„You don’t want me. You’re all hard work and deadlines! I’m snowballs and fun times. I’m not a Guardian.“
Der Autor, Illustrator und frühere Pixar-Konzeptzeichner William Joyce muss sich im Moment wohl keine Sorgen um seine finanzielle Zukunft machen: Anfang Jahr durfte er für seinen animierten Kurzfilm The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore einen Oscar entgegennehmen und eben erst ist die DreamWorks-Verfilmung seines Buches The Guardians of Childhood unter dem Titel Rise of the Guardians angelaufen. Und für nächsten Frühling steht bereits eine weitere Verfilmung an, diesmal wagt sich BlueSky mit Epic an Joyce‘ Buch The Leaf Men. Nicht ohne Grund ernannte ihn also die Newsweek bereits vor dem Jahrtausendwechsel zu einer der 100 Personen, die man im neuen Jahrtausend im Auge behalten sollte.
Der Weihnachtsmann, der Osterhase, die Zahnfee, der Sandmann und Jack Frost (der selbst nach 300 Jahren noch nicht checkt, dass ihn keiner hören oder sehen kann) bilden ein Team, das dafür sorgt, dass es den Kindern gut geht – die Wächter. Als Pitch Black, der Bogeyman, dafür sorgt, dass die Kinder vermehrt von Alpträumen heimgesucht werden, damit diese nicht mehr an die Wächter glauben, müssen diese zurückschlagen. Denn wenn die Kinder nicht mehr an sie glauben, versiegt die Quelle ihrer Macht, und die Wächter verschwinden allmählich.
Rise of the Guardians kränkelt an derselben Stelle wie jeder DreamWorks-Film: Die dem Film zugrunde liegende Idee ist viel zu weit hergeholt, was dazu führt, dass man sich als Zuschauer nie wirklich in dieser Welt der Kinderhelden zurechtfindet. Wie genau das jetzt mit dem „An die Helden glauben“ ist, und wer jetzt Wächter ist, und wer nicht, und wieso manche unsichtbar sind, und andere nicht – so wirklich weiss ich das auch jetzt immer noch nicht. Die Umsetzung dagegen ist gewohnt gelungen, die Story wird packend erzählt und auch an Witz mangelt es dem Film nicht, wobei gerade hier wieder einmal ersichtlich wird, welchen Einfluss Despicable Me doch auf das Animationsfilmgeschehen hat: Eine Heerschar herziger und witziger Wichtel assistiert einem mit osteuropäischem Akzent sprechenden Santa Claus.
Die Figuren sind aber wirklich gelungen, die einzelnen Eigenschaften und Charakterzüge werden gekonnt hervorgehoben, jedes Mitglied ist unentbehrlich, und kein Charakter stört. In diesem Punkt erinnert Rise of the Guardians erheblich an eine animierte Version von The Avengers, und je mehr man daran denkt, desto mehr Parallelen fallen einem auf, wie beispielweise der mit britischem Akzent sprechende Bösewicht, der, weil sein Ego verletzt ist, die Welt mit seiner Pferdearmee erobern will. Leider ist das Charakterdesign der Figuren aber sehr fantasielos und dürftig, nicht nur in optischer Hinsicht, sondern auch was die Sprecher, von denen – mit Ausnahme von Hugh Jackman – keiner so wirklich in Erinnerung bleibt, betrifft. Ansonsten stimmt die Optik nämlich, doch das geht angesichts der lieblos designten Figuren etwas unter.

Was ich schon nach der Sichtung des Trailers befürchtet hatte, trifft ein: Die Idee von Rise of the Guardians ist zwar schön und gut, aber sie funktioniert zu keinem Zeitpunkt so richtig. Dasselbe gilt für das Charakterdesign, das ebenfalls nicht überzeugen kann. Ohne diese Negativpunkte wäre der zweite DreamWorks-Film in diesem Jahr eine Wucht, so bleibt aber ein fahler Nachgeschmack.
Und sollte ein Sequel kommen, wünsche ich mir einen Truthahnhelden.