„Deinem Schicksal kannst du nicht entgehen, mein Prinz. Aber du kannst ihm mutig entgegentreten.“
Ich kam zum ersten Mal mit Hayao Miyazaki in Berührung, als ich noch ein kleiner Junge war. Damals konnte ich als von westlicher Animation verwöhnter Junge nicht viel mit Anime anfangen und auch Mononoke Hime (Prinzessin Mononoke) konnte daran nichts ändern. Es dauerte fast ein Jahrzehnt, bis ich nach mehreren Sichtungen endlich Gefallen an dem Film finden konnte. Hayao Miyazaki, der in seinen frühen Arbeiten immer sehr augenzwinkernd unterwegs war, schlägt mit Mononoke Hime ernstere Töne an: Sein Film thematisiert den Umgang des Menschen mit der Natur. Es geht aber in erster Linie nicht darum zu zeigen, wie schlecht der Mensch seine Umwelt behandelt, sondern um seine mangelnde Bereitschaft, im Einklang mit der Natur zu leben. Diese wird repräsentiert durch riesige tierische Götter, die in den Wäldern hausen. Ein solcher Wildschweingott, Nago, wird von den Menschen schwer verletzt, was ihn so in Rage versetzt, dass er zum Dämon wird. Der junge Prinz Ashitaka gerät zwischen die Fronten dieses Krieges und bezahlt teuer: Im Kampf mit Nago wird er von einem Fluch befallen.
Mit Ashitaka schafft Miyazaki einen klassischen Helden, der für die wahren Werte einsteht und stets die richtigen Entscheidungen trifft. Ashitaka mag zwar der Protagonist von Mononoke Hime sein, wirklich interessant ist er nicht. Da gefallen mir die anderen Figuren besser – etwa die charismatische und kompromisslose Eboshi, die Anführerin der Menschen, die die Natur als Ressource sieht, die es auszubeuten gilt. Eboshi ist keine Bösewichtin – Miyazaki zeichnet sie als eine starke Person, die von den falschen Idealen getrieben wird. Ihr gegenüber steht San, ein von den Wölfen aufgezogenes Mädchen, das die Menschen verabscheut und nur eines will: Eboshis Kopf. So brutal und düster Mononoke Hime daherkommen mag (der Film verdient sich seine FSK-12-Freigabe schon in den ersten Minuten), so bezaubernd ist das Artwork und so schillernd sind die Figuren. Hayao Miyazakis filmische Moralpredigt wartet mit atemberaubenen Landschaften auf – der japanische Regisseur zaubert mit seinem Film eine Welt, in der man sich verlieren möchte. Dazu kommen die wunderschönen Klänge von Joe Hisaishi, die bei mir immer wieder für Gänsehaut sorgen. Nicht ohne Grund habe ich seinen Soundtrack in dreifacher Ausführung rumliegen.
In Kürze:
Was soll ich sagen? Mononoke Hime ist und bleibt einer der schönsten Filme von Hayao Miyazaki. Sicherlich kein leicht zugängliches Werk, aber ein ungemein berührendes.
Wertung:
5 von 5 putzigen Kodamas