Zum dritten Mal werfe ich einen statistischen Blick auf mein Kinojahr. Schnappt euch einen heissen Punsch oder eine Tasse Kakao und erfahrt, welch‘ wichtige Ereignisse mein Kinojahr 2017 prägen.
Anzahl Kinobesuche
Mein persönliches Kinojahr 2017 begann gleich, wie 2016 aufgehört hatte: Mit erschreckend wenigen Kinobesuchen ging es auch im neuen Jahr weiter, was vorallem meiner Bachelorarbeit geschuldet war. Betrachtet man nur die zehn Monate, in denen ich an meinem Abschlussprojekt sass (Ende September 2016 – Juni 2017) betrachten, so kommt man auf 52 Kinobesuche. Das sind 5.2 Kinobesuche pro Monat. Auf ein Jahr hochgerechnet ergäbe das 62.4 Kinobesuche. Nur 2010, als ich gerade einmal 33 Kinobesuche anhäufte, war ich noch seltener im Kino.
Ganz so bescheiden ging es zum Glück nicht weiter, in der zweiten Jahreshälfte 2017 habe ich deutlich mehr Kinotickets gesammelt: 98 an der Zahl. Insgesamt komme ich so auf 118 Kinobesuche in diesem Jahr. Damit habe ich es nicht mehr in einen rekordverdächtigen Bereich geschafft – im Gegenteil: Das ist ein neuer Tiefstwert seit 2012. Wenigstens den Durchschnittswert der letzten acht Jahre von 105 Tickets vermochte ich zu überbieten.
Dass ich in der ersten Jahreshälfte ausserordentlich selten im Kino war, wird deutlich, wenn man die maximalen Intervalle zwischen Kinobesuchen betrachtet. 2017 habe ich diesbezüglich für einen neuen Rekordwert gesorgt – so war ich nämlich fast einen ganzen Monat (28 Tage) lang nicht im Kino. Das geschah in der Schlussphase meiner Abschlussarbeit und war mit dafür verantwortlich, dass ich Filme wie «Kong: Skull Island», «Alien: Covenant» oder «Despicable Me 3» verpasst habe.
In acht Jahren komme ich so auf 840 Tickets. Damit nähere ich mich langsam (LANGSAM) dem 1000. Kinobesuch. Ausgehend vom aktuellen Richtwert von 118 Filmen pro Jahr wäre das in 494 Tagen der Fall – also am 9. Mai 2019. Das wäre also etwa um den Kinostart des vierten «Avengers» herum. Klingt machbar.
Monatsvergleich
Schaut man die Monate an, zeichnet sich ein ähnliches Bild wie schon im Vorjahr: Erneut ist der September der stärkste Monat mit 31 Tickets (2016: 33), und somit mehr Kinoeintritte als der Monat Tage hat. Dafür verantwortlich waren auch heuer die diversen Festivals, an denen ich mir mehrere Filme oder Filmblöcke pro Tag anschaute: Das Fantoche in Baden (10 Filme), Upcoming Film Makers in Luzern (4 Sichtungen) und das Zurich Film Festival (34 Filme, davon aber nur 11 im September).
Ich wollte herausfinden, ob es einen Trend gibt, in welchen Monaten ich oft ins Kino gehe und habe deshalb die letzten drei Jahre zusammen betrachtet. Tatsächlich gehe ich in der ersten Jahreshälfte deutlich weniger ins Kino. Das hat sicher auch damit zu tun, dass die Festivals, an denen ich die meisten Filme sehe, im Herbst sind – und sich die kalten Monate ohnehin anbieten, um sich im warmen Kino zu verkriechen. Auffällig ist aber auch der Akzent ins Negative, den der November setzt und den ich mir nicht schlüssig erklären kann (ausser vielleicht, dass ich nach September/Oktober die Schnauze voll habe).
Mehrfachsichtungen
In diesem Jahr ist die Zahl mehrfach angeschauter Filme noch einmal zurückgegangen. Das liegt daran, dass ich ohnehin schon seltener als sonst im Kino war, und dann nicht nochmal dieselben Filme sehen wollte. Und 2017 war meiner Meinung nach auch ein extrem ernüchternder Filmjahrgang. Nur gerade vier Filme habe ich mehrfach im Kino gesehen, und alle davon nur gerade zweimal: Beauty and the Beast, The Square, Loving Vincent und Star Wars: Episode VIII – The Last Jedi. Damit bleibt meine Rangliste der meisten Mehrfachsichtungen EVER wie gehabt:
8 Sichtungen: Star Wars: Episode VII – The Force Awakens
6 Sichtungen: The Dark Knight Rises
5 Sichtungen: The Dark Knight
4 Sichtungen: Inception, The Avengers, The Hobbit: The Desolation of Smaug, Jurassic World, Mad Max: Fury Road, Monsters University, Spectre
Laufzeit
Als jemand, dem die immer länger werdenden Blockbuster auf den Sack gehen (hörst du, Rian Johnson?), bin ich auch immer an den Laufzeiten interessiert. Johnson ist dieses Jahr jedoch nicht der grösste Übeltäter, die Krone in dieser Sache schnappt sich Denis Villeneuve für seinen fast dreistündigen «Blade Runner 2049» (164 Minuten), der aber fairerweise einer der wenigen nicht ermüdenden Blockbuster war. Die Reprise von «Saving Private Ryan» dauerte sogar noch länger, und zwar 169 Minuten.
