„She’s my sister – she would never hurt me!“
Als sie mit ihrer Fähigkeit, Schnee und Eis zu kreieren versehentlich ihre Schwester Anna verletzt, ist Prinzessin Elsa untröstlich. Aus Angst vor den Folgen ihrer Fähigkeit zieht sie sich in ihrem Schloss zurück und bemerkt nicht, dass sie damit mehr Schaden anrichtet, als mit Schnee und Eis. Frozen ist die lose Adaptation von Hans Christian Andersens Erzählung der Schneekönigin und nach Tangled das zweite computeranimierte Disney-Märchen.
Für die Frauen musste Frozen bereits im Vorfeld viel einstecken, schliesslich sagte niemand geringeres als der Chef-Animator, dass es ihm schwerfalle, den weiblichen Protagonistinnen interessante Emotionen zu entlocken. Und so befürchteten viele, dass uns dieser Film mit dem Geschwisterpaar schwache Frauenfiguren präsentieren würde – doch das Gegenteil ist der Fall: Die beiden Schwestern Elsa und Anna entsprechen ganz und gar nicht dem Prinzessinnenstereotyp, sondern stehen für ihre Prinzipien ein. Ihre Geschichte wird schön erzählt und bleibt bis zum Schluss spannend – selbst wenn uns der Film einige unnötige und vorhersehbare Twists präsentiert. Es scheint ganz, als ob sich die späte Verpflichtung einer zusätzlichen Regisseurin tatsächlich als gute Entscheidung erwiesen hat.
Selbst der Schneemann Olaf, dem ich mit viel Abneigung entgegentrat, nervt nicht ansatzweise so sehr, wie ich befürchtete. Auch wenn er ein Sid-Abklatsch ist, sorgt er für viele Lacher und kann einem mit seiner Naivität fast schon Leid tun. Nur mit seinem Aussehen komme ich leider auch nach Sichtung des Films nicht klar. Generell ist das Charakterdesign für mich nämlich der Schwachpunkt von Frozen, zusammen mit der Wahl der Technik: Der Look ist sehr austauschbar, und ich bin überzeugt, der Film hätte durch die Wahl traditioneller Animation mit Sicherheit gewonnen. Diesen Umstand macht die starke Musik von Christophe Beck und dem Komponistenduo Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez wieder wett, die mit eingängigen Songs aufwartet, die einen sofort an die Klassiker der Disney-Renaissance erinnern. Oscar, ick hör dir trapsen.
Schon der eröffnende Kurzfilm, der Mickey Mouses 85. Geburtstag zelebriert, zeigt, dass Disney es noch immer drauf hat: Frozen ist ein faszinierendes Märchen, das mit witzigen Figuren und wundervollen Songs aufwartet – der perfekte Film für die Weihnachtszeit.