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Kinostatistik 2021

Sagen wir es, wie es ist: Auch 2021 war die Pandemie für die Schweizer Kinos spürbar – nicht nur, weil sich weniger Publikum Filme auf grosser Leinwand anschaute, sondern vorallem auch, weil die Kinos im vergangenen Jahr ganze 112 Tage geschlossen waren. Das ist mehr als im Jahr davor (100 Tage), was mich ein bisschen überraschte – irgendwie hatte ich den ersten Lockdown in der Schweiz länger in Erinnerung. Dass ich es in diesem Jahr trotzdem so oft ins Kino schaffte, freut mich darum umso mehr und so blicke ich mit leichtem Optimistismus auf meine Kinostatistik 2021.

Die vergangenen Ausgaben meiner Kinostatistik findet ihr alle hier:
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Anzahl Kinobesuche

Anzahl Kinobesuche, pro Jahr.

2021 war ich öfter im Kino als im Vorjahr, was aufgrund der oben erwähnten längeren Kinoschliessung zunächst erstaunen könnte. Doch der Unterschied zu 2020 war, dass die Kinos bei der Wiedereröffnung auch Filme zum Zeigen hatten. Anders 2020: Als die Kinos damals nach dem Frühlingslockdown wieder öffneten, wollte kein Verleih seine Filme rausbringen – zu gross war die Angst, die Filme zu verheizen, wenn sich niemand ins Kino traut. In diesem Jahr gab es für die Kinos dank der Impfung wieder eine gewisse Sicherheit, weshalb die Kinos wieder viele und auch grosse Filme zeigen konnten. Das führte dazu, dass ich 2021 immerhin 66 mal im Kino war – damit habe ich nicht nur den Vorjahreswert geknackt, sondern auch haarscharf jenen von 2019 (65 Kinobesuche), als die Welt noch in Ordnung war. Ob das reicht für einen Aufwärtstrend? 2022 wird es zeigen.

Was den Gesamtdurchschnitt der letzten dreizehn Jahre betrifft, geht es trotzdem ein weiteres Stück abwärts: Neu befindet sich der bei 95.75 Kinobesuchen pro Jahr (2020: 98.545 Tickets).

Die Monate im Vergleich

Gesehene Filme pro Monat.

Das Kinojahr begann 2021 erst im April, als die Kinos nach dem zweiten grossen Shutdown wieder ihre Türen öffneten. Über die restlichen Monate hinweg zeichnet sich ein ähnliches Bild wie in den Vorjahren: Der Festivalherbst mit dem Fantoche (9 Kinobesuche) und dem Zurich Film Festival (23 Kinobesuche) dominiert auch heuer mein Kinojahr, fast 50% aller in diesem Jahr gesehenen Filme fallen auf die beiden Festivals.

Als jemand, der auch 2021 grosse Menschenmengen und Veranstaltungen mied, war das Kino ein willkommener Zufluchtsort – nur wenige Menschen verirrten sich in den dunklen Saal und Abstandhalten war problemlos möglich. Was für die Kinos nicht gut war, gab mir gerade dann, wenn es pandemietechnisch wieder brenzlig wurde, ein Gefühl von Sicherheit.

1111 Kinobesuche and counting

2019 war ich zum 1000. Mal im Kino und habe aus diesem Anlass berechnet, wann bei gleichbleibendem Filmkonsum mein 1200., 1500. und 2000. Kinobesuch stattfinden könnte. Dann kam die Pandemie, die unser Leben ordentlich durchgerüttelt hat, weshalb ich 2020 auf eine Korrektur dieses Werts verzichtet habe. 2021 habe ich immerhin meinen 1111. Film im Kino gesehen, und zwar ausgerechnet «Earwig and the Witch» von Gorō Miyazaki am Fantoche am 9. September. Bis zum Ende dieses Jahres kam ich auf insgesamt 1150 Kinobesuche.