Total war ich so 12674 Minuten im Kino (Werbung, Pause und Abspann ausgenommen). Wenn man die Kurzfilmblöcke, die meist nach unten ausscheren weglässt, komme ich so auf einen Durchschnittswert von 114 Minuten und 32 Sekunden pro Film, was minim weniger ist als im Vorjahr (115 Minuten). Das entspricht in Etwa den Laufzeiten von «Atomic Blonde» und «The Florida Project» und liegt wie schon zuvor unter den von mir geforderten zwei Stunden, die ein Film dauern darf.
Yorgos & Steven
2017 war ich für zwei Filmemacher mehrmals im Kino, denn beiden widmete mein Lieblingskino Xenix eine Programmreihe.
Gut, nicht ganz, denn Yorgos Lanthimos (4 Filme) war im November lediglich Teil einer Filmreihe zum neuen griechischen Kino. Drei seiner Filme habe ich dort entdeckt, einen weiteren habe ich am Zurich Film Festival gesehen. Das schräge Kino von Lanthimos ist jedem zu empfehlen, und es wird mir das Herz brechen, wenn «The Killing of a Sacred Deer» im Januar von der Academy schmerzlich übergangen wird.
Im Dezember schliesslich zeigte das Xenix einen Überblick des Schaffens von Steven Spielberg (5 Filme), teilweise sogar mit 35mm-Kopien. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, letztlich ist es aber den Feiertagen und dem ohnehin schon stressigen Dezember zu verdanken, dass es am Ende „nur“ fünf Filme waren.
Fun Fact: Diese Quote werde ich bereits am 2. Januar getoppt haben. Der Steven Spielberg-Block greift nämlich auch ins neue Jahr über, wo das Xenix am Neujahrstag alle vier Indiana Jones-Filme am Stück zeigt und Tags darauf eine Double Feature aus den ersten beiden Jurassic Park. Damit wäre ich dann 2018 bereits nach zwei Tagen sechsmal für Spielberg im Kino gewesen. Crazy.
Immerhin zwei Filme habe ich von Rob Reiner («When Harry Met Sally» und «Shock and Awe»), Robert Zemeckis («Forrest Gump» und «Allied»), Gus van Sant («Psycho» und «Elephant») sowie Denis Villeneuve («Arrival» und «Blade Runner 2049») gesehen. Villeneuve ist zudem der einzige Filmemacher von dem ich zwei neue Filme in einem Jahr gesehen habe. Damit gesellt er sich als erst dritter Regisseur zu dieser renommierten Kategorie – nach David Yates (2016) und Ridley Scott (2015).
Animationsfilme
Als Animator habe ich natürlich ein speziell grosses Interesse am Trickfilm. In den vergangenen Jahren war fast jeder vierte Film, den ich mir angesehen habe, ein Animationsfilm. 2017 waren es insgesamt deren 26 – miteingeschlossen sind auch Filmblöcke an Festivals, sofern sie ausschliesslich aus Animationskurzfilmen bestehen. 17 solcher Filmblöcke habe ich 2017 angesehen, und lediglich neun Tickets habe ich für animierte Langspielfilme gelöst.
26 Animationsfilme auf 92 Realfilme entspricht einem Anteil von 22.1%, womit die Quote tiefer ist als in den Vorjahren (2016: 23.9%, 2015: 23.8%). Ein weiterer Bereich wo ich mich im kommenden Jahr freilich verbessern kann.
Kosten
Dieses Jahr sind die Kosten für meinen Filmkonsum noch einmal massiv angestiegen. Das hat einen ganz einfachen Grund: Seit Januar 2017 arbeite ich nicht mehr im Kino und kann somit nicht mehr kostenlos Filme schauen. Entsprechend belaufen sich meine Ausgaben für alle Kinobesuche 2017 auf insgesamt 742 Franken, mehr als doppelt soviel wie im Vorjahr. Einmal mehr holt sich das KKL Luzern die Krone für den teuersten «Kinoeintritt» für zwei Besuche von Live-to-Projection-Vorführungen mit jeweils 60 Franken. Das ist aber jetzt auch nicht so überraschend, da es immerhin ein Konzert mit einem Orchester darstellt.
Im Schnitt habe ich pro Kinoticket 6 Franken und 29 Rappen hingeblättert, was für hiesige Verhältnisse, wo ein Ticket durchschnittlich 18 Franken kostet, verdammt wenig ist. Die Gründe finden sich bei zahlreichen kostenlosen Pressevorführungen und Festivals, sowie Vergünstigungen durch meine diversen Kinokarten.
Nachtrag vom 15. Januar 2018: Wie jedes Jahr muss ich auch dieses Jahr eine kleine Korrektur vornehmen, da ich einen Film vergessen habe und die Statistik sich so verändert. Wobei böse Zungen behaupten, dass die Tatsache, dass Gus van Sants «Psycho» existiert, ja auch gerne vergessen werden darf.
Nachtrag vom 27. Dezember 2023: Die Mehrfachsichtungen von The Hobbit: The Desolation of Smaug wurden nachgetragen. Ausserdem wurde die Prognose aufgrund drei in Vorjahren vergessenen Filmen angepasst.