon auf mehr von Bond. Aber verglichen mit Casino Royal hat Skyfall wirklich mehr Schwächen, vor allem Storytechnisch, ist meine Meinung.

    AntwortenAntworten
  • Killerqueen

    ahja, und wieso durchsucht Javier Bardem nicht nach einem Sender? Er ist ja sonst so clever 😉 das kommt noch dazu zu Punkt 1.

    AntwortenAntworten
  • Owley

    Deine Kritikpunkte verstehe ich. Ich nehme an, sie fuhren alleine raus, weil jede Meldung dafür gesorgt hätte, dass das Ganze elektronisch erfasst worden wäre, wodurch Silva dann ja vielleicht Wind gekriegt bekommen hätte. Ganz zu schweigen davon, dass M zu diesem Zeitpunkt ja nicht gerade beliebt war bei der Regierung, weshalb man ihr vielleicht Fahnenflucht unterstellt hätte. Tatsächlich aber ein fraglicher Punkt, da hast du Recht.

    Und warum ist Silvas Plan nicht gut? Ist nunmal recht realistisch. Wenn man es schon realistisch möchte. Insofern nur konsequent. Mich stören solche Dinge, auch der hohe Sturz, nicht. Denn Bond ist immer noch ein Agent, der 23x die Welt rettete – der darf durchaus übertrieben sein. Mich stört dieser zunehmende Drang nach Realismus ein bisschen, zumal Bond ja genau vom Gegenteil lebt. Da darf auch der Bösewicht so arrogant sein, dass er Bond zu durchsuchen vergisst.

    Was mir beispielsweise auch auffiel, war, dass der Helikopter am Schluss bei Tag angeflogen kommt, kurz danach aber schon finstere Nacht ist. Das sind so Dinge, die ich irgendwann akzeptiere. Erst recht bei Bond. Darum gefällt mir SkyFall auch so viel besser als Casino Royale: Er ist mehr Bond, mit all seinen Stärken und Schwächen.

    AntwortenAntworten

Kommentar schreiben