„There’s no adultery when you’re eighteen. You should all be touching each other all the time.“
Ich hatte am diesjährigen Salt Cinema mit While We’re Young meinen ersten Film von Noah Baumbach gesehen – und wurde zugegebenermassen ein bisschen enttäuscht. Ich erkannte das Potential dieses aufstrebenden Filmemachers, aber der Film wollte mich einfach nicht berühren. Ganz anders erging es mir bei Mistress America, seinem neuesten Film, den er zusammen mit seiner Muse Greta Gerwig geschrieben hat, und der für mich zu den stärksten Filmen des aktuellen Kinojahres zählt. Gerwig spielt in diesem Film die Rolle der dreissigjährigen Brooke, die das Leben ihrer achtzehnjährigen Stiefschwester-in-Spe Tracy gewaltig auf den Kopf stellt. Wie schon in seinem letzten Film behandelt Baumbach in Mistress America die Angst, sich selber nicht zu genügen, und den Wunsch, jemand anderes zu sein.
Wirkte diese Thematik in While We’re Young noch künstlich, so gelingt es dem Regisseur mit diesem Film, daraus eine glaubhafte Geschichte zu stricken. Tracy ist unzufrieden mit ihrem Leben und sehnt sich nach Besserem – nämlich nach dem, was Brooke hat. Gespielt wird sie von Lola Kirke, die bisher noch nicht gross von sich reden machte. Das dürfte sich aber spätestens mit diesem Film ändern, denn Kirke gibt an der Seite der grossartigen Greta Gerwig eine solide Leistung ab. Die beiden Schauspielerinnen harmonieren dort wunderbar, wo es ihre Filmfiguren nicht tun. Diese Ambivalenz macht die Beziehung der beiden Frauen zum Pulverfass, das früher oder später explodieren muss. Wenn sich Brooke und Tracy unterhalten, geht die Post ab. Baumbach inszeniert diese Momente so virtuos, dass man sich in Mistress America immer wieder an die rasanten Wortgefechte eines Woody Allen erinnert fühlt.
In Kürze:
Noah Baumbach ist mit Mistress America ein herrlich skurriler Film über die Schwierigkeit, sich selbst treu zu bleiben, gelungen. Greta Gerwig und Lola Kirke brillieren in den Hauptrollen dieses grossartigen Filmes.
Wertung:
5 von 5 Screwdrivern