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Once Upon A Time – Staffel 1

„But you’re a hero! You can’t run! You have to help everybody!“

Als ich in New York war, wurde ich auf die neue Serie Once Upon A Time aufmerksam, deren erste Staffel mit viel Trara beworben wurde, sodass ihr zu entgehen ein Ding der Unmöglichkeit war. Zum Glück, denn so recherchierte ich ein bisschen, was es damit auf sich hatte, und fand rasch heraus, dass es eine Märchen-Fantasy-Serie war, in der unter anderem Robert Carlyle mitspielte, und die aus der Feder von Edward Kitsis und Adam Horowitz, zweier Autoren, die auch bei LOST beteiligt waren, stammte. Und von diesem Moment an war für mich klar: Ich musste Once Upon A Time sehen.

Die böse Königin Regina stürmt die Hochzeit von Schneewittchen und Prince Charming und droht ihnen damit, einen Fluch loszuschicken, der alle in unsere Welt, genauer ins Städtchen Storybrooke, verbannt, wo sie sich nicht mehr an ihre alten Leben erinnern können und in der nur Reginas Geschichte ein Happy End findet. Schneewittchen und Charming gelingt es, ihre neugeborene Tochter kurz bevor der Fluch sie erfasst, in Sicherheit zu bringen, wodurch sie unbeschadet in die neue Welt gelangt. 28 Jahre später ist die Tochter, Emma, eine junge Frau, die mehr oder weniger ziellos durch die Welt tingelt. Bis plötzlich Henry, der Sohn, den sie zur Adoption freigegeben hatte, vor ihrer Haustür steht, und sie bittet, mit ihr nach Storybrooke zu kommen, das sie vom Fluch befreien soll. Nur glaubt weder Emma, noch sonst jemand der Bürger von Storybrooke Henrys Geschichte, und die Bürgermeisterin Regina – Henrys Adoptivmutter – möchte, dass das auch so bleibt.

In punkto Storytelling erinnert Once Upon A Time immer wieder stark an LOST. Auch hier steht die Frage des Glaubens im Zentrum, und auch wenn sie im Laufe der Staffel einigen Nebencharakteren zuliebe etwas in den Hintergrund gerät, ist sie doch elementar. Jede Folge widmet sich zudem einer anderen Figur und so wird in 45 Minuten jeweils ein Märchen erzählt, wobei im Vordergrund – also in Storybrooke – eine sich über die ganze Staffel weg entwickelnde Geschichte erzählt wird. Aufgrund der mangelnden Erinnerungen der Charaktere kann man das zwar nicht wirklich als Flashbacks bezeichnen, aber das Konzept ist im Grunde schon dasselbe. Überhaupt hat es in Once Upon A Time unzählige Anspielungen an LOST, seien das die Zahlen, die immer wieder auftauchen, oder dass sich Figuren mit MacCutcheon betrinken – ganz zu schweigen von den Gastauftritten von Alan Dale und Emilie de Ravin. Dass die Märchen ein bisschen umgeschrieben werden mussten, stört aber weiter nicht, sondern bietet interessante Twists und neue Sichtweisen. Und es ist immer wieder spannend zu sehen, welche Rolle die verschiedenen Märchenfiguren in der „neuen“ Welt annehmen.

Das Problem ist, dass man Once Upon A Time nur selten so richtig ernst nehmen kann, was vorallem an der Märchenthematik liegt. Diese ist gleichzeitig Fluch (no pun intended) und Segen für die Serie, denn sie sorgt zwar für eine spannende Prämisse, nimmt ihr aber eben auch viel an Glaubhaftigkeit. Unter anderem mitschuldig daran sind budgetbedingt unterirdische Effekte und schlechte Kostüme – und wenn einem der Zuschauer die Figuren nicht abkauft, wird es schwierig, ihn erst dazu zu bringen, sich mit ihnen zu identifizieren. Schliesslich reden wir von einer Serie, deren Figuren Hänsel und Gretel (in typisch englischer Aussprache), Mary Margaret oder Rumpelstiltskin heissen – nicht gerade Allerweltsnamen. Letzterer wird von Robert Carlyle verkörpert und ist das Highlight von Once Upon A Time. Carlyle spielt den undurchschaubaren fiesen Gnom sowohl als Märchenfigur als auch als „Mensch“ überragend, und erinnert immer wieder an die drei gestörten J: Den Joker (von Jack Nicholson), Jack Sparrow und Jim Carrey.

Die anderen Figuren bleiben ein bisschen blass, abgesehen von den beiden Hauptkontrahentinnen – der bösen Königin und Emma – sind die weiblichen Figuren alle ein bisschen Tüpfis, die alle zehnmal gegen eine Wand rennen müssen, um zu sehen, dass da eine solche ist. Aber auch den männlichen Figuren mangelt es etwas an Tiefe, abgesehen davon, dass sie (also David, August und Graham) scheinbar alle völlig gleich aussehen. Den von Raphael Sbarge sehr schrullig gespielten Dr. Archie Hopper, mal ausgenommen. Hoffentlich schafft es die zweite Staffel, da noch mehr aus den Figuren herauszuholen, denn das Potential wäre vorhanden. Überhaupt bin ich gespannt, was die nächste Staffel bringt, denn auch trotz vielversprechendem Cliffhanger-Ende bin ich mit dem Schluss der ersten Staffel nicht zufrieden. Zuviel wurde für meinen Geschmack schon aufgelöst und verraten, und es bleiben nur noch wenige Dinge ungeklärt. Einige Schlüsselfragen, die sich mir noch stellen, habe ich hier aufgelistet. Und als Spoiler getarnt, damit niemand weinen muss. Einfach markieren:

  • Wer hat das Märchenbuch verfasst? Ist angeblich eine der zentralen Fragen der Serie und dürfte noch nicht so bald geklärt werden.
  • Warum wurden die Figuren nicht zurückgeschickt, als der Fluch gebrochen wurde?
  • Welche Welten gibt es im Hut noch neben der Märchenwelt, Wonderland und „unserer“?
  • Welche Königshäuser gibt es?
  • Werden die Oger-Kriege behandelt?
  • Was geschah mit King George? Wir sehen ja, dass er überlebt haben muss.
  • Was passierte mit Thomas? Auch er muss überlebt haben.
  • Was geschah mit Reginas Mutter? Warum ist sie später nicht am Hof?
  • Warum wurden Snow White oder Charming König, bzw. Königin? Beide Stiefeltern haben ja überlebt.
King Widmore

Trotz Startschwierigkeiten würde ich Once Upon A Time sofort empfehlen: Die Serie schwächelt zwar noch leicht, hat aber auch ihre Stärken, gerade im Storytelling. Und mit Robert Carlyle und Lana Parilla (die seinerzeit übrigens auch einen LOST-Gastauftritt hatte) verfügt man ausserdem über zwei sehr tolle Schauspieler für die Rollen der Antagonisten. Die neue Serie von Edward Kitsis und Adam Horowitz ist eine angenehme Mischung aus LOST und dem altbewährten Faerie Tale Theatre, spricht aber dennoch eine eigene Sprache. Und vielleicht gibts für kommende Staffeln etwas weniger disneylastige Märchenauswahl.

  • Kim

    Da mich eine Episode nicht überzeugt hat, habe ich es mit der Serie wieder gelassen :S

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  • Alice

    Ich hatte meinen Spass mit der ersten Season, und ich kann sie auch weiterempfehlen. Aber um es in die Riege meiner Lieblingsserien zu schaffen, fehlt Once einfach einiges. Was mich am meisten stört, ist dass die Serie oft irgendwie inkonsequent ist.
    Ich habe an vielen Ecken und Enden das Gefühl, das Verhalten und die Motivationen der Charaktere werden jeweils dem angepasst, was in der Folge gerade wichtig ist, wobei leider oft das Gesamtbild und die Zusammenhänge über die ganze Serie hinweg verloren gehen.

    Über Special Effects und Kostümbild kann ich hinweg sehen, auch die Charakternamen finde ich okay; es geht ja schliesslich um Märchenfiguren und denen vergibt man die doofen Namen ja schon seit jeher.

    Schauspielerisch überzeugt mich die Hauptdarstellerin, deren Namen ich immer vergesse, auch nicht immer gleich fest…

    Naja, wie gesagt; Once bietet gute Unterhaltung, aber da gibts doch noch eine ganze Reihe von Serien, die ich viel eher als Muss bezeichnen würde…
    Allen voran True Blood und Community, aber auch Suits, Vampire Diaries (Guilty Pleasure, ich weiss), New Girl oder das viel zu früh eingestellte Pushing Daisies. ^^

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  • bullion

    Ich hab die Serie nach ein paar Episoden abgebrochen. Die Idee war ja ganz nett, doch die Umsetzung viel zu fade…

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  • donpozuelo

    Ich gucke die auch gerade immer mal so, wenn ich Zeit habe… und ich muss zugeben, so richtig überzeugen kann mich die erste Staffel da auch noch nicht. Wie du schon sagst, den LOST-Faktor merkt man schon irgendwie. Diese erste Staffel erinnert mich extrem an LOST Staffel 1: Erst einmal in Ruhe alle Figuren in ihren Flashbacks und ihren jetzigen Rollen vorstellen. Das wird mir hier und da ein wenig nervig, auch wenn ich die Idee an sich echt gut finde. Nur hätten sie es wie bei so vielen Serien in letzter Zeit bei weniger Folgen belassen sollen. Naja, mir fehlen nur noch wenige Folgen bis zum Finale, aber 100%ig überzeugt bin ich immer noch nicht.

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  • Sebastian

    Hm, und ich dachte, die hätte ich dir schon mal ans Herz gelegt. Muss das wohl jemand anderes gewesen sein … Ich kann mich dem, was Alice schrieb, voll und ganz anschließen, auch ein Lost-Feeling kommt so gar nicht auf; vielleicht habe ich mich davon auch bewusst abgekapselt, weil der Vergleich mit einer Enttäuschung enden würde. OUAT hat seine Schwächen, die vor allem in der Erzählung der „realen Welt“ liegen, Charakterentfaltung etc. Trotzdem, eine gute Serie, die aus ihrem Riesenpotential zwar zu wenig herausholt, aber immerhin genug, um größtenteils hervorragend zu unterhalten, schon dank Carlyle. Nur bei der Disneylastigkeit der Figuren in Season 2 muss ich dich bisher enttäuschen. 😉

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