„No politics here – just good old fashioned revenge!“
Manchmal wünschte ich, dass ich meine Gedanken zu einem Film auf dieselbe holografische Art und Weise sortieren könnte, wie das Tony Stark mit seinen Plänen und Entwürfen tut. Es fällt mir nicht immer leicht, Gefühle und Emotionen, die ein Film in mir weckt, in Worte zu fassen und ich denke, darin unterscheide ich mich dann eben auch von richtigen Journalisten. Dieser kann einen Film ohne Wimperzucken als gut oder schlecht abstempeln, während mir das immer wieder extrem schwerfällt – gerade, wenn ich mit dem Film viel verbinde. Schliesslich fiebere ich Iron Man 3 seit nunmehr drei Jahren entgegen. Ein Versuch, meine Erwartungen mit dem Gesehenen zu vereinen, nach dem Klick, in meiner andeutungsweise spoilerhaltigen Review.
Ein Terrorfürst namens Mandarin bedroht Amerika, was an und für sich keine Neuigkeit und vorallem keine Aufgabe für Tony Stark alias Iron Man wäre. Das macht ihm auch sein Freund Rhodey, der jetzt als Iron Patriot für sein Land kämpft, klar. Doch als der Mandarin seine Aufmerksamkeit Tony Stark zuwendet und ihn an einer ganz persönlichen Stelle trifft, ist für den Superhelden klar, dass das nicht ungesühnt bleiben darf. Und so macht sich Iron Man auf, dem Terroristen eine Lehre zu erteilen, nichtsahnend, worauf er sich dabei tatsächlich einlässt…
Für den dritten Teil wurde so manches geändert – auf dem Regiestuhl nimmt nach Jon Favreau nun Shane Black Platz, der Robert Downey Jr. vor acht Jahren mit Kiss Kiss Bang Bang half, nach seinem Karriereknick Fuss zu fassen. Und der Regisseur scheint den Hauptdarsteller auch bei ihrer zweiten Zusammenarbeit zu inspirieren, denn der bereits fünfte Auftritt von Downey Jr. als Tony Stark ist bei Weitem sein bester. Stark ist verletzlich, in die Ecke gedrängt und kann, als ihn seine Technik im Stich lässt, endlich zeigen, dass er mehr ist, als der von Captain America proklamierte „big man in a suit“. Und auch Ben Kingsley und Guy Pearce sind zu loben als zwei der besseren Bösewichte des Superheldenkinos – Pearce ist extrem bedrohlich, während Kingsley eine Naturgewalt ist und endlich einmal einen würdigen Gegenpart für Tony Stark darstellt. Wer jetzt befürchtet, Iron Man 3 wäre so trocken und bierernst wie sein Vorgänger, irrt. Witziger und selbstironischer war kein Film der Reihe. Leider bremst sein Humor den Film ein bisschen, was dazu beiträgt, dass die Story nur noch mehr ihr Ziel aus den Augen verliert, als sie das ohnehin tut, ein Ziel, auf dessen Weg ein dicker, fetter Plottwist liegt, der den Zuschauer schon von Weitem hämisch angrinst, als wollte er sagen: „You’ll never see me coming!“
Doch irgendwie fühlt sich Iron Man 3 trotz der tollen Story nie wirklich „richtig“ an, irgendetwas stört. Er wirkt mehr wie ein eigenständiger Film, als wie ein dritter/siebter Teil einer soliden Reihe. Dabei gibt sich Drehbuchautor Drew Pearce doch solche Mühe, den Film in Verbindung mit den anderen Filmen zu bringen, auch wenn gerade die Anspielungen auf New York mit der Zeit ein bisschen nerven. Umso besser gelungen ist da die Eröffnungssequenz (in Bern, notabene), deren Coolness einem erst so richtig auffällt, wenn man den ersten Teil der Reihe im Hinterkopf hat. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Popkulturreferenzen, die schon in The Avengers für Lacher sorgten. Doch eben – irgendwo ist der Wurm drin. Es ist kein grosser Wurm, aber gross genug, dass bei mir nach dem Kinobesuch eine gewisse Ernüchterung mitschwang. Vielleicht ist es der uninspirierte Soundtrack von Brian Tyler, der sämtliche Themen seiner Vorgänger über den Haufen wirft und der zudem auf AC/DC und Tom Morello verzichtet, vielleicht ist es aber auch die Action, die für meinen Geschmack etwas gar lange auf sich warten lässt. Wenn es dann aber endlich zur Sache geht, stimmt eben doch alles – nicht ohne Grund hat Iron Man 3 das höchste Budget der MCU-Filme, von The Avengers mal abgesehen. Vielleicht bin es ja auch einfach nur ich.
Ich war selten so hin- und hergerissen von einem Film, wie nach der Sichtung von Iron Man 3. Ich könnte konkret nur wenig an Shane Blacks Einstand im Blockbusterkino aussetzen – die Story ist spannend, die Action stimmt und auch schauspielerisch ist es der beste Film der Iron Man-Reihe. Vielleicht muss ich es einfach hierbei belassen, und dem geneigten Leser ans Herz legen, sich eine eigene Meinung zu bilden, denn ich erachte mich als schlichtweg unfähig, mir einen Reim auf diesen Film zu bilden. Was mich ehrlich gesagt ziemlich verzweifeln lässt.