„You’re gonna love it.“ – „What?“ – „The world.“
Dass ich ein grosser Anhänger des irischen Kinos bin, habe ich ja desöfteren kundgetan. Umso mehr freut es mich, dass es sich bei gleich zwei der acht für den Oscar für den besten Film nominierten Filmen um Produktionen von irischen Regisseuren handelt. Während sich John Crowleys Brooklyn um die Situation irischer Immigranten in den USA dreht, inszenierte Frank-Regisseur Lenny Abrahamson mit Room ein Thema, das global relevant ist. Brie Larson spielt in Abrahamsons Film Joy Newsome, eine junge Frau, die von einem Peiniger in einen kleinen Schuppen gesperrt wurde, wo sie von ihm regelmässig vergewaltigt wurde. Sieben Jahre später lebt sie noch immer in diesem Raum, bemüht darum, aus der Situation für ihren fünfjährigen Sohn Jack das Beste zu machen. Room ist ein Film, der einen so schnell nicht loslässt. Wie Joy und Jack dem Willen des Entführers ausgeliefert sind und sich ihm unterordnen, ist schockierend.
Obschon Abrahamson diese Thematik geschickt inszeniert, will mich Room nicht restlos begeistern. Das liegt an der Diskrepanz zwischen den beiden Welten, in denen dieser Film spielt. Auf der einen Seite haben wir die erste Hälfte, die im engen, kleinen Raum spielt, in dem Joy und Jack leben und sich ihre Realität zurechtlegen. Diesen Teil des Films gestaltet Abrahamson ungemein spannend, in Form eines Kammerspiel, wenn man so will. Mit Brie Larson und dem jungen Jacob Tremblay setzt der Regisseur auf zwei erstklassige Schauspieler, die wunderbar harmonieren. Dass der Film die Fragen, die er in diesen Szenen aufwirft, auch beantworten muss, ist klar. Wie wird Jack auf die Tatsache reagieren, dass es mehr gibt, als nur diesen Raum? Dass es neben ihm, seiner „Ma“ und dem Peiniger noch andere Menschen gibt? Die Flucht aus dem Raum schildert Abrahamson zwar noch sehr spannend, danach verliert sich sein Film aber in zahlreichen Klischees und erreicht in der Folge nie wieder das Level der ersten Szenen. Zudem ist Room mit einer Laufzeit von zwei Stunden deutlich zu lang geraten – gerade im Schlussteil ist er zu repetitiv.
In Kürze:
Lenny Abrahamson wagt mit Room den Versuch, zu zeigen, was in einem Entführungsopfer vorgeht. Sein Film beginnt stark, flacht dann aber ab der Hälfte deutlich ab. Das stärkste Element dieses schockierenden Filmes ist eindeutig das Zusammenspiel von Brie Larson und Jacob Tremblay als Mutter und Sohn.
Wertung:
3 von 5 schlechten Zähnen