Diese Woche stossen einige neue Filme zu den Kinotipps dazu. Fünf heisse Empfehlungen und eine obligate Warnung für die aktuelle Kinowoche.
Kollektivet – Thomas Vinterberg
Seit 21. April 2016
Nach dem schwer verdaulichen Jagten wagt sich der dänische Regisseur Thomas Vinterberg an etwas leichtere Kost. Kollektivet ist die Umsetzung eines von ihm geschriebenen Bühnenstücks über eine Kommune im Dänemark der 70er-Jahre die durch Eifersucht, Neid und Betrug allmählich auseinanderzubrechen droht. Ganz ohne Schwächen ist dieses rund neunzigminütige Drama leider nicht – dafür weist Kollektivet eindeutig zu viele Längen auf. Das ist aber auch der einzige Vorwurf, den man dem Film machen kann. Thomas Vinterberg erweist sich einmal mehr als geschickter Drehbuchautor der ein Händchen für seine Figuren – und deren Darsteller – hat.
Une famille à louer – Jean-Pierre Améris
Seit 21. April 2016
Benoît Poelvoorde mauserte sich in den vergangenen Jahren zu einem dieser Schauspieler, für deren Filme ich auch mal ein Ticket kaufe, ohne zu wissen, worum es wirklich geht. Das war bei Une famille à louer der Fall, von dem ich – ausser der bereits im Titel angedeuteten Prämisse um einen Mann, der eine Familie mieten will – überhaupt nichts wusste. Und auch wenn Regisseur Jean-Pierre Améris’ Komödie stellenweise sehr simpel gestrickt und vorhersehbar inszeniert ist, so kam ich auf meine Kosten. Der Film macht Spass, auch wenn bei dieser Voraussetzung (und vorallem bei diesem Hauptdarsteller) durchaus eine bissigere Satire auf das heile Familienleben dringelegen hätte.
Shan He Gu Ren (Mountains May Depart) – Jia Zhang-Ke
Seit 7. April 2016
Shan He Gu Ren von Jia Zhang-Ke ist auf jeden Fall leichter zugänglich als noch sein Rachethriller Tian Zhu Ding (A Touch of Sin). Abermals greift der chinesische Filmemacher Themen aus seiner Heimat auf: Was passiert mit den Menschen in einem Land, das sich nach Jahrzehnten der Abschottung allmählich dem Westen öffnet? Mit dem globalisierungskritischen Shan He Gu Ren dürfte sich Zhang-Ke erzählerisch für einmal auf der gleichen Linie wie seine Regierung bewegen. Das tut der Dringlichkeit dieses starken Familiendramas aber keinen Abbruch.
Eddie the Eagle – Dexter Fletcher
Seit 31. März 2016
Wer schon an seiner Darbietung als junger Agent in Kingsman: The Secret Service Freude fand, der dürfte auch in Eddie the Eagle von Taron Egertons Können überzeugt werden. Der wandlungsfähige Newcomer stellt als trotteliger Skispringer Michael „Eddie“ Edwards selbst Co-Star Hugh Jackman locker in den Schatten. Die Komödie von Dexter Fletcher wartet mit überraschend viel Tiefgang auf und ist eine der grösseren Überraschungen dieses Kinojahres.
Hail, Caesar! – The Coen Brothers
Seit 18. Februar 2016
Was kann man über diesen Film noch Neues schreiben? Die Coen Brothers erzählen in Hail, Caesar! die Geschichte eines überforderten Filmstudiovertreters aus den 60er-Jahren (herrlich verkörpert von Josh Brolin), dem sein trotteliger Hauptdarsteller abhanden kommt. Die topbesetzte Satire der beiden Kultregisseure ist die wohl herzlichste Liebeserklärung ans Kino seit The Artist.
Gods of Egypt – Alex Proyas
Seit 21. April 2016
Ich frage mich ein bisschen: Darf man Gods of Egypt überhaupt zerreissen? Der Film und alle die dabei involviert waren, müssten einem doch wenn überhaupt Leid tun. Hier sind keine übermütigen Grossmäuler auf die Schnauze geflogen und auch Potential wurde im Grunde keines vergeudet. Warum sollte man also die Energie verschwenden, den Film kleiner zu machen, als er ohnehin schon ist? Denn: Wer nicht nach dem Trailer schon wusste, dass einen hier ein überdrehter Trip aus schlechtem Storytelling, traurigen Darstellern und billigen Effekten erwartet, dem ist gar nicht zu helfen.