„I have to get out of here!“ *
Ich habe nun also auch endlich einmal einen dieser Twilight-Filme gesehen – den fünften und letzten nämlich, der ja den überhaupt nicht umständlichen Titel The Twilight Saga: Breaking Dawn – Part 2 trägt. Ein bisschen war es die Neugier, die mich dazu verleitete, ein bisschen die Vorfreude auf tonnenweise Fremdscham, und ein bisschen „Ach, so schlimm kann es wohl nicht sein“. Ist es aber. Sogar sehr schlimm. Deshalb warne ich euch davor, diesen Film zu schauen. Wer wissen möchte, wie schlecht der Film tatsächlich ist, findet nach dem Klick eine Nacherzählung, die selbst den härtesten Twi-Hard umstimmen dürfte. So müsst ihr kein Ticket mehr kaufen, und könnt den Film trotzdem erleben.
Und das Allerbeste: Ihr könnt anders als im Kino ganz laut mit eurer Popcorntüte rascheln, und niemand wird energisch „Pscht!“ zischen. Cool, nicht?
*(Bella im Film, ich im Kino)
Was ich glaube zu wissen, dass bisher geschah: Robert Pattinson und Kristen Stewart drehten einen Vampirfilm zusammen. Und verliebten sich den Portemonnaies der Produzenten zuliebe ineinander. Aber Robert Pattinson ist eigentlich ein Vampir und uralt und Kristen Stewart vögelt lieber unbekannte Regisseure, weshalb das zu ganz viel Drama führt, mit dem man bisher vier Filme und zahlreiche Boulevardzeitungen füllen konnte. Zudem haben Robsten noch ein Baby zusammen, das die Stine ziemlich krank macht. Und die einzige „logische“ Rettung ist, dass sie selber zu einem Vampir wird. Und das Baby wächst auch noch gleich schnell wie Robin Williams in Jack, was irgendwie auch ein Problem zu sein scheint. Warum weiss niemand, aber Hauptsache es gibt Drama, Tränen und Probleme.
Doch nun also zum Film selber:
In den gefühlt fünf Stunden dauernden, aber immerhin noch verhältnismässig hübsch inszenierten Opening Credits wird jeder noch so unwichtige Nebendarsteller aufgelistet und spätestens da sollten beim Zuschauer die Alarmglocken läuten: Da spielt ein Typ mit, der „Booboo“ zum Vornamen heisst. Meine Fresse, es gibt tatsächlich Leute die so heissen? Und die machen noch Filme? Das kann nur ein schlechtes Omen sein. Und wie bestellt zeigt sich die Reihe bereits in den ersten paar Szenen von ihrer qualitätverachtenden Seite:
Es gibt mit hölzerne Dialoge, in die immer wieder an völlig unpassenden Stellen ein „I love you!“ gestreut wird (Also etwa so: „What are we gonna make for dinner?“ – „I love you!“), offensichtlicht mit dem Spachtel aufgetragenes Make-Up („Was, wir haben noch weisse Farbe vom letzten Film übrig?“) und Effekte, die diesem Niveau total entsprechen. Hei, wie das lässig aussieht, wenn Kristen Stewart so durch die Wälder saust, mit diesem Greenscreen. So richtig… echt schaut das aus.
Nein, natürlich nicht.
Aber schliesslich muss ja auch der letzte Depp checken, dass die Stine jetzt eine Vampirin ist, und darum vampirt sie während den folgenden 30 Minuten demonstrativ rum: Unschuldige Kletterer werden gejagt, Robert Pattinsönner gevögelt und last but not least glänzt sie nun auch noch, wie das ein richtiger Glitzerglänzvampir eben tut. Jessesmuttermaria ist das geilo. Wer jetzt noch keinen Fangirlorgasmus erlebt hat, der wird gelangweilt auf seine Uhr blicken, denn diese halbe Stunde bekommen wir nie mehr zurück.
Um so etwas wie Abwechslung und Entwicklung vorzutäuschen, wechselt die Szenerie zu so italienischen Kapuzenvampiren, die von Michael Sheen im Mike Shiva-Aufzug angeführt werden. Selbst grässliches Make-Up kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Sheen ein grossartiger Schauspieler ist, dessen Talent in so einem Film brutal verschwendet ist. Aber seis drum, er ist selber Schuld. Mike Sheen ist also ein Böser und will das Kind von R-Pattz und Kristen Stewart töten. Warum? Reicht „Er ist ein Böser“ etwa nicht als Grund? Janu. Das gefällt jedenfalls dem Robsten-Duo nicht so ganz, weshalb sie eine Armee zusammenrufen.
Zum Kämpfen, habt ihr gedacht? Falsch! Um mit Mike Sheen zu plaudern und ihm zu sagen, dass er das Kind nicht töten darf. Na, das wird ihn umstimmen! Wie gesagt trommeln sie also im Stil von X-Men: First Class ganz viele Vampire aus aller Welt zusammen, die nicht nur total klischiert dargestellt werden, sondern auch unterschiedliche Superfähigkeiten haben. Denn Vampire sind nicht cool genug, wenn sie einfach Blut saugen (was in diesem Film übrigens sowieso nur einmal geschieht… EINMAL!). Nein, sie müssen jetzt auch noch Mutanten sein. Und darum gibt es Gedankenleservampire, Avatarvampire, Machtblitzvampire und die Stine selber ist eine Schutzschildvampirin. Also sie kann alle irgendwie… schützen, eben. Comes in handy. Was der Robbie kann, ist offenbar nicht wichtig, aber wenn wir ehrlich sind, war es das ja noch nie.