Jetzt, wo es scheint, als könnte zumindest ein wenig Ruhe in unseren Alltag einkehren, möchte ich es noch einmal versuchen und eine Prognose erstellen für meine nächsten Jubiläen. Dafür verwende ich den Durchschnittswert der letzten zehn Jahre, der repräsentativer sein dürfte als das aktuelle Jahr. Ausgehend vom daraus berechneten Wert von einem Kinobesuch alle 3.47 Tage1, ergeben sich folgende Daten für meine Jubiläen.

1200. Kinobesuch: 22. Juni 2022
1500. Kinobesuch: 28. April 2025
2000. Kinobesuch: 27. Januar 2030

Zumindest für den 22. Juni 2022 ist bereits ein Filmstart geplant – laut Outnow.ch kommt dann nämlich «Elvis» von Baz Luhrmann in die Kinos. Ob das hinkommt? Wir werden es sehen.

Mehrfachsichtungen

Ich habe in diesem Jahr gleich drei Filme mehrmals gesehen: «Drunk» von Thomas Vinterberg war im April der erste Kinobesuch des Jahres für mich und nach der Pressevorführung wollte ich ihn mir noch einmal mit Publikum anschauen. «The French Dispatch» von Wes Anderson war beim ersten Mal überfordernd und brauchte eine Zweitsichtung und «No Time to Die», der neue Bond-Film… ist nunmal ein Bond-Film. Zwischen beiden Sichtungen liegen übrigens 72 Tage.

Durch zahlreiche Retrospektiven gab es auf meinen All-Time-Charts kleinere Veränderungen: «SkyFall» (7. Kinosichtung) von Sam Mendes zieht nun als alleiniger Zweitplatzierter direkt hinter «Star Wars: Episode VII – The Force Awakens» davon, während «Spectre» (5. Kinosichtung) vom selben Regisseur zu den Viertplatzierten aufschliesst. Beide Filme wurden am Zurich Film Festival als Vorprogramm von «No Time to Die» gezeigt. Die sieben Sichtungen von «SkyFall» verteilen sich übrigens auf fünf verschiedene Jahre: 2012, 2013, 2019, 2020 und 2021.

  1. Star Wars: Episode VII – The Force Awakens (8 Sichtungen)
  2. SkyFall (7 Sichtungen)
  3. The Dark Knight, The Dark Knight Rises (6 Sichtungen)
  4. Inception, Mad Max: Fury Road, Spectre (5 Sichtungen)
  5. The Avengers, The Hobbit: The Desolation of Smaug, Jurassic World, Monsters University (4 Sichtungen)

Franchisetreue

Für James Bond war ich in diesem Jahr – genau wie im Vorjahr – insgesamt sechsmal im Kino. Zwei Filme («Quantum of Solace», «No Time to Die») habe ich zum ersten Mal auf Grossleinwand gesehen. Gesamthaft habe ich damit 13 der 25 Bond-Filme im Kino gesehen.

Ausserdem habe ich in diesem Jahr (leider) alle vier veröffentlichten Filme des Marvel Cinematic Universe im Kino gesehen. Damit habe ich mit Ausnahme der ersten beiden Filme «Iron Man» und «The Incredible Hulk» alle Filme der aktuell 27-teiligen Reihe auf Grossleinwand gesehen.

The Kon-Artist

Es interessiert mich auch immer, für wen ich im vergangenen Jahr am meisten im Kino war. 2021 gibt es einen Gewinner, doch direkt dahinter reihen sich zahlreiche Regisseur*innen ein. Dank der Retrospektive am Fantoche konnte ich gleich drei Filme des japanischen Regisseurs Satoshi Kon schauen: «Paprika», «Millenium Actress» und «Tokyo Godfathers». Einzig «Perfect Blue», Kons Regiedebüt, habe ich verpasst.

Für ganz viele Regisseur*innen war ich immerhin zweimal im Kino: Ridley Scott («The Last Duel», «House of Gucci»), Chloé Zhao («Nomadland», «Eternals»), Thaïs Odermatt («Amazonen der Grossstadt», Co-Regie «Les Nouvelles Èves») und Sam Mendes («SkyFall», «Spectre»). Schuld an dieser Häufung von Regisseur*innen mit zwei Filmen im Kino trägt sicher auch die Pandemie, die viele Vorjahreskinostarts in dieses Jahr verschoben hat. Ebenfalls zweimal im Kino war ich für die drei Regisseure, deren Filme ich zweimal gesehen habe: Thomas Vinterberg («Drunk»), Wes Anderson («The French Dispatch») und Cary Joji Fukunaga («No Time to Die»).

Laufzeit

2021 war ich ganze 7438 Minuten im Kino. Das sind 123.96 Stunden, 5.16 Tage oder 9917 übersprungene «Friends»-Titelsequenzen. Wenn ich die Kurzfilmprogramme nicht mitzähle, dann dauerte ein Film im Schnitt 115 Minuten und 37 Sekunden. Das ist wieder weniger als im Vorjahr, und vorallem auch weniger als die von mir verhassten 120 Minuten, die grosse Filme gerne überschreiten, ohne wirklich viel damit anzufangen.

Animation Love

Anteil animierter Filme (rot)

Die gute Nachricht: Ich habe 2021 mehr Animationsfilme im Kino gesehen als im Jahr zuvor: Gleich 14 Kinotickets habe ich für Animationsfilme gelöst, was immerhin zwei mehr sind als im Vorjahr. Die schlechte Nachricht: Anteilsmässig sind es weniger als im Vorjahr, da ich gesamthaft mehr im Kino war, nämlich 21.2%. So tief war der Anteil an Animationsfilmen noch nie: Im Vorjahr waren es 29.2% und auch vom Rekordwert von 35.3% von 2019 bin ich noch weit entfernt.

Auch dieses Jahr fällt ein Grossteil meiner Animationsfilmsichtungen auf das Trickfilmfestival Fantoche, an dem ich 4 Kurzfilmprogramme und 5 Filme geschaut habe: Die bereits erwähnten drei Satoshi-Kon-Filme, den Eröffnungsfilm «Wolfwalkers» und «Earwig and the Witch» von Gorō Miyazaki. Nicht nur für den Junior war ich 2021 im Kino, mit «Spirited Away» gab es auch einen Film von Miyazaki Senior. Überhaupt habe ich mir für einen Anime-Skeptiker wie mich überraschend viel japanische Animation angesehen – so etwa auch Mamoru Oshiis Klassiker «Ghost in the Shell», den ich zum allerersten Mal gesehen habe.

Diversität

Vor einigen Jahren habe ich mir vorgenommen, hier auch stärker auf die Geschlechterdiversität bei meinem Filmkonsum zu schauen. Wie viele Filme von FINTA*2 habe ich 2021 gesehen? Dieses Jahr habe ich sowohl zahlenmässig als auch prozentual mehr Filme gesehen, die nicht von cis-Männern gedreht wurden: 13 Filme, was, wenn man die vier Kurzfilmprogramme, die ich gesehen habe weglässt, 20.96% der 62 Kinotickets entspricht. Das ist nochmal eine Steigerung zum Vorjahr (18.75%), hat aber noch viel Luft nach oben. Insgesamt sind es 16 Filmemacherinnen, die dabei involviert waren.

Was kostet das alles?

Durchschnittliche Ticketkosten in Franken.

Seit 2018 war kein Kinojahr mehr so teuer wie dieses Jahr – und 2018 war ich mehr als doppelt so oft im Kino als 2021. Tatsächlich habe ich in diesem Jahr viel Geld fürs Kino ausgegeben, 555.20 Franken kostete mich der Filmspass. Schuld daran sind mehrere Faktoren: Einerseits die Kinotickets der grossen Ketten, die in den letzten Jahren alle bis zu 2 Franken teurer wurden, andererseits habe ich in diesem Jahr gleich sechsmal mehr als 20 Franken für ein Ticket bezahlt (looking at you, Zurich Film Festival), was deutlich über dem durchschnittlichen Preis für ein Kinoticket in der Schweiz (14.00-20.00 Franken) liegt. Dank Akkreditierungen und Pressevorführungen waren meine Auslagen zum Glück nicht höher, weshalb ich im Schnitt nur 8.42 Franken bezahlt habe – zwar der höchste Durchschnittsbetrag, den ich je erreicht habe, aber eben: Immer noch deutlich weniger, als man in der Schweiz für ein Ticket bezahlt. Teilt man die 555.20 Franken nur durch jene Vorstellungen, für die ich bezahlt habe, so ergibt sich ein Durchschnittspreis von 16.32 Franken, der näher bei den gängigen Ticketpreisen liegt.

Lieblingsfilme 2021

Auch 2021 hat mich das Filmjahr nicht gerade begeistert. Doch Alan Mattli brachte es in der Jahresrückblicks-Folge des Maximum Cinema-Podcasts gut auf den Punkt: «Wer das Gefühl hat, dass ein Filmjahr schlecht sei, hat schlicht nicht genug Filme gesehen.» Was durchaus auf mich zutrifft, denn auch abseits des Kinos habe ich nur wenige neue Filme gesehen. Ganz so dramatisch wie 2020 ist es zwar nicht, aber es fiel mir auch schon leichter, eine Top 10 zusammenstellen. Dennoch: Hier meine 10 Lieblingsfilme 2021:

(Filme, die ich nicht im Kino gesehen habe, sind kursiv.)

1. «Les Olympiades»3 von Jacques Audiard
2. «The Worst Person in the World»4 von Joachim Trier
3. «Ninjababy»5 von Yngvild Sve Flikke
4. «First Cow» von Kelly Reichardt
5. «Wolfwalkers» von Tomm Moore & Ross Stewart (meine Filmkritik)
6. «Bo Burnham: Inside» von Bo Burnham
7. «Promising Young Woman»6von Emerald Fennell
8. «Drunk» von Thomas Vinterberg
9. «The Sparks Brothers» von Edgar Wright
10. «The Green Knight» von David Lowery

Sonstige filmische Sachen 2021

  • Ich war auch im zweiten Jahr des «Maximum Cinema Filmpodcasts» Teil der vierköpfigen Crew sein, und lautstark über Filme und Kino streiten – verliess die Runde jedoch auf eigenen Wunsch, weil mir das Podcasten etwas über den Kopf wuchs. Hin und wieder kehre ich zurück und diskutiere mit – etwa über den neuen Bond-Film oder die besten Filme des Kinojahres. So oder so: Unbedingt reinhören!
  • Ich habe für Maximum Cinema auch acht Kritiken geschrieben, unter anderem zu «No Time to Die» von Cary Joji Fukunaga oder «Space Jam: A New Legacy» von Malcolm D. Lee. Zudem habe ich noch einige Hintergrundartikel verfasst, etwa zum Fantoche, zu den oscarnominierten Animationsfilmen, oder – mein Lieblingstext für Maximum Cinema – zu der Verbindung zwischen The Mandalorian und Hayao Miyazaki. Alle meine Beiträge gibt es hier.
  • Auf Instagram empfehle ich seit April in meinen Stories (fast) jede Woche drei Kinofilme und rate von einem Film ab. Ich habe nachgeschaut, welche Filme ich euch am meisten empfohlen habe und zwar sind das «Nomadland» von Chloé Zhao (7x auf der Liste), «The Father» von Florian Zeller (6x), sowie gleich mehrere Filme mit 5 Erwähnungen. Am meisten abgeraten habe ich von «Space Jam: A New Legacy» von Malcolm D. Lee (8x auf der Liste), hauchdünn vor «Eternals» von – erneut – Chloé Zhao (7x).

Korrektur vom 27. Dezember 2023: Die Mehrfachsichtungen von «The Hobbit: The Desolation of Smaug» wurden nachgetragen. Ausserdem wurde die Prognose aufgrund drei in Vorjahren vergessenen Filmen angepasst.

  1. 1052 Kinobesuche in 3653 Tagen
  2. Frauen, Inter Menschen, Nichtbinäre Menschen, Trans Menschen und Agender Menschen – kurz, alle nicht cis-männlichen Personen
  3. Geplanter Kinostart: 3. März 2022
  4. Geplanter Kinostart: 20. Januar 2022
  5. Geplanter Kinostart: 3. Februar 2022
  6. Screener

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