„I know right? You’re probably thinking „Whose balls did I have to fondle to get my very own movie“? I can’t tell you his name, but it rhymes with ‚pullverine.'“
Bevor ich euch erzähle, wie ich Deadpool fand, möchte ich etwas festhalten: Wer behauptet, der Film wäre ein Risiko für das Studio gewesen, ein Gamble, der hat einen anderen Film gesehen als ich. Es erstaunt doch vielmehr, dass 20th Century Fox überhaupt so lange gebraucht hat, um einen Film mit dem Söldner mit der grossen Klappe durchzuwinken. Schliesslich spricht doch alles für Deadpool. Da wäre zum Einen die grosse Fanbase – kaum ein Superheld, oder Supersöldner in diesem Fall, ist so beliebt wie Wade Wilson. Auch darum, ob sich der Film vom restlichen Superheldengedöns abhebt, müssen sich die Macher keine Sorgen machen, schliesslich ist Deadpool mit seinem Meta-Humor und seinem Bewusstsein für das Medium in dem er sich bewegt einzigartig. Warum also stellen sich die Macher so übervorsichtig an? Warum gehen sie nicht aufs Ganze, sagen den Konventionen des Genres „Fuck You!“ und gehen tatsächlich ein Risiko ein?
Nicht dass man mich jetzt falsch versteht – Deadpool hat mir sehr gut gefallen. Der Humor ist mit seinen zahlreichen Seitenhieben auf das ganze Superheldenuniversum und den bissigen Pointen spot on. Es ist lange her, dass mich ein Blockbuster so sehr zum Lachen gebracht hat. Für den stark aufspielenden Ryan Reynolds dürfte Deadpool die Rolle seines Lebens sein. Man mag ihm den Erfolg nach seiner Bauchlandung mit Green Lantern von Herzen gönnen. Mit dem humorlosen Hünen Colossus hat Deadpool zudem den coolsten Sidekick im Superheldenuniversum. Dass es ganze vier Anläufe brauchte, bis diese Figur in irgendeiner Weise relevant wurde sagt eigentlich genug aus über die Probleme mit Charakteren im X-Men-Universum. Der britische Rapper und Ex-Game of Thrones-Schönling Ed Skrein schnuppert zudem als schmieriger Fiesling Francis ein weiteres Mal Blockbusterluft.
Diese Dinge sind Grund genug, Deadpool zu mögen. Und ihm zu verzeihen, dass er so unglaublich schwach geschrieben ist. Für einen Film, der sich auf die Fahne geschrieben hat, das Superheldenuniversum aufzumischen, ist Deadpool erschreckend konventionell gestrickt. Es ist, als ob sich die Macher nicht sicher gewesen wäre, ob das Publikum auf das Konzept anspricht. Und darum soll uns eine überlange Origin Story erklären, warum Deadpool so ist, wie er ist. Doch statt Empathie weckt diese nach klassischem Schema gestrickte Einführung nur Langeweile – wie können wir mit einem Charakter mitfühlen, wenn sich die Macher in nahezu sämtlichen Szenen des Films über diesen mokieren? Was ist der Anreiz, diesem Charakter, der in jeder Szene als unberechenbarer Kindskopf und notorischer Eigenbrötler dargestellt wird, auch noch eine Liebesgeschichte anzudichten? Eine Love Story, die obendrein darin gipfelt, dass der Held seine Geliebte aus den Klauen des Bösewichtes retten muss? Es wäre doch spannend gewesen, wenn Deadpool eben gerade einen Fick auf all diese Klischees gegeben hätte und damit bewiesen hätte, dass er nicht nur auf dem Papier anders ist.
In Kürze:
Mit Deadpool landen Fox und Regiedebütant Tim Miller einen Volltreffer. Ryan Reynolds überzeugt in der Hauptrolle dieses bissigen und schonungslosen Action-Spektakels. Schade, dass das Drehbuch mit diesem Drang zum Anderssein nicht einhergeht und den Film mit seiner Konventionalität immer wieder ausbremst.
Wertung:
4 von 5 Adventure Time-Armbanduhren