Wie dem auch sei, eine halbe Stunde – das entspricht Weihnachten, einer Runde Off-Screen-Sex und haufenweise schlechten Dialogzeilen – kommt Mike Sheen mit seinen italienischen Killermönchvampiren bei den Guten an. Idealerweise treffen sich beide Gruppen also auf einem riesigen Eisfeld, wo dem Zuschauer während einer gefühlten Ewigkeit in zahlreichen, grässlich ausgeleuchteten Close-Ups gezeigt wird, wie übel das Make-Up wirklich ist, während die Protagonisten darüber diskutieren, ob Mike Sheen nun das kleine Mädchen töten darf oder nicht. Natürlich ist Mike Sheen ja eben Böse per definitionem, weshalb ihm alle Einwände herzlich egal sind. Ein einfacher Anruf oder zumindest ein Vaterschaftstest hätte uns nicht nur diese Szene, sondern wenn man es recht bedenkt, auch gleich diesen Film erspart.
Und so kämpfen sie dann halt doch in einem unglaublich epischen Fina… PSCHT!!! RUHE MIT DER GOTTVERDAMMTEN POPCORNTÜTE!!! Also. Wo war ich? Ach ja. Eben, sie kämpfen dann doch noch. Schliesslich haben die Vampire ihre Superfähigkeiten nicht umsonst einige Szenen zuvor mit viel Trara zur Schau gestellt. Riesige CGI-Wölfe gibts auch noch, ein Riesending ist dieses Finale! Man hätte eigentlich diesen zweiten Film gleich auch noch aufteilen können, so lange dauert diese Schlacht, oder solange fühlt sich das Ganze zumindest an. Und weils so sexy ist, kämpfen die Vampire zum Teil auch gleich leichtbekleidet. Auf einem Eisfeld. That’s how much sense this movie makes.
Damit man als Zuschauer auch wirklich weiss, dass einer tot ist, werden jeweils die Köpfe abgerissen – was erwartungsgemäss ein effekttechnisches Meisterwerk ist. Das sieht so aus, wie wenn man dem Playmobil den Kopf abreisst. Ohne Flax. Sehr cool. Und jetzt aufgepasst, grosses Highlight: Nachdem sich die Vampire, Wölfe und Mike Sheens Leute also mega lang balgen, schlegeln und gegenseitig Köpfe abreissen, was allgemein eine der besten Szenen des ansonsten nur schwer erträglichen Filmes ist, kommt der Ultrasupertwist: Das war alles gar nicht echt! Ätsch! Gerade, als ich dachte, dass der Film doch noch ein versöhnliches (zwar auch nur mit zwei zugedrückten Augen, aber immerhin) Ende findet. Ziemlich gemein.
Aber eben, das war alles gar nicht echt, sondern nur eine Zukunftsvision, die irgend so eine Tussi dem Mike Sheen gezeigt hat, damit er checkt, dass am Ende seine Killermönchvampire verlieren und auch sein Kopf rollen wird. Was ich irgendwie begrüsst hätte. Aber die Macher scheinen ja zu WOLLEN, dass ich ihren Film blöd finde. Also wird alles noch mal zurück zum Ausgangspunkt gespult, Mike Sheen sagt „Achso, ja dann…“ und zieht mit seinen Leuten ab. Kein Bösewicht wird besiegt, kein Guter opfert sich, keine finale Schlacht – nichts. Wie lahm ist das denn? Buuuh! Ich will mein Geld zu… oh, stimmt. Ich habe ja nicht bezahlt dafür.
Zum Glück. Aber zurück zum Film, denn jetzt kommt gleich der Schluss, und den wollen wir uns ja nicht entgehen lassen. Also, Edna und Bert, oder wie sie auch immer heissen, küssen sich dann nochmal, umarmen sich, und hauchen etwa fünfundrölfzig mal „Forever“ auf einer Blumenwiese und wir bekommen noch ein Kuss-Szenen-Best-Of, weil das so gut in den Film passt, und dann kommt der Abspann. In dem auch Anna Kendrick erwähnt wird. Dabei kam sie ja gar nicht vor. SCHIEBUNG! Ich will mein… oh. Schon wieder.
Mein Fazit: Wer an The Twilight Saga: Breaking Dawn – Part 2 auch nur ein bisschen Gefallen findet (und Fremdscham zählt nicht dazu!), ist entweder ein richtiger Twilight-Fan oder hat masochistische Züge. Wobei das im Grunde ja eigentlich dasselbe sein dürfte. Für alle anderen stehen knapp zwei Stunden Leidenszeit an. Und das meine ich ganz ernst. Oder um es mit einem Zitat von Robbie auszudrücken: „Nothing ever made sense before!“.
Neither does this movie.