„This world’s a treasure, but it’s been telling us to leave for a while now.“
Die Menschheit blickt dem Untergang entgegen: Die Rohstoffe sind knapp und die Lebensbedingungen auf der Erde unwirtlich. Auf der Suche nach neuen Planeten startet die NASA eine verzweifelte Mission – die die Beteiligten direkt in ein Wurmloch führt. Nach Abschluss seiner The Dark Knight-Trilogie bringt uns der gefeierte Regisseur Christopher Nolan mit Interstellar wieder einen mutigeren Film. Sein Epos über den Zeit und Raum basiert auf einem Drehbuch seines Bruders Jonathan, sowie Theorien des Astrophysikers Kip Thorne, der hier zudem auch als Produzent waltet.
Im Vorfeld wurde oft spekuliert, ob es Christopher Nolan gelingen wird, die Kinolandschaft mit Interstellar so massgeblich verändern, wie er das seinerzeit mit Inception tat. Die Antwort überrascht nicht: Nein, das kann er nicht. Aber wie schon bei The Dark Knight Rises, der auf die beste Comicverfilmung aller Zeiten folgte, werden auch an Interstellar Erwartungen gestellt, die zu erfüllen gar nie Nolans Ziel gewesen sein dürfte. In seinem eskapistischen Science-Fiction-Epos besinnt sich der britisch-amerikanische Filmemacher auf die Wurzeln des Genres zurück – dass Nolan ein Kind der Achtziger ist, merkt man diesem Film zu jedem Zeitpunkt an.
Dabei setzt Nolan eine schwer greifbare Theorie glaubhaft um, und schafft so den Spagat zwischen wissenschaftlichen und fantastischen Ansätzen. Ob das dann auch alles so seine Richtigkeit hat, ist für mich, der von diesen Themen ohnehin nichts versteht, letztlich sekundär. Im Zentrum von Interstellar steht die Geschichte einer Familie, die allen Widrigkeiten trotzt – typisches 80’s-Kino, eben. Mit Matthew McConaughey hat Nolan auch einen der vermutlich besten Schauspieler der letzten Jahre, der die Zerrissenheit zwischen seiner Aufgabe und der Familie glaubhaft rüberbringen kann. Und so hätte es für mich auch gerne etwas weniger astrophysisches Geschwafel sein dürfen, gerade im Mittelteil verliert mich Nolan damit ziemlich. Dazu kommen unnötige Längen, die den fast dreistündigen Film immer wieder zur Geduldsprobe machen.
Für diese leichten narrativen Schwierigkeiten entschädigt die Optik, die diesmal unter der Leitung von Hoyte van Hoytema inszeniert wurde, der damit Wally Pfister hinter der Kamera ablöst. Der Holländer gab uns bereits in Her einen Vorgeschmack von seinem Flair für stimmige Farbkonzepte – und auch hier gelingt es ihm, aus den unterschiedlichen Settings und Szenerien das Maximum herauszuholen, um so fantastische Bildwelten zu komponieren. Zusammen mit dem gewohnt epischen Score von Hans Zimmer, der diesmal auf pochende Orgel-Crescendos setzt, sorgt die Optik von Interstellar für unzählige Gänsehautmomente.
Auch wenn Interstellar bei Weitem nicht Nolans Bester ist, ist es doch ein starkes Werk, das uns der Kultregisseur da präsentiert. Alleine für die atemberaubenden Bilder und die wuchtige Musik lohnt sich der Gang ins Kino.