„We could get into trouble!“ – „That’s how you know it’s an adventure!“
Bei den vergangenen Oscars war es ja zum Schluss bekanntlich das Rennen zwischen Hugo und The Artist, das dann in einem Unentschieden endete. Ich entschied mich damals für den französischen Stummfilm und konnte damit aus Prinzip nichts mit Martin Scorseses Kinderfilm anfangen. Eine eher dämliche Entscheidung, denn Monate nach meiner ersten Sichtung muss ich ganz nüchtern gestehen, dass Scorsese tatsächlich ein Meisterwerk gelungen ist.
Im Pariser Bahnhof Montparnasse lebt der Waisenjunge Hugo, der unbeachtet von den Reisenden und Passanten dafür sorgt, dass die Uhren immer richtig aufgezogen sind. Das einzige, was ihm von seinem zu früh verstorbenen Vater bleibt, ist ein Notizbuch und eine mechanische Figur, die angeblich eine Notiz schreiben kann. Gemeinsam mit der gleichaltrigen Isabelle versucht Hugo, das Geheimnis dieser Figur zu lüften – doch dabei kommen die beiden einem viel grösseren Mysterium auf die Spur…
Scorseses Film ist eine liebevolle Hommage an die Anfänge des Kinos, an Georges Méliès, den „Cinemagicien“. Dabei schildert er glaubhaft, wie der Junge Hugo trotz trauriger Vorgeschichte überzeugt ist, einen Platz im Gefüge der Bahnhofshalle gefunden zu haben. Es ist eine Geschichte voller Hoffnung, mit einem herzensguten Protagonisten, der alle Hebel in Gang setzt – no pun intended – um einem alten Mann die Freude am Leben zurückzugeben. Dabei merkt man, dass auch Scorsese ein grosser Verehrer von Méliès‘ Arbeiten ist, man kann das Leuchten in den Augen, das den Regisseur beim Drehen der Sequenzen überkam, förmlich spüren. Kein Wunder also, dass auch Hugo den Zuschauer in Nullkommanichts verzaubert hat.
Der Waisenjunge wird vom talentierten Asa Butterfield verkörpert, von dem wir noch einiges hören dürften, denn der Jungdarsteller hat es definitiv drauf. Auch Chloe Grace Moretz spielt an seiner Seite solide, ebenso Ben Kingsley als Kinoikone Georges Méliès und last but not least Sacha Baron Cohen als schrulliger und nerviger Bahnhofsvorstand. Für die Featurette über ihn sollte man sich überdies die BluRay zulegen, ein Highlight. Auch die Optik und das Feeling stimmt bei Hugo einfach – Die atemberaubenden Kamerafahrten durch das kitschig-schöne Paris und durch den Bahnhof Montparnasse werden von einem perfekt passenden Old School Soundtrack aus der Feder von Howard Shore untermalt.

Bei Hugo stimmt einfach alles – eine Schande, dass ich das nicht früher zu schätzen wusste. Martin Scorseses erster für Kinder geeigneter Film entführt den Zuschauer in eine magische Welt und verneigt sich mit viel Retrocharme vor einem der Pionieren der Filmgeschichte, dem talentierten Georges Méliès.