„Some men are coming to kill us. We’re going to kill them first.“
In den letzten paar Jahren wurde es leider ein bisschen zum Trend, mit dem Näherrücken eines Films so ziemlich jedes Detail in unzähligen Previews und Trailern preiszugeben, was dazu führte, dass ich mich etwa nach dem zweiten oder dritten Trailer eines von mir gehypten Filmes jeglichen Infos verschloss, um wenigstens noch so etwas wie Überraschung aufkommen zu lassen. Das ist auch so bei SkyFall, dem dreiundzwanzigsten James Bond-Film, dem ich schon seit Jahren entgegenfiebere. Gleichzeitig ist es aber kaum möglich, den Film wirklich eingehend zu behandeln, ohne auf einige interessante Punkte einzugehen, weshalb ich hier noch mal ausdrücklich vor Spoilern warnen möchte.
James Bond wird auf einer Mission angeschossen und für tot erklärt – auch wenn der Agent natürlich überlebt hat. Als er nach einer Weile im Exil wieder in den aktiven Dienst des MI6 eintritt, steht dieser unter Dauerbeschuss. Während ein skrupelloser Cyber-Terrorist den Secret Service direkt im Herzen trifft, muss sich M vor der Öffentlichkeit für die plötzliche Verwundbarkeit des MI6 verantworten. Bond begibt sich auf die Fersen dieses Hackers, der sich als ehemaliger Agent Raoul Silva entpuppt, der noch eine Rechnung mit M offen hat. Und es scheint nicht wahrscheinlich, dass sich die Chefin des Geheimdienstes dieser Konfrontation entziehen kann…
Dass SkyFall den offenen Plot aus Casino Royale und Quantum of Solace nicht weiterspinnt, störte mich als ich davon erfuhr, noch ein bisschen – für den Film selber ist das aber letztlich ein Glücksgriff, denn so fokussiert sich dieser in erster Linie auf die Figuren, was Regisseur Sam Mendes unglaublich gut gelingt. Er verleiht nicht nur dem Agenten zusätzliche Tiefe, indem er vorallem in der zweiten Filmhälfte dessen Vergangenheit behandelt, sondern befasst sich auch mit der Geschichte von Bonds Vorgesetzten, der von Judi Dench zum letzten Mal verkörperten M – und tischt uns gleichzeitig eine packende Story auf, die nicht selten (auch was die Optik betrifft) an einen gewissen Herrn Nolan erinnert. Und passend zum 50-Jahr-Jubiläum der Filmreihe wartet SkyFall mit zahlreichen Anspielungen an die Vorgängerfilme auf, die mal ganz deutlich, mal ganz subtil eingestreut werden. Wie etwa, wenn sich ein Q über den anderen lustig macht.
Doch nicht nur in dieser Hinsicht hält SkyFall das Versprechen, „back to the roots“ zu gehen. Denn während Marc Forster noch mit Traditionen brechen und Bond modernisieren wollte, gibt Sam Mendes dem Publikum ganz einfach was es will: Einen illustren Bösewicht, den Javier Bardem in beängstigender und ödipal psychopathischer Manier verkörpert, spektakulär und einzigartig inszenierte Action, tolle Musik, exotische Locations wie Macau oder Hong Kong, einen schnippischen Q und ja – Miss Moneypenny. Letztere ist ein Beispiel dafür, dass SkyFall nicht nur Altbekanntes, sondern auch Neues bietet, denn zum ersten Mal ist M’s Sekretärin dunkelhäutig. Und Naomie Harris macht ihre Sache sehr gut. Schauspielerisch gibt es ohnehin nichts auszusetzen, speziell Craig gefällt mir in der Rolle immer besser. Auf seine Zukunft mit Herrn Mallory freue ich mich schon jetzt. Einzig der Sex kommt etwas zu kurz, denn Bérénice Marlohe ist ein unglaublich langweiliges Bond-Girl und darf nicht mal on screen mit Bond in die Kiste steigen. Buh!
Dennoch: Nach siebzehn Jahren und fünf eher dürftigen Filmen ist James Bond nun tatsächlich zurück. SkyFall ist der beste Bond-Film seit GoldenEye und selbst mit jenem kann Sam Mendes‘ atemberaubender Einstand, dessen einzige wirkliche Schwäche übermässiges Product Placement von Heineken ist, locker mithalten. Craig spielt die Rolle bravourös, Bardem gibt den bedrohlichen Bad Guy und zum Schluss werden gleich auch noch die Weichen für eine neue und sehr rosige Bond-Ära gestellt. Der Fanboy in mir ist begeistert!