„This isn’t freedom, this is fear.“
Als die Geheimdienstorganisation S.H.I.E.L.D. von fremden Spionen unterwandert wird, gerät auch Captain America ins Visier. Auf sich allein gestellt muss der Star Spangled Man with a Plan verhindern, dass Amerika Ziel eines terroristischen Anschlages aus den eigenen Reihen wird. Sein zweiter Solo-Auftritt Captain America: The Winter Soldier konfrontiert den Supersoldaten Steve Rogers sowohl mit seiner Vergangenheit, als auch mit der chaotischen Gegenwart. Dieser Spagat gelingt den Russo Brothers bestens, weshalb der neunte Film im Marvel Cinematic Universe auch einer der besten ist. Warum das so ist, erfahrt ihr in meiner spoilerhaltigen Kritik.
Zuerst einmal ist es angenehm, dass die Macher nicht zu stark auf dem ganzen Generationen-Clash herumreiten. Steve Rogers hat sich endlich damit abgefunden, dass er im 21. Jahrhundert angekommen ist – was nicht heisst, dass er mit allem klarkommen muss. Aber es ist doch zumindest schön, dass die Russo Brothers andere interessante Handlungsstränge finden. So wird einiges aus dem ersten Film aufgegriffen und zeitgemäss in den Film eingeflochten. Captain America: The Winter Soldier erweckt nämlich einige Totgeglaubte zum Leben – einer davon ist der schier unbesiegbare Winter Soldier, der sich im Verlauf des Films als Steve Rogers‘ doch nicht ganz so toter Jugendfreund Bucky entpuppt. Dafür, dass er die Hälfte des Titels in Anspruch nimmt, wird ihm aber eine relativ kleine Rolle zuteil. Das liegt daran, dass er im Film ein bisschen auf eine Tötungsmaschine im Auftrag der Hauptantagonisten reduziert wird. Das ist nicht weiter schlimm, denn wie Captain America ist auch Bucky, beziehungsweise der Winter Soldier eher undankbar besetzt. Anders als Robert Downey Jr. sind Chris Evans und Sebastian Stan nämlich nicht im Stande, den Film zu tragen und das wissen auch die Macher, weshalb sie dem Duo eine Reihe fähiger Nebendarsteller zur Seite stellen.
Scarlett Johansson etwa wird als Black Widow in diesem Film eine grosse Rolle zuteil und auch Samuel L. Jackson bekommt einiges zu tun. Mit Anthony Mackie als coolem Sidekick Falcon gibt es zudem einen potentiellen neuen Avenger. Das Highlight des Films ist aber Robert Redford, der den Part des undurchschaubaren und erbarmungslosen S.H.I.E.L.D.-Bosses Alexander Pierce mimt. Pierce steht für den Überwachungsstaat, der in diesem Film als Gegenstück zu einer freien Demokratie kritisch betrachtet wird. Denn auch wenn Captain America: The Winter Soldier mit grossartig orchestrierter Action und atmosphärischen Fights aufwarten kann, so ist dieser Film im Grunde ein politischer Thriller, der mit einem Schreckensszenario aufwartet, das in Zeiten des Abhörskandals so unrealistisch nicht ist. Trotz dieser düsteren Ausgangslage fehlt es dem Film aber nicht an Witz. Dafür sorgen die Russo Brothers, ihres Zeichens Regisseure von Community, mit einer Fülle an Popkulturreferenzen, Running Gags und Meta-Jokes. Zudem gibt es unzählige Easter Eggs zu entdecken, die gerade im Hinblick auf The Avengers: Age of Ultron spannend sein dürften. Schliesslich ist dies der letzte Film vor dem zweiten Team-Up, Guardians of the Galaxy, der im August kommt, ist ja als Stand-Alone konzipiert.
Auch wenn Chris Evans noch immer so charismatisch daherkommt, wie seine Filmfigur unpatriotisch, so ist Captain America: The Winter Soldier trotzdem ein Superheldenfilm der Extraklasse. Anders als sein hammerschwingender Buddy kann Captain America in seinem zweiten Solo-Auftritt nochmal einen draufsetzen – die Folge ist ein Polit-Thriller im Superheldengewand, der von Anfang bis Ende beste Unterhaltung bietet. Der wohl beste MCU-Film ohne Iron Man.