„Maybe you could define for us, what the long-term objective would be?“ – „To make the world a safer place. Isn’t that enough?“
Als ein tschetschenischer Flüchtling mit Beziehungen zu radikal-islamistischen Gruppierungen in Hamburg auftaucht, schaltet sich die Spezialeinheit um Günther Bachmann ein. Der deutsche Agent will jedoch abwarten, in der Hoffnung, dass der Flüchtling sie zu einem grösseren Fisch führt. Diese Taktik stösst aber in den Reihen des deutschen Geheimdienstes auf wenig Gegenliebe – und so wird diese Mission für Bachmann ein Rennen gegen die Zeit. Nach Tinker Tailor Soldier Spy folgt mit A Most Wanted Man bereits die nächste Verfilmung eines Romans von John le Carré. Auf dem Regiestuhl sitzt diesmal der Fotograf und Filmemacher Anton Corbijn, in der Hauptrolle brilliert Philip Seymour Hoffman.
Beim Verlassen des Kinos hörte ich, wie sich zwei Hamburgerinnen scherzhaft darüber beschwerten, dass Corbijn ihre Stadt als „letztes Drecksloch“ dargestellt habe. Und auch wenn der holländische Regisseur der Hansestadt damit wirklich ein bisschen unrecht tut, erzielt er offensichtlich die gewünschte Wirkung. Die Stimmung in A Most Wanted Man ist unangenehm, man spürt die beissende Kälte regelrecht. Wir sind nicht in einer Hochglanzwelt mit Gadgets und rasanter Action, „this is the real world“, wie Günther Bachmann klarstellen würde. Und in diesem unwirtlichen Setting fabriziert Anton Corbijn einen packenden und vorallem authentischen Thriller, der bis zum Schluss fesselt.
Doch vergessen wir eine Sache nicht: A Most Wanted Man gehört ganz klar Philip Seymour Hoffman. Der Schauspieler, der kurz nach der Premiere des Films ums Leben kam, ist in bestechender Form – fast, als wolle er uns allen noch einmal in Erinnerung rufen, wie schwer sein Verlust für die Filmwelt tatsächlich wiegt. Wir mögen Günther Bachmann nicht wirklich, diesen schmierigen Geheimdienstchef. Doch Hoffman schafft es, uns durch sein Spiel dennoch eine gewisse Sympathie für diesen unglücklichen Antihelden zu entlocken – nicht zuletzt, da uns der Film immer wieder geschickt vor Augen führt, dass Bachmann im Grunde das kleinste Übel darstellt.
Was The Dark Knight für Heath Ledger war, das ist A Most Wanted Man für Philip Seymour Hoffman: Eine letzte, grossartige Performance, die die ganze Bandbreite seines Talents zeigt. Anton Corbijns zweite Regiearbeit ist zudem ein packender Agententhriller, der sich auch ansonsten sehen lassen kann